Leipzig:Katholiken auf Konfrontation zur AfD

Präsident des ZdK, Thomas Sternberg

ZdK-Präsident Sternberg kündigt seinen Rückzug an.

(Foto: Friso Gentsch/dpa)

Beim Katholikentag soll die Partei ausgeladen bleiben - Chefin Frauke Petry empört das sehr.

Von Matthias Drobinski

Ende Mai, auf dem Katholikentag in Leipzig werden unter dem Leitwort "Seht, da ist der Mensch" viele Tausend Christen über Flüchtlinge und Fluchtursachen reden, über Islam und Integration, mit vielen Politikern von der CSU bis zu den Linken - nur nicht mit Vertretern der AfD. Darüber streiten nun die AfD-Vorsitzende Frauke Petry und Thomas Sternberg, der neue Präsident des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK), das den Katholikentag veranstaltet.

Der nordrhein-westfälische CDU-Landtagsabgeordnete Sternberg hatte bei der Vorstellung des Katholikentagsprogramms in Leipzig die Mitte November getroffene ZdK-Entscheidung bekräftigt, keinen Vertreter der rechtspopulistischen Partei als Redner oder Podiumsteilnehmer einzuladen. "Die AfD hat sich mit ihren Äußerungen der vergangenen Tage aus dem demokratischen Konsens verabschiedet", sagte Sternberg in Anspielung auf die Äußerungen der AfD-Politikerinnen Petry und Beatrix von Storch, es könnten zur Abwehr von Flüchtlingen an der deutschen Grenze auch Schusswaffen eingesetzt werden. Das letzte Mal hatte das ZdK 1986 die Grünen nicht zum Katholikentag eingeladen, weil die Partei und der damalige Bischofskonferenzvorsitzende, der Kölner Kardinal Joseph Höffner, in der Abtreibungsfrage überkreuz lagen. Frauke Petry kritisierte den Ausschluss heftig. In der Sendung MDR Info warf sie der katholischen Kirche eine "Unkultur des Nicht-Miteinander-Redens" vor. Sie verstehe, dass das Thema Flucht und Migration hoch emotional diskutiert werde, die Kirche sei aber "diskussionsunfähig, wenn sie einen wichtigen Akteur in Deutschland" ausblende, so die AfD-Vorsitzende. Die Absage werde bestehende Gräben weiter vertiefen.

Sternberg wies im gleichen Sender diese Kritik zurück und verteidigte den ZdK-Beschluss: "Die Partei muss man nicht noch popularisieren und bekannt machen, indem man sie aufs Podium holt", sagte er. "Es geht hier darum, dass man über wirkliche Lösungsmöglichkeiten spricht und nicht auf Rattenfängereien und einfache Parolen hereinfällt." Die AfD sei ein Sammelbecken von rechten Bewegungen und äußere sich menschenfeindlich. Daran änderten auch die Klarstellungsversuche der Schießbefehl-Zitate nichts. Wer die deutschen Grenzen schließen wolle, erinnere an den Stacheldraht aus DDR-Zeiten, sagte Sternberg. Solche simplen Lösungen würden nicht funktionieren. Einen Austausch der Argumente lehne er selbstverständlich nicht ab.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: