Terror-Vorwurf:Anklage wegen geplanter Lauterbach-Entführung erhoben

Terror-Vorwurf: Im April 2022 flog eine Gruppe auf, die Gesundheitsminister Karl Lauterbach entführen und die Regierung stürzen wollte.

Im April 2022 flog eine Gruppe auf, die Gesundheitsminister Karl Lauterbach entführen und die Regierung stürzen wollte.

(Foto: Carsten Koall/DPA)

Vier Männer und eine Frau sitzen in Untersuchungshaft. Der Prozess gegen sie soll am Oberlandesgericht Koblenz stattfinden.

Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen die mutmaßliche Terrorgruppe erhoben, die den Sturz der Bundesregierung und die Entführung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplant haben soll. Der Prozess gegen die vier Männer und eine Frau, die seit dem vergangenen Jahr in Untersuchungshaft sitzen, soll am Oberlandesgericht Koblenz stattfinden, wie die Karlsruher Behörde am Montag mitteilte. Allen Beschuldigten werde die Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens gegen den Bund vorgeworfen.

Die Ermittler gehen davon aus, dass sich die Gruppe spätestens im Januar 2022 zusammenschloss - mit dem Ziel, "mittels Gewalt sowie zumindest unter Inkaufnahme von Todesopfern in Deutschland bürgerkriegsähnliche Zustände auszulösen und damit den Sturz der Bundesregierung und der parlamentarischen Demokratie herbeizuführen". An deren Stelle habe wieder ein autoritär geprägtes Regierungssystem nach dem Vorbild des Deutschen Kaiserreichs etabliert werden sollen. Die Pläne sollten mit einem länger dauernden bundesweiten Stromausfall und der Entführung des Gesundheitsministers einhergehen.

Schusswaffen, Sprengstoff, Goldbarren

Einer der Beschuldigten soll nach Angaben der Bundesanwaltschaft damit betraut gewesen sein, eine sogenannte "False Flag"-Aktion zu inszenieren, bei der ein Schauspieler den amtierenden Bundespräsidenten oder Bundeskanzler in einer Live-Sendung im Fernsehen imitieren und verlautbaren sollte, dass die Bundesregierung abgesetzt sei und nunmehr wieder die Verfassung von 1871 gelte. Zwei weitere Beschuldigte sollen versucht haben, Waffen und Sprengstoff zu beschaffen. Mehrere Tonnen wollten sie laut Bundesanwaltschaft aus dem einstigen Jugoslawien einführen.

Die vier Männer waren am 13. April 2022 an verschiedenen Orten in Deutschland festgenommen worden. Vorausgegangen war ein Treffen von einem der Männer mit einem verdeckten Ermittler zu einem Waffengeschäft. Bei bundesweiten Durchsuchungen waren damals etliche Schusswaffen und Munition, Bargeld, Goldbarren, Silbermünzen und Devisen sichergestellt worden. Wenig später hatte die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen.

Mitte Oktober hatte sie außerdem eine pensionierte Lehrerin in Sachsen festnehmen lassen, die ebenfalls eine übergeordnete Stellung in der Gruppe gehabt haben soll. Die im April Festgenommenen stammen nach früheren Angaben aus Neustadt an der Weinstraße (Rheinland-Pfalz), Falkensee bei Berlin sowie aus den Kreisen Landshut (Bayern) und Ammerland (Niedersachsen).

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