Landtagswahl in Sachsen-Anhalt:Vorläufiges amtliches Endergebnis: gut 37 Prozent für Haseloffs CDU

  • Die CDU hat die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt gewonnen und ist deutlich vor der AfD stärkste Kraft geworden.
  • Die FDP zieht wieder in den Lantag ein, die Grünen bleiben unter den Erwartungen, SPD und Linke verlieren an Zuspruch.

Von Ramona Dinauer, Thomas Hummel, Oliver Klasen, Antonie Rietzschel, Kassian Stroh & Lilith Volkert

"Die Erleichterung ist groß und die Freude ebenfalls", sagt Reiner Haseloff, der alte und wohl auch neue Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt. Nach der Landtagswahl sind dort mehrere Dreier-Koalitionen unter Führung der CDU möglich: eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit SPD und Grünen, eine Koalition mit SPD und FDP oder eine Koalition mit Grünen und FDP. Auch ein Zweier-Bündnis aus CDU und SPD, das man unter diesen Bedingungen kaum große Koalition nennen kann, hätte eine Mehrheit.

Die Entwicklungen des Wahlabends zum Nachlesen:

Oliver Klasen
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Ende des Liveblogs


Nachdem das vorläufige amtliche Endergebnis nun vorliegt, schließen wir diesen Newsblog. Lesen Sie gerne die Analyse meiner Kollegin Ulrike Nimz, die aufzeigt, dass es bei Wahlen in Sachsen-Anhalt schon sehr oft Überraschungen gab. Oder den Kommentar von Jens Schneider, der darauf blickt, was Haseloffs Sieg für Armin Laschet bedeutet. Außerdem hat Kathrin Müller-Lancé für Sie die Sendung von Anne Will angesehen. Was dort besprochen wurde, lesen Sie hier
Oliver Klasen
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Alle Stimmen sind ausgezählt


Gut neun Stunden nach Schließung der Wahllokale liegt das vorläufige amtliche Endergebnis in Sachsen-Anhalt vor. Die CDU von Ministerpräsident Reiner Haseloff wird mit 37,1 Prozent der Stimmen stärkste Partei (+ 7,3 Prozent im Vergleich zu 2016). Die AfD erreicht demnach 20,9 Prozent nach 24,3 Prozent vor fünf Jahren. Die Linke kommt auf nur noch 11,0 Prozent (16,3 Prozent). Die Grünen erreichen 5,9 Prozent nach 5,2 Prozent bei der vorangegangenen Wahl, die SPD liegt bei 8,4 Prozent nach 10,6 Prozent 2016. Die FDP erreicht mit 6,4 Prozent den Wiedereinzug in den Magdeburger Landtag, vor fünf Jahren hatten die Liberalen dieses Ziel mit 4,9 Prozent verfehlt. 
Oliver Klasen
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Wie das Ausland die Wahl in Sachsen-Anhalt sieht


Hier ein kleiner Auszug dessen, wie Medien in anderen europäischen Ländern über den letzten Test vor der Bundestagswahl berichten. Der britische Guardian schreibt, Angela Merkels Partei habe die Ultrarechte in einer entscheidenden Regionalwahl geschlagen. Die französische Le Monde sieht in Haseloffs Sieg eine "sehr gute Nachricht" für Armin Laschet, "den unpopulären Chef der CDU". Für den italienischen Corriere della Sera ist die Wahl in Sachsen-Anhalt ein Triumpf für die Konservativen und eine Bremse für die extrem rechte AfD. 
Oliver Klasen
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Was aus Sachsen-Anhalt folgt


"Es ist eine durchaus beliebte Disziplin im deutschen Informationsfernsehen: die Post-Landtagswahl-Analyse inklusive Deutung für die Bundespolitik", schreibt meine Kollegin Kathrin Müller-Lancé in ihrer Kritik zur Sendung von Anne Will. Gäste waren Volker Bouffier (CDU), Tino Chrupalla (AfD), Robert Habeck (Grüne), Sahra Wagenknecht (Linke) und die Journalistin Nadine Lindner. Wer aus der Wahl in Sachsen-Anhalt was für die Bundespolitik herausinterpretiert hat, lesen Sie hier
Oliver Klasen
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Spitzenkandidat der AfD verliert Direktwahl


