Süddeutsche Zeitung

Ernteschäden:Bayern will Landwirte gegen Dürre versichern

  • Der Freistaat Bayern will über den Bundesrat eine sogenannte Mehrgefahrenversicherung durchsetzen, welche auch Ernteausfälle ausgleicht.
  • Die Kosten für die Versicherung sollen - ähnlich wie in Österreich - zur einen Hälfte von Bund und Ländern gezahlt werden, zur anderen Hälfte von den Landwirten.
  • Als die Bauern 2018 einen großen Teil der Ernte durch die Dürre verloren, sprang der Staat ein.

Von Herbert Fromme und Henrike Roßbach

Angesichts der Gefahr, dass es auch 2019 zu einer Dürre kommt, sollen Bauern durch eine staatlich unterstützte Versicherung vor Missernten geschützt werden. Der Freistaat Bayern will über den Bundesrat eine sogenannte Mehrgefahrenversicherung durchsetzen, welche auch Ernteausfälle ausgleicht. Das sagte Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa.

Die Kosten für die Versicherung sollen - ähnlich wie in Österreich - zur einen Hälfte von Bund und Ländern gezahlt werden, zur anderen Hälfte von den Landwirten. "Die Erfahrung aus anderen Ländern zeigt, dass eine breite Absicherung von Risiken wie etwa Dürre nur dann zu erreichen ist, wenn die Versicherungsprämien für die Bauern bezahlbar bleiben", sagte Kaniber.

Eine Sprecherin von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) sagte der SZ, die Bundesregierung prüfe den Vorschlag sorgfältig. Es sei geplant, dass sich die Agrarministerkonferenz im Herbst mit dem Thema Risikovorsorge "eingehend befasst". Grundsätzlich habe Kaniber recht, sagte die für Landwirtschaft zuständige Vizevorsitzende der Union im Bundestag, Gitta Connemann (CDU). So könnten Schadensereignisse abgesichert werden, für die es heute keine Versicherung gebe. Der Vorschlag sei aber zu teuer, es gehe um Summen "bis zu einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag".

Auch Dürreschäden sind versicherbar, aber zu sehr hohen Kosten

Als die Bauern 2018 einen großen Teil der Ernte durch die Dürre verloren, sprang der Staat ein. Landwirtschaftsministerin Klöckner sagte Bundesmittel von 170 Millionen Euro zu, weitere 170 Millionen Euro kamen von den Ländern. Bund und Länder würden durch eine subventionierte Ernteversicherung zwar dauerhaft belastet, müssten aber künftig keine Hilfen nach Missernten leisten.

Viele Bauern haben Versicherungen gegen Sturm- und Hagelschäden, Starkregen und Frost. Auch Dürreschäden sind versicherbar, aber zu sehr hohen Kosten. Dürreschäden treffen einen großen Teil der versicherten Bauern gleichzeitig, daher sind die Prämien hoch.

Der Deutsche Bauernverband verlangt, dass die Landwirte in guten Jahren steuerfreie Gewinnrücklagen bilden können, um schlechte Jahre besser zu überstehen. Zur staatlich subventionierten Dürreversicherung gibt es im Verband auch skeptische Stimmen. Sie befürchten, dass die Politik die Zahlungen gegen andere Subventionen aufrechnen und deshalb weniger Mittel an die Bauern fließen als jetzt, wo Bund und Länder im Notfall einspringen.

Die Versicherungswirtschaft, allen voran der Rückversicherer Munich Re, macht sich dagegen für die Idee stark. "Die Einführung einer staatlich geförderten Mehrgefahrenversicherung in Deutschland ist zu befürworten", sagte Munich-Re-Chefökonom Michael Menhart. Weil Dürreversicherungen teuer sind und sich Landwirte im Schadenfall auf die Hilfe des Staates verlassen, sind solche Absicherungen momentan kaum verbreitet. Das System der Katastrophennothilfe sorge für Fehlanreize, weil es diejenigen belohne, die keine Risikovorsorge betrieben, kritisierte Menhart.

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SZ vom 29.04.2019/dit
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