Italien:Bürgermeister attackiert Klimaaktivisten, die Palast in Florenz besprühen

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Eine Protestaktion von Klimaaktivisten in Florenz. (Foto: -/dpa)

Aus Feuerlöschern kommt die Farbe, mit der Mitglieder der "Letzten Generation" den Palazzo Vecchio besprühen - eines der wichtigsten historischen Gebäude in Florenz. Der aufgebrachte Bürgermeister beteiligt sich anschließend selbst an der Reinigung.

Es sind zwei Männer, die kurz vor Mittag damit beginnen, mit oranger Farbe auf die Mauer zu sprühen. Man kann die Aufnahmen auf Twitter sehen. Aber es ist nicht irgendeine Mauer, auf der die Aktivisten der Ultima Generazione, so heißt die radikale Klimagruppe Letzte Generation in Italien, da ihre Protestbotschaft loswerden wollen. Es ist der Palazzo Vecchio, eines der wichtigsten historischen Gebäude in Florenz, der Hauptstadt der Toskana.

Die Aktion läuft einige wenige Momente, Dutzende Menschen werden Zeugen, der Platz vor dem Palazzo ist zu diesem Zeitpunkt gut gefüllt. Plötzlich stürmen zwei Sicherheitsmänner auf die Aktivisten zu und ein Mann in einer brauen Lederjacke. Sie umklammern die Aktivisten von hinten, schlagen die Feuerlöscher weg, aus denen die Männer die Farbe versprüht haben. Auf Twitter ist auch eine Nahaufnahme zu lesen, von dem Mann in der Lederjacke, der einen der Aktivisten angeht und anschreit: "Fermati. Che cazzo fai? Che cazzo fai?". Das übersetzt man an dieser Stelle vielleicht am besten mit: "Hör auf! Was verdammt noch mal machst Du da für eine Scheiße?"

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Der Mann in der Lederjacke ist nicht irgendwer, sondern der Bürgermeister der Stadt. Dario Nardella, Sozialdemokrat und seit 2015 im Amt. Offenbar war Nardella zufällig draußen auf dem Platz, weil er ein Social-Media-Video aufnahm, in der er von der Schönheit der Stadt und des Platzes sprach, wie das italienische Portal Ultimora berichtet.

Wenig bedeutet den Menschen in Italien so viel wie das kulturelle Erbe, die historischen Palazzi in den Innenstädten, die in Florenz davon zeugen, dass diese Stadt einmal der Mittelpunkt der Welt war, jedenfalls der damals in unseren Breiten bekannten Welt. In den sozialen Medien wird Nardella daher für seine Aktion gefeiert.

Der Palazzo Vecchio wurde im 14. Jahrhundert gebaut und diente ursprünglich als Sitz des florentinischen Stadtparlaments. Im 19. Jahrhundert war er zudem für einige Jahre Sitz der italienischen Abgeordnetenkammer. Heute befinden sich in dem Gebäude das Kindermuseum von Florenz (Museo dei Ragazzi), die Büros der Gemeindeverwaltung sowie ein prunkvoller Saal.

Nach der Aktion äußert sich die Klimagruppe in einer Stellungnahme: Der Palast sei nach der Farbattacke noch immer derselbe, aber "diejenigen, die ihn heute bewohnen, haben die Vision der Verantwortung für die Zukunft ihrer Gemeinschaft verloren", hieß es darin. Die Aktion richte sich gegen die italienische Regierung, die viel zu wenig für den Klimaschutz tue.

Nachdem er den Aktivisten weggezerrt hatte, beteiligte sich Nardella an den Putzarbeiten und kletterte dafür auf ein Gerüst, um die - wie stets bei Aktionen der Klimaaktivisten - abwaschbare Farbe mit einer Bürste und einem Hochdruckreiniger zu beseitigen. "Das sind Barbaren. So protestiert man nicht", sagte der Politiker.

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