Landtagswahl in Brandenburg:Die AfD ist bei Männern und Arbeitern beliebt

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Stimmauszählung in einem Potsdamer Wahllokal (Foto: picture alliance/dpa)

Unter jungen Leuten gibt es auffällig wenig Zustimmung für die CDU und auch die SPD wird zur Seniorenpartei: Wer in Brandenburg wen gewählt hat.

Von Markus C. Schulte von Drach

Zwar stimmt es noch immer, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen Präferenzen für bestimmte Parteien zeigen - aber so klar wie einst ist es schon lange nicht mehr. Das bestätigen die Ergebnisse der Wahlanalyse der Brandenburger Wähler einmal mehr. Die Befragung der Forschungsgruppe Wahlen zur Landtagswahl in Brandenburg bestätigt allerdings auch, dass die AfD eher bei Männern und Arbeitern beliebt ist - aber nicht nur bei den Älteren. Das gilt eher für die SPD. Die Grünen dagegen werden vor allem von jüngeren Menschen gewählt.

Ein Drittel der Männer, aber nur ein Fünftel der Frauen für die AfD

Auffällig sind immerhin schon auf den ersten Blick manche Tendenzen, die Männer und Frauen zeigen. So wählten etwa 29 Prozent der Frauen die SPD, unter den Männern war es nur jeder vierte.

Noch viel deutlicher zeigen sich die politischen Vorlieben bei der AfD. 30 Prozent der Männer stimmten für die rechte Partei, unter den Frauen war es noch jede fünfte. Bei den Grünen und den Linken, die sich selbst als besonders emanzipierte Parteien verstehen, sind die Unterschiede dagegen eher gering. Und das gilt auch für die CDU.

Unter jungen Leuten auffällig wenig Zustimmung für die CDU

Betrachtet man das Alter der Wählerinnen und Wähler, so ist die SPD vor allem für ältere Menschen attraktiv. 37 Prozent der über 60-Jährigen machte bei den Sozialdemokraten ihr Kreuz. Auch die Linke fand ihre größte Zustimmung in dieser Gruppe. Bei der Union verteilten sich die Anteile dagegen gleichmäßig über die Gruppen über 30 Jahre. Mit lediglich neun Prozent fand die Partei in der jüngsten Gruppe, den Menschen unter 30 Jahren, auffällig wenig Zustimmung.

Die AfD lässt sich in Brandenburg eher nicht als Partei der Senioren betrachten. Zwar stimmten 18 Prozent derjenigen über 60 Jahre für die Partei, aber bei den jüngsten Wählern war es sogar jeder Fünfte. Und auch bei denen Altersgruppen dazwischen lag der Anteil der Wähler bei etwa 30 Prozent.

Ganz klar am beliebtesten unter den jüngeren Wählerinnen und Wählern waren allerdings die Grünen. 23 Prozent derjenigen unter 30 stimmten für sie. Bei allen anderen Gruppen war der Anteil deutlich geringer.

Grüne können kaum Arbeiter für sich gewinnen

Die SPD ist schon lange nicht mehr die klassische Partei der Arbeiter, das bestätigt die Wahl in Brandenburg einmal mehr. Immerhin jeder vierte aus dieser Sparte wählte zwar die Sozialdemokraten, aber unter Angestellten und Beamten waren es noch etwas mehr. Und unter den Selbstständigen war es immerhin noch jeder fünfte. Der Linken geht es hier ähnlich wie der SPD. Mit zehn Prozent kamen relativ wenige Stimmen aus dieser Gruppe, etwas mehr von den Beamten.

Der größte Anteil der Arbeiterinnen und Arbeiter wählte tatsächlich die AfD, mehr als jeder Dritte aus dieser Gruppe machte hier das Kreuz. 24 Prozent der Selbstständigen wählten die AfD. Unter Angestellten war es immer noch jeder fünfte Wähler. Nur bei Beamten schnitt die Partei schlechter ab. Die CDU findet die meiste Unterstützung mit immerhin jeweils 21 Prozent bei Selbstständigen und Beamten.

Die Grünen konnten nur wenige Arbeiter für sich gewinnen, in allen anderen Gruppen stimmte etwa jeder zehnte für sie. Ein großer Teil ihrer Wähler dürfte aus der Gruppe der Schülerinnen und Schüler sowie der Studierenden stammen - schließlich haben sie unter den jungen Menschen viele Anhänger. Und in Brandenburg dürfen bereits 16-Jährige an Landtagswahlen teilnehmen.

Auffällig, wenn auch nicht überraschend, ist, dass die FDP unter Selbstständigen ihren größten Erfolg hat - neun Prozent stimmten für sie.

Die Professorenpartei ist unter Hochschul-Absolventen unbeliebt

Die SPD konnte immerhin bei jedem dritten Wähler mit Hauptschulabschluss punkten, unter denen mit Hochschulabschluss waren es 28 Prozent. Von Menschen mit mittlerer Reife setzte immer noch jeder vierte auf die SPD, mit Abitur war es jeder fünfte.

Die AfD, gegründet von einem Professor und zeitweilig mit dem Ruf einer Professorenpartei, findet unter derjenigen mit Hochschulabschluss tatsächlich weniger Zustimmung als in allen anderen Gruppen. Dafür wählte fast jeder Dritte mit mittlerer Reife die AfD, 28 Prozent waren es von denen mit Hauptschulabschluss.

Etwas anders sieht es bei den Grünen aus. Fast jeder fünfte mit Hochschulabschluss wählte die Partei, außerdem 15 Prozent der Abiturienten. Menschen mit Hauptschulabschluss konnten sich für die Grünen kaum begeistern, und auch unter solchen mit mittlerer Reife stimmten lediglich sieben Prozent für sie.

Die größte Zustimmung - wenn auch immer noch nur zwölf Prozent - fanden die Linken unter Menschen mit Hochschulabschluss. In allen anderen Gruppen war der Anteil etwas weniger.

Die CDU schnitt in keiner Bildungsgruppe besonders gut ab, eher gleichmäßig schlecht. Unter Wählerinnen und Wählern mit Hauptschulabschluss entschieden sich 18 Prozent für die Union, in allen anderen Gruppen waren es weniger.

Brandenburg ist in zwei Hälften geteilt

Ziemlich eindeutig ist die regionale Verteilung des Wahlergebnisses: In der östlichen