Süddeutsche Zeitung

Landtagswahl in Schleswig-Holstein:Genug von den Streithanseln

In Schleswig Holstein ging es weniger ums Gestalten, als ums verhindern unliebsamer Konstellationen. Der Negativ-Rhetorik im Wahlkampf folgte der Wähler-Unwille.

R. Wiegand

Der Wählerwille war nicht so klar zu erkennen, als die ersten Hochrechnungen auf den Monitoren im Kieler Landeshaus aufleuchteten. Erst nach einiger Zeit sah es so aus, als könnte es knapp reichen für Schwarz-Gelb, als könnten CDU und FDP künftig auch in Schleswig-Holstein gemeinsam regieren.

Wahrscheinlich haben ein paar Fraktions- und Parteichefs aber sicherheitshalber ihre Notizbücher aufgehoben, um nachzublättern, was sie vor der Wahl alles an vagen Koalitions zu- und klaren Koalitionsabsagen gemacht hatten. "Ausschließeritis"' hatte SPD-Kandidat Ralf Stegner das gewohnt spitzzüngig genannt.

Zusammen 20 Prozent eingebüßt

Es ging weniger ums Gestalten einer Mehrheit als ums Verhindern unliebsamer Konstellationen. Mit der SPD wollte CDU-Mann Peter Harry Carstensen auf keinen Fall mehr zusammenarbeiten, zumindest solange er Ministerpräsident bleibt und Stegner SPD-Chef ist.

Stegner wiederum hat ausdrücklich nichts ausgeschlossen, sich zu einem möglichen Bündnis mit den Linken aber auch nicht klar positioniert. Die Grünen wollten keiner durch die Linken tolerierten Regierung angehören, die aber der Linken gefallen könnte. Die FDP beteuerte, sie könne auch nicht mit der Stegner-SPD, aber mit den Dänen vom SSW wollten plötzlich alle.

Der Negativ-Rhetorik des Wahlkampfs folgend, hat eben nicht der Wählerwille, sondern der Wählerunwille gesiegt. Der Unwille, sich noch einmal dem Streit zweier Platzhirsche wie Carstensen und Stegner zu ergeben. Zusammen mehr als 20 Prozent haben CDU und SPD während ihrer vorzeitig geschiedenen Ehe eingebüßt. Die vorgezogene Landtagswahl war eine klare Abwahl dieser Streit-Koalition.

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SZ vom 28.09.2009/maz
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