Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen:Wie Laschet jetzt um Stimmen von FDP-Wählern bettelt

TV-'Wahlarena' zur NRW-Landtagswahl

In der Runde wirkt FDP-Chef Christian Lindner deutlich überzeugender als CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet.

(Foto: dpa)

In der TV-Debatte der sieben Spitzenkandidaten zur NRW-Wahl macht FDP-Chef Lindner eine Figur, die der CDU nicht gefallen kann.

TV-Kritik von Benedikt Peters, Düsseldorf

Die Sendung ist fast zu Ende, der CDU-Mann Armin Laschet spricht gerade sein Schlusswort. Er nutzt die letzten Sekunden für einen dramatischen Appell: "Wer jetzt FDP wählt, der hilft, dass Frau Kraft stärkste Kraft werden könnte."

Schnitt. Die Kamera zeigt einen siegessicher lächelnden FDP-Chef Lindner. Als der das merkt, legt er wie erwischt die Stirn in Falten. Zu viel Freude würde womöglich arrogant wirken. Laschets Angst vor einem guten FDP-Ergebnis zeigt, dass Lindner diese TV-Runde für sich entschieden hat.

Der WDR hat am Donnerstagabend in seine "Wahlarena" geladen. Im Halbkreis stehen die Spitzenkandidaten der nach Umfragen sieben größten Parteien in Nordrhein-Westfalen beisammen. Dabei sind auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft von der SPD und CDU-Herausforderer Armin Laschet.

Und eben jener Christian Lindner, Fraktionschef im NRW-Landtag und Vorsitzender der Bundes-FDP. Es geht um viel, am 14. Mai ist Landtagswahl. Auf der Zielgeraden müssen unentschlossene Wähler überzeugt werden.

In den Umfragen liegen SPD und CDU knapp beieinander. Laschet muss aufpassen, dass nicht zu viele Wählerstimmen aus dem bürgerlichen Lager an die FDP gehen. Nur so hat er Chancen, die SPD zu überflügeln - und womöglich doch noch Ministerpräsident zu werden.

Der AfD-Mann wird ausgebuht

Laschets Problem ist nur: Christian Lindner spielt da nicht mit. Der FDP-Chef kann auf ein zweistelliges Ergebnis hoffen. Sein Auftritt an diesem Abend dürfte ihm da helfen. Egal, ob es um ein mögliches Diesel-Fahrverbot, um Inklusion an Schulen oder um einen höheren Mindestlohn geht: Lindner wirkt aufgeweckter, frischer, infomierter als Laschet.

Und er wirkt klarer in den Positionen. Gegen Diesel-Fahrverbot, skeptisch gegenüber Inklusion, gegen höhere Mindestlöhne. Anders als Laschet kann er die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin offen kritisieren. Deutschland müsse "wirklich Schutzbedürftige" immer aufnehmen. Es brauche aber dennoch mehr Ordnung in der Zuwanderung.

Es gelingt ihm sogar, das Publikum zum Lachen zu bringen. Eine große Koalition gilt in NRW als das wahrscheinliche Szenario. Lindner spielt darauf an, als er sich in einen hitzigen Schlagabtausch zwischen Laschet und Hannelore Kraft einschaltet: "Ich unterbreche die Koalitionsverhandlungen."

Hannelore Kraft und die Kandidatin der Grünen verteidigen ihre Fortschritte

Dass der Abend nicht nur zu einem Duell zwischen Laschet und Lindner wird, dafür sorgen die anderen Kandidaten. Inhalte bestimmen die Debatte. Kraft und die Grüne Löhrmann verteidigen die Fortschritte ihrer rot-grünen Landesregierung in der Bildungs- und Sicherheitspolitik: Sie hätten mehr Lehrer und Polizisten eingestellt, die Klassen seien kleiner geworden.

Interessante Vorschläge kommen von den Linken und den Piraten. Dabei können sich die Piraten keinerlei Hoffnung auf den Wiedereinzug in den Landtag machen. Beide Parteien fordern eine Art Flatrate im öffentlichen Personennahverkehr. Allerdings müssten dafür dann alle Bürger 30 Euro pro Monat zahlen. Für Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ist das ein "Wolkenkuckucksheim".

Es gibt Momente, in denen sogar die AfD Inhaltliches zur Diskussion beizutragen hat. Deren Spitzenkandidat Marcus Pretzell will das Abitur nach neun Jahren Gymnasium wieder einführen. Er begründet, warum Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen, nicht gegenüber denen benachteiligt werden sollen, die ihre Kinder in die Kita bringen. Pretzell inszeniert sich als Verfechter einer bürgerlichen AfD - so wie auch seine Frau Frauke Petry.

Dass es mit der Bürgerlichkeit doch nicht so weit her ist, zeigt sich, als Pretzell sagt, er wünsche sich, dass die rechtsextreme Marine Le Pen am kommenden Wochenende in Frankreich zur Präsidentin gewählt werde. Von den Zuschauern im TV-Studio wird er dafür ausgebuht.

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