Lebenswandel:Top of the Klops

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Die Briten werden immer älter, aber auch immer dicker und kränker.

Von Christian Zaschke

Mittelalte Briten sind zu dick, trinken zu viel Alkohol, essen zu viel und dann auch noch das Falsche, treiben kaum Sport und haben keine Ahnung mehr, wie eine normalgewichtige Person aussehen müsste, weil Übergewicht die neue Normalität ist. So drastisch hat es Public Health England (PHE), eine Abteilung des Gesundheitsministeriums, am Mittwoch ausgedrückt. In einer Studie kommt die Behörde zu dem Schluss, dass acht von zehn Briten im Alter zwischen 40 und 60 Jahren auf beunruhigende Weise unfit sind. Grund dafür: Das moderne Leben beeinträchtige die Gesundheit der Nation.

Public Health England wurde 2013 mit dem Ziel gegründet, die Briten gesünder zu machen. Seither meldet sich die Behörde besonders gern gegen Ende des Jahres zu Wort. In den vergangenen Jahren ging es dabei um das Thema Rauchen. In drastischen Spots rauchten graugesichtige Menschen Zigaretten, aus denen mutiertes Fleisch quoll, es sah aus wie in einem veritablen Horrorfilm. Laut PHE haben die Kampagnen tatsächlich dazu geführt, dass weniger Menschen rauchen. Sie führten allerdings auch zu allerlei Protesten, weil sie wirklich arg eklig waren.

In diesem Jahr hat PHE sich also die Mittelalten vorgenommen. Diese seien die "Sandwich-Generation", die sich sowohl um Kinder und alternde Eltern und um den Job kümmern müsse und in der täglichen Tretmühle einfach nicht mehr dazu komme, auf sich selbst zu achten. PHE will, dass besonders die mittelalten Briten 2017 mit dem guten Vorsatz angehen, gesünder zu leben. Eine Kampagne namens "One You" soll sie dabei unterstützen.

Als größtes Problem haben die Mediziner Übergewicht ausgemacht. 77 Prozent der Männer und 63 Prozent der Frauen im mittleren Alter wiegen zu viel. Fettleibigkeit habe bei Erwachsenen in den vergangenen 20 Jahren deutlich zugenommen. Das erhöhe das Risiko, an Diabetes zu erkranken. Insgesamt würden die Briten zwar länger leben, sie seien aber bei schlechterer Gesundheit.

Da das Ende des Jahres die Zeit der guten Vorsätze ist, melden sich auch andere Organisationen mit Appellen und Empfehlungen zu Wort. Am bekanntesten ist wohl der Aufruf, im Januar auf Alkohol zu verzichten. Der "Dry January", der trockene Januar, ist mittlerweile eine Institution. Ins Leben gerufen hat ihn die Stiftung "Alcohol Concern", die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Trinkgewohnheiten auf der Insel zu ändern. Sie geht die Sache positiv an und wirbt damit, dass man besser schlafe, Gewicht verliere und sich besser fühle, wenn man weniger trinke. Man kann sich auf der Website der Stiftung registrieren und erhält dann jeden Tag im Januar aufmunternde Botschaften. Zudem gibt es Rezepte für "Mocktails" - Cocktails ohne Alkohol, die zum Teil gar nicht so übel schmecken.

Auch PHE hat eine Website, auf der sich ein Fragebogen findet, mit dem die Briten ihre Gesundheit prüfen können. Gefragt wird das Übliche, wie viel man trinkt, wie viel Sport man treibt, wie viele Tüten Chips man am Tag zu sich nimmt. Je nach Ergebnis erhält man Tipps, wie man seine schlechten Angewohnheiten ändern könnte. Das Wichtigste beim Ausfüllen des Fragebogens sei vor allem: Ehrlichkeit.

© SZ vom 29.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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