Süddeutsche Zeitung

Landtagswahlkampf in Baden-Württemberg:Merkel in Grün

In Baden-Württemberg liegen die Grünen in Umfragen vor der CDU. Bitter für die Christdemokraten - zumal Ministerpräsident Kretschmann eindeutig Anleihen bei der Kanzlerin nimmt.

Von Josef Kelnberger, Stuttgart

Beim Besuch in Ladenburg am Neckar wurde Winfried Kretschmann mit sehr netten Geschenken bedacht. Regionale Weine in der Berta-Benz-Tasche, grüner Wohlfühl-Tee mit dem passenden Namen "Ewiges Leben". So weit, so üblich im Wahlkampf.

Dann setzte der grüne Ministerpräsident zu seiner Rede an - und nichts wirkte mehr wie normaler Wahlkampf. Der einstündige Vortrag, mit dem Kretschmann derzeit durch Baden-Württemberg tingelt, ist durchaus eine Herausforderung für seine Zuhörer - auch für Journalisten. Man muss schon ganz genau hinhören, muss sich wirklich konzentrieren, um von Anfang bis Ende folgen zu können.

Kretschmann erklärt seine Politik im ganz großen Bogen

Denn es handelt sich um keine Wahlkampfrede im eigentlich Sinn. Kretschmann erklärt seine Politik im ganz großen Bogen. Pragmatischer Humanismus in der Flüchtlingskrise. Europäische Solidarität als oberste Priorität. Digitalisierung als Chance für die Entkopplung von Wachstum und Ressourcenverbrauch. Zivilgesellschaftliches Engagement und zivilisierter Streit als Kitt der Gesellschaft. Und so geht das immer weiter.

Man mag davon halten, was man will. Seine politischen Gegner werfen dem grünen Ministerpräsidenten gern vor, er flüchte vor den Schwächen der grün-roten Regierungspolitik ins Wolkige. Aber die Menschen sehnen sich offenbar nach Einordnung und Erklärung in diesen unübersichtlichen Zeiten der Flüchtlingskrise. Sie verlangen nach politischer Führung und suchen Politiker, denen sie vertrauen können. Winfried Kretschmann scheint diesen Nerv zu treffen, genau wie die SPD-Frau Malu Dreyer in Rheinland-Pfalz einen Nerv trifft.

Deshalb führen die beiden ihre Parteien in nicht für möglich gehaltene Umfrage-Sphären. Die Grünen liegen stabil bei mehr als 30 Prozent. Winfried Kretschmann, der erste grüne Ministerpräsident, könnte am 13. März ein weiteres Mal in die Geschichte der Grünen eingehen - als erster Wahlkämpfer, der die Grünen zur stärksten Kraft in einem Bundesland macht. Für die Christdemokraten sind das bittere Werte. Zumal Kretschmann in seiner Wahlkampfstrategie ganz eindeutig Anleihen bei der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel nimmt.

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