AfD-Spitzenkandidat Oliver Kirchner hat bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt sein Direktmandat verloren. Kirchner kam am Sonntag im Wahlkreis Magdeburg I auf 19,9 Prozent der Erststimmen, wie die Landeswahlleitung mitteilte. Bei der Wahl 2016 hatte Kirchner dort mit 23,9 Prozent das Direktmandat gewonnen. Den Wahlkreis gewann diesmal der CDU-Politiker Stephen Gerhard Stehli mit 29,2 der Erststimmen. 
Oliver Klasen
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Fast 99 Prozent aller Wahlbezirke ausgezählt


Wahnsinnig lange wird es nicht mehr dauern, bis das vorläufige amtliche Endergebnis in Sachsen-Anhalt feststeht. Laut der Website der Landeswahlleiterin fehlten um 0.23 Uhr nur noch 34 von 2630 Wahlbezirken. 
Oliver Klasen
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Haseloff gewinnt Direktmandat


Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff hat bei der Landtagswahl erneut ein Direktmandat gewonnen und dabei sein Ergebnis von 2016 deutlich verbessert. Der 67-Jährige kam am Sonntag im Wahlkreis Wittenberg auf 53,9 Prozent der Erststimmen, wie die Landeswahlleitung mitteilte. Er landete damit vor Volker Scheurell (AfD) und Thomas Lippmann (Linke). Bei der Landtagswahl 2016 hatte Haseloff mit 32,9 Prozent das Direktmandat im Wahlkreis Dessau-Roßlau-Wittenberg gewonnen. Der CDU-Politiker war 2011 erstmals in den Landtag von Sachsen-Anhalt eingezogen, ebenfalls mit einem Direktmandat im Wahlkreis Dessau-Roßlau-Wittenberg. 
Kassian Stroh
Kassian Stroh

Mehr Informationen zur Landtagswahl

Hier ein Überblick über weiterführende Texte, die Sie auf SZ.de zum Wahlausgang in Sachsen-Anhalt finden: 

Sachsen-Anhalt war bei Wahlen immer wieder für Überraschungen gut. Auch diesmal ist es anders gekommen, als es viele erwartet hatten. Eine Analyse des Wahlergebnisses von Ulrike Nimz (SZ Plus)

Wer wen gewählt hat - die Erkenntnisse der Forschungsgruppe Wahlen 

Die Landtagswahl war ein Test für den Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet. Er hat ihn bestanden, aber auf diesem Erfolg darf er sich nicht ausruhen. Ein Kommentar von Jens Schneider (SZ Plus)

Leserdiskussion: Ein Signal für die Bundestagswahl? Diskutieren Sie mit

Alle Ergebnisse der Landtagswahl in Grafiken – inklusive der Wahlkreisergebnisse
Thomas Hummel
Thomas Hummel

Wahlkreise gehen wohl fast alle an die CDU

Die CDU kann bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt mit einem Sieg fast aller ihrer Direktkandidaten rechnen. Die Bewerber der Partei von Regierungschef Reiner Haseloff lagen am Sonntagabend nach Auszählung von mehr als 90 Prozent der Wahlbezirke in 40 der 41 Wahlkreise vorne, wie die Landeswahlleitung in Magdeburg nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa mitteilte. Haseloff führte in seinem Wahlkreis Wittenberg sogar mit mehr als 50 Prozent der Erststimmen. Nur im Wahlkreis Zeitz lag mit Lothar Waehler ein AfD-Politiker vorn. Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren hatte die CDU 27 Direktmandate gewonnen, die AfD gewann in 15 Wahlkreisen, ein Direktmandat ging an die Linke. 
Thomas Hummel
Thomas Hummel

Reicht es für Schwarz-Rot? 

Auch wenn an diesem Wahlabend in Sachsen-Anhalt viele über die nun möglichen Dreier-Koalition diskutieren: Es könnte sein, dass es für CDU und SPD alleine reicht. Laut aktuellen Hochrechnungen von ARD und ZDF haben die beiden Parteien eine Mehrheit von 42 Stimmen (34 von der CDU, acht von der SPD) im neuen Magdeburger Landtag - gerechnet auf einen Landtag mit 83 Abgeordneten. 

