Lateinamerika:Die Hoffnung ist weiblich

Männliche Gewalt ruiniert diese Region - immer mehr Frauen wollen sich das jetzt nicht mehr gefallen lassen. Die Lateinamerikanerinnen haben begonnen, die Politik ganz konkret zu verändern. Davon profitieren auch die Männer.

Von Benedikt Peters

Lateinamerika ist eine geschundene Weltgegend, die vergangenen zwei Tage aber geben Anlass zur Hoffnung. Von Buenos Aires bis Mexiko-Stadt gingen am Sonntag Hunderttausende Frauen auf die Straße. Am Montag dann blieben etliche der Arbeit fern, um zu zeigen: So geht es nicht weiter mit der männlichen Gewalt, die diese Region ruiniert.

Das Machtungleichgewicht zwischen Männern und Frauen ist fast nirgendwo so dramatisch wie in Lateinamerika. Schlimm genug, dass in Deutschland jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Ex-Partner getötet wird, aber in Mexiko gibt es solche und andere Femizide zehn Mal am Tag. Hinzu kommen vorsintflutlich anmutende Gesetze. Mütter, die in El Salvador eine Fehlgeburt erleiden, müssen in vielen Fällen ein paar Jahre ins Gefängnis.

Die Lateinamerikanerinnen lassen sich das alles nicht mehr bieten. Sie haben begonnen, die Politik zu verändern. In Argentinien und Kolumbien laufen Initiativen zur Lockerung der Abtreibungsgesetze. In Mexiko führte die Gewalt an Frauen zu einem Aufschrei, der weltweit Gehör fand. In Chile spielten die Feministinnen im Herbst eine wichtige Rolle bei den Protesten gegen die Regierung. Die aus der Diktatur stammende, ungerechte Verfassung wird nun wohl abgeschafft. Davon profitieren alle in Chile - natürlich auch die Männer.

© SZ vom 10.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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