Nachdem bereits mehrere führende Unionspolitiker eine rasche Ausrufung des Kanzlerkandidaten gefordert haben, spricht sich auch einer der möglichen Kandidaten selbst dafür aus. "Wenn ich die Stimmung in der Breite der CDU berücksichtige, sollte die Entscheidung sehr zügig fallen", sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet in einem Interview der Bild am Sonntag. Aus der Sicht des CDU-Vorsitzenden sollte die Kür eines Kanzlerkandidaten einvernehmlich geschehen. "Geschlossenheit hat hohe Bedeutung. CDU und CSU tut es sehr gut, die Entscheidung gemeinsam zu treffen. Und zwar sehr zeitnah."
Sowohl Laschet als auch der CSU-Vorsitzende Markus Söder sind nach Darstellung Söders bereit, als Kanzlerkandidat der Union anzutreten. Laschet und er hätten sich am Samstag offen und freundschaftlich ausgetauscht, sagte Söder nach Angaben von Teilnehmern am Sonntag bei der Klausur der Spitze der Unionsfraktion in Berlin. "Wir haben beide erklärt, wir sind bereit", berichtete er. Es sei noch kein abschließendes Gespräch gewesen.
Kanzlerkandidatur:Unionspolitiker fordern rasche Entscheidung
Laschet oder Söder? Die Frage drängt. 50 Abgeordnete der Unionsfraktion drängen auf ein Mitspracherecht. Fraktionschef Brinkhaus will eine Entscheidung in den kommenden zwei Wochen.
Zwar treten Laschet und der CSU-Vorsitzende Markus Söder gemeinsam bei der Klausur im Bundestag auf, doch Laschet hatte bereits vorher im Bild am Sonntag-Interview gesagt, er erwarte bei diesem Treffen noch keine Entscheidung. Der Termin sei seit Monaten geplant. Die Parteivorsitzende von CDU und CSU seien als Gäste geladen, um die Zusammenarbeit eng zu verzahnen. Die Klausur steht unter dem Motto "Wie gestalten wir die Zukunft?" Söder und Laschet wollen am Mittag mit Abgeordneten diskutieren. Am Vormittag ist eine Aussprache zur politischen Lage mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geplant.
Laschet machte deutlich, dass er in vielen politischen Fragen immer an der Seite Merkels gestanden habe - anders als Söder. "In den Grundfragen der Politik stimme ich seit Jahren mit der Bundeskanzlerin überein - von der Euro-Rettung bis zur Flüchtlingspolitik. Auch, als vor zwei Jahren der Konflikt mit der CSU über eine europäische Flüchtlingspolitik eskalierte", betonte er. "Ein solcher Riss darf sich in der Union nie wiederholen." Zur Form der internen Auseinandersetzung im Machtkampf um die Kanzlerkandidatur sagte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident: "Bei mir werden Sie keine Sticheleien, Schmutzeleien oder Ähnliches feststellen. Das ist nicht mein Stil. Die Pandemie ist zu ernst für parteipolitische Spielchen." Der Begriff "Schmutzeleien" stammt ursprünglich vom früheren CSU-Chef Horst Seehofer. Der hatte Söder 2012 "charakterliche Schwächen" und einen Hang zu "Schmutzeleien" vorgeworfen.
Angesichts eingebrochener Umfragewerte wächst die Nervosität in der Union. Einzelne CDU-Abgeordnete hatten sich wegen seiner hohen Beliebtheitswerte für Söder ausgesprochen. Auch immer mehr führende CDU-Politiker fordern eine rasche Entscheidung über die Kanzlerkandidatur. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sagte der Bild am Sonntag: "Bei der Kanzlerkandidatur muss nächste Woche die Entscheidung fallen, ob wir mit Armin Laschet oder Markus Söder antreten." Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: "Wir müssen jetzt sehr schnell entscheiden."