Landtagswahl:Grüne könnten in Hessen zweitstärkste Kraft werden

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Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/Die Grünen), Spitzenkandidat bei der hessischen Landtagswahl. (Foto: dpa)
  • Nach der Landtagswahl in Bayern könnten die Grünen auch in Hessen einer Umfrage zufolge zweitstärkste Kraft werden.
  • Würde schon kommenden Sonntag gewählt, käme die CDU nur noch auf 26 Prozent, die SPD auf 20 und die Grünen kämen auf 22 Prozent, berichtet das ZDF unter Berufung auf eine Politbarometer-Umfrage.
  • Damit wäre eine große Koalition nicht möglich - dafür ein grüner Ministerpräsident.

Wenige Tage vor der Landtagswahl in Hessen zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die künftigen Machtverhältnisse in der Wiesbadener Staatskanzlei ab. Nach dem am Donnerstag veröffentlichten ZDF-Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen könnten die Grünen zweitstärkste Kraft im Land werden. CDU und SPD verlieren im Gegenzug an Zustimmung in der hessischen Bevölkerung.

Würde schon kommenden Sonntag gewählt, bliebe die CDU zwar stärkste Kraft im Land. Die Regierungspartei rutscht der Umfrage zufolge aber auf 26 Prozent ab. Auch die Sozialdemokraten verlieren und stehen laut Politbarometer bei 20 Prozent. Die Grünen kämen dagegen auf 22 Prozent. FDP und Linke lägen jeweils bei acht Prozent. Die AfD käme auf zwölf Prozent der Stimmen.

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Von Susanne Höll

Nach der repräsentativen Umfrage, die nach der Bayern-Wahl stattfand, sind mehrere neue Bündnisse nach der Landtagswahl am 28. Oktober in Hessen möglich: Neben einer Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP wäre auch ein Bündnis von Grünen, SPD und Linke möglich. Weitere Optionen sind die Dreierbündnisse Grüne, SPD und FDP sowie ein Zusammengehen von CDU, Sozialdemokraten und Liberalen. Auch die amtierende schwarz-grüne Landesregierung könnte nach der Umfrage auf eine Neuauflage hoffen. Das hängt aber noch von der konkreten Sitzverteilung nach der Landtagswahl ab. Eine große Koalition, die lange als mögliche Machtoption in Hessen galt, ist nach der Befragung rechnerisch nicht mehr möglich.

Ziel der Grünen sei nicht, in Umfragen zu glänzen, erklärten die Spitzenkandidaten, Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und Umweltministerin Priska Hinz. Die Partei wolle am Wahlsonntag möglichst stark werden, um Hessen weiter gestalten zu können. Das Umfrageergebnis gebe aber Schwung für den Schlussspurt im Wahlkampf.

FDP-Spitzenkandidat René Rock schloss derweil weitgehend aus, dass sich die Liberalen an einer Regierung unter Führung der Grünen beteiligen würden: "Tarek Al-Wazir als Ministerpräsident ist für uns sehr schwer vorstellbar", betonte Rock.

Bei den Themen, die die Hessen am meisten bewegen, gab es ebenfalls eine Veränderung: Nach der Bildung als Topthema rangiert laut Politbarometer nun der Bereich Wohnen an Nummer zwei und verdrängte damit die Flüchtlingsdebatte auf den dritten Platz. Fast genauso wichtig ist für die Hessen auch das Thema Verkehr.

Bei der Frage nach dem gewünschten künftigen Ministerpräsidenten kam Amtsinhaber Volker Bouffier (CDU) auf 46 Prozent Zustimmung und sein SPD-Herausforderer Thorsten Schäfer-Gümbel auf 32 Prozent. Nach Vize-Regierungschef und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, der laut früheren Umfragen der beliebteste Politiker in Hessen ist, wurde nicht gefragt.

In der ARD-Umfrage "HessenTrend" sacken die Christdemokraten ebenfalls auf 26 Prozent ab. Das sind zwei Prozentpunkte weniger als bei der Erhebung im September. Die Sozialdemokraten verbuchen in der Sonntagsfrage 21 Prozent Zustimmung nach 23 Prozent beim vorangegangenen "HessenTrend". Die Grünen würden auf 20 Prozent kommen. Die Linke läge bei 8 Prozent, die FDP bei 9 Prozent und die AfD bei 12 Prozent.

Bei der Landtagswahl 2013 hatte die CDU 38,3 Prozent erreicht, die SPD kam auf 30,7 Prozent, die Grünen lagen bei 11,1 Prozent. Die Linkspartei erhielt 5,2 Prozent und die FDP 5,0 Prozent der Stimmen. Die AfD verpasste mit 4,1 Prozent den Einzug in den Landtag.

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