Süddeutsche Zeitung

Landtagswahl:Wer am meisten von ehemaligen Nichtwählern profitiert

Die Wahlbeteiligung im Saarland ist deutlich gestiegen. Doch diesmal war es nicht die AfD, die die meisten Nichtwähler für sich gewinnen konnte.

Von Katharina Brunner

Die CDU gewinnt mit Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer die Landtagswahl im Saarland mit hohem Vorsprung. Die CDU bleibt damit weiterhin die stärkste Partei im Saarland. Die SPD steht bei knapp 30 Prozent.

Vier Parteien haben es nach aktuellem Stand in den Landtag geschafft. Durch den überraschend deutlichen Sieg wird die CDU voraussichtlich 24 der 51 Landtagsabgeordneten stellen. Zweitstärkste Kraft ist die SPD, danach die Linke mit sieben Sitzen. Erstmals wird die AfD im saarländischen Landtag vertreten sein. Die FDP schafft den Einzug nicht, auch die Piraten und die Grünen stellen keine Abgeordneten mehr.

Die CDU gehört neben der AfD zu den großen Gewinnern der Landtagswahl. Die SPD und die Linke haben Stimmen verloren. Ein erwarteter Schulz-Effekt blieb damit aus. Die Ergebnisse entsprechen bei den kleinen Parteien den letzten Umfragen. Bei CDU und SPD hat sich das Stimmungsbild innerhalb weniger Tage noch zu Gunsten der CDU verschoben.

Die CDU profitiert am meisten von früheren Nichtwählern

Die Wahlbeteiligung ist deutlich angestiegen. Mit 70 Prozent liegt sie fast zehn Prozentpunkte höher als bei der letzten Landtagswahl 2012. Es ist schon mehr als 20 Jahre her, dass der Wähleranteil höher war als an diesem Sonntag. Und genutzt hat das vor allem der CDU.

60 000 ehemalige Nichtwähler sollen nach Zahlen der Meinungsforscher von Infratest Dimap zusätzlich zur Wahl gegangen sein. Fast die Hälfte davon gab ihre Stimme der CDU, 16 000 stimmten für die SPD, 8000 für die AfD.

Auch wenn die bisherigen Nichtwähler die größte Wählergruppe der AfD ist - im Unterschied zu den letzten Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin war es nicht die AfD, die die meisten Nichtwähler für sich gewinnen konnte. Enttäuschung und Politikverdruss, oft genannte Motive von Wählern der AfD, scheinen bei früheren Nichtwählern im Saarland eine eher untergeordnete Rolle gespielt zu haben.

Frauen für die CDU, Männer für die AfD

Bei CDU und AfD haben Frauen und Männer deutlich unterschiedlich abgestimmt. Die CDU hatte einen Vorteil bei Frauen. 43 Prozent der Frauen stimmten für die Partei der Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer, von den Männern waren es 38 Prozent.

Bei der AfD war es umgekehrt. Würden nur Frauen wählen, wäre die AfD nicht im Parlament. Denn wie auch bei anderen Landtagswahlen zeigt sich: Es sind überwiegend Männer, die für die Partei stimmen. Etwa acht Prozent der männlichen Wähler konnte die AfD von sich überzeugen.

Die CDU holt fast jede zweite Stimme bei den Alten

Unterschiedliches Wählerverhalten gibt es auch entlang der Altersstruktur. Besonders ausgeprägt ist das bei der CDU. Je älter ein Wähler oder eine Wählerin, desto wahrscheinlicher setzt er oder sie das Kreuz bei der CDU. Bei den über 60-Jährigen holten die Christdemokraten fast die Hälfte aller Stimmen.

Umgekehrt ist es bei der AfD: Sie punktete eher bei den Wählern im mittleren Alter zwischen 30 und 44 Jahren. Bei den Grünen waren es die Wähler über 60 Jahre, die sie den Wiedereinzug ins Parlament kosteten. Nur zwei Prozent stimmten für sie.

Weiterhin große Koalition

Rechnerisch möglich und realistisch ist nur eine große Koalition von CDU und SPD:

Die Ergebnisse in den Wahlkreisen

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