Süddeutsche Zeitung

Landtagswahl:TV-Debatte in Stuttgart: "Nehmen Sie den Finger da weg"

Die Runde der Spitzenkandidaten in Baden-Württemberg hat emotionale Momente - und bleibt doch ohne klaren Sieger. Winfried Kretschmann scheint das zu helfen.

Von Josef Kelnberger, Stuttgart

"Nehmen Sie den Finger da weg", sagte Nils Schmid von der SPD, "nehmen Sie mal den Finger da weg!" Hans-Ulrich Rülke von der FDP aber wedelte immer weiter mit dem Zeigefinger, als wolle er jeden Einzelnen der 1000 Polizisten herbeiwedeln, den er einstellen will. Guido Wolf, CDU, forderte noch mehr neue Polizisten, 1500. Und hinterher kam der Ministerpräsident Winfried Kretschmann von den Grünen und mahnte: Natürlich gelte es, die Polizei zu stärken, aber "Schritt für Schritt". Irgendjemand müsse dafür ja auch bezahlen.

So ging das am Donnerstagabend zu bei der Elefantenrunde des SWR, drei Tage vor der Wahl in Baden-Württemberg. Die Sendung war auf Krawall angelegt: Einspielungen zu jedem Politikfeld als Vorlage für die Opposition, dann hitziger Streit über Gemeinschaftsschulen, den Straßenbau, die innere Sicherheit.

Die Runde geht ohne klaren Sieger zu Ende

Beim Thema schlechthin, der Flüchtlingskrise, verlief der Streit nach den üblichen Fronten. FDP-Mann Rülke attackierte die Politik der Bundeskanzlerin. Der Grüne Kretschmann verteidigte ihren Versuch, europäische Lösungen zu finden. Der CDU-Mann Wolf erklärte danach, warum Kretschmanns Solidarität mit Merkel nicht ernst zu nehmen sei. Und Schmid ritt die Attacken auf die AfD ("Anständige Menschen wählen keine Rassisten.") Jörg Meuthen, der AfD-Chef, kam aber doch einigermaßen ungeschoren davon.

In Einspielern wurden Aussagen von AfD-Kandidaten dokumentiert. Die Grünen würden "schleichenden Genozid am deutschen Volk betreiben", wegen Merkel sei "der Auftakt zur Vernichtung des deutschen Volks" zu beklagen. Doch Meuthen entzog sich einer Stellungnahme und stellte sein Konzept der Grenzsicherung vor.

Die Elefantenrunde wäre fast geplatzt, weil Kretschmann und Schmid nicht mit dem AfD-Vertreter hatten diskutieren wollen. Angesichts des Medienechos erklärten sich die beiden doch bereit, weshalb auch Bernd Riexinger von der Linken zur Sendung geladen wurde. Der angekündigte Versuch, die AfD zu "entzaubern", ging in dem Gezänk allerdings unter.

Der Schlagabtausch ging ohne klaren Sieger zu Ende. Die Forschungsgruppe Wahlen gab derweil eine neue Umfrage heraus: Die Grünen liegen demnach mit 32 Prozent nun drei Prozentpunkte vor der CDU.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2902383
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 11.03.2016/fued
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.