Es sind nicht alle Stimmen ausgezählt, viele Briefwahlstimmen werden noch in das Ergebnis eingehen. Auch Überhang- und Ausgleichsmandate können zu weiteren Verschiebungen führen. Doch aufgrund des starken Abschneidens der CDU könnten sich die Koalitionsverhandlungen in Sachsen-Anhalt am Ende auf zwei Parteien beschränken. 
Simon Groß
Simon Groß

Der Abstieg links der Mitte

Dass die SPD einmal den Ministerpräsidenten in Sachsen-Anhalt gestellt hat, ist heute kaum noch vorstellbar. Doch vor fast 20 Jahren führte der Sozialdemokrat Reinhard Höppner zwei aufeinanderfolgende Minderheitsregierungen an, von 1994 bis 2002. Mit 36 Prozent der Wählerstimmen erfuhr die SPD im Jahr 1998 ihren größten Zuspruch. Davon ist heute nicht mehr viel übrig: Den vorläufigen Wahlergebnissen zufolge liegt die SPD bei rund acht Prozent, das entspricht nicht einmal einem Viertel des damaligen Ergebnisses. 

Und auch bei der Linken dürfte die Stimmung eher getrübt sein. Zwar ist die Fallhöhe geringer, aber die in den neuen Bundesländern traditionell stärkere Linkspartei kann angesichts früherer Resultate mit ihrem aktuellen Ergebnis nicht zufrieden sein: 2011 stand sie noch bei 24 Prozent. Allein die Grünen halten sich im langfristigen Trend gesehen, wenn auch auf geringem Niveau. Aber auch sie waren 2011 schon einmal stärker. Damals erreichten sie 7,1 Prozent.
Antonie Rietzschel
Antonie Rietzschel
Stephen Gerhard Stehli ist für die CDU im Wahlkreis Magdeburg I angetreten - gegen den AfD-Spitzenkandidaten Oliver Kirchner. So wie es aussieht hat er der AfD das Direktmandat abgenommen. Keiner hätte das gedacht, nicht einmal Stehli selbst. Er ist in New York, in Queens geboren, und lebt seit 30 Jahren in Magdeburg. Derzeit ist er Ministerialrat im Bildungsministerium. 
Antonie Rietzschel
Antonie Rietzschel

Was wäre gewesen, wenn?

Essenspäuschen auf der Wahlparty der CDU in Magdeburg. "Stellen Sie sich vor, das wäre heute schief gegangen", sagt Gabriele Haseloff zu den ringsum stehenden Journalisten. "Was, wenn mein Mann sich da nicht noch mal reingehängt hätte?" Reiner Haseloff wollte eigentlich kein drittes Mal antreten, aber die Stärke der AfD hat ihn umdenken lassen. Analysen bestätigen, dass vor allem seine Person für den deutlichen Sieg der CDU verantwortlich ist. 
Lilith Volkert
Lilith Volkert

SZ-Wahlanalyse in Grafiken 

Welche Wählerschicht, welche Altersgruppe hat bei dieser Landtagswahl für wen gestimmt? Die CDU, die Partei von Ministerpräsident Reiner Haseloff, hat vor allem unter Frauen hinzugewonnen. CDU und AfD erreichen ihre besten Ergebnisse in der Gruppe der Hauptschulabsolventen. Ginge es nach den jüngeren Wählerinnen und Wählern, würde an einer gewichtigen Regierungsbeteiligung von Grünen und FDP kaum ein Weg vorbeiführen. 
Die SZ-Wahlanalyse in Grafiken finden Sie hier: 
Antonie Rietzschel
Antonie Rietzschel

Dienstlimousine statt Cabrio

Reiner Haseloff wollte eigentlich nicht noch einmal zur Wahl antreten, sondern von nun an Cabrio fahren mit seiner Frau. An diesem Sonntag steigt er aus einer schwarzen Limousine - und wird auf der Wahlparty der CDU mit Jubel und Elektrobeats aus den 90er-Jahren empfangen. 
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