Gesundheitssystem:Lauterbach: Zahl der Pflegebedürftigen steigt "explosionsartig"

Gesundheitsminister Lauterbach plädiert für eine umfassende Finanzreform in der Pflege. (Foto: Nadja Wohlleben/Reuters)

Weit mehr Menschen als zuvor prognostiziert sind im vergangenen Jahr pflegebedürftig geworden. Mit dem aktuellen Beitragssystem sei das Leistungsniveau der Pflege nicht zu erhalten, sagt der Gesundheitsminister.

Nach den Worten von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steigt die Zahl Pflegebedürftiger in Deutschland unerwartet schnell. "Demografisch bedingt wäre 2023 nur mit einem Zuwachs von rund 50 000 Personen zu rechnen gewesen. Doch tatsächlich beträgt das Plus über 360 000", sagte der SPD-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland und bezieht sich auf die Zahlen aus dem vergangenen Jahr. "Woran das liegt, verstehen wir noch nicht genau."

Lauterbach sprach von einem "akuten Problem in der Pflegeversicherung". Als Ursache für den "explosionsartigen" Anstieg geht Lauterbach von einem "Sandwich-Effekt" aus. "Zu den sehr alten, pflegebedürftigen Menschen kommen die ersten Babyboomer, die nun ebenfalls pflegebedürftig werden", sagte der Minister. Erstmals gebe es also zwei Generationen, die gleichzeitig auf Pflege angewiesen seien: "Die Babyboomer und deren Eltern."

Es gebe eine Reihe von Erkrankungen, die man früher nicht lange überlebt hätte. "Durch die Erfolge der Medizin ist die Gruppe derjenigen größer geworden, die schon in jungen Jahren pflegebedürftig sind", sagte Lauterbach. Mit dem aktuellen Beitragssystem allein sei das Leistungsniveau der Pflege nicht zu erhalten, sagte er.

Eine umfassende Finanzreform in der Pflege werde in dieser Legislaturperiode aber wahrscheinlich nicht mehr zu schaffen sein, sagte er. Auch eine interministerielle Arbeitsgruppe werde "wohl kaum zu einer einheitlichen Empfehlung" kommen. "Dafür sind die Ansichten der verschiedenen Ministerien beziehungsweise der Koalitionspartner zu unterschiedlich." Die Arbeit der Gruppe sei aber eine gute Grundlage für eine große Pflegereform in der nächsten Wahlperiode. "Dann muss sie aber auch kommen."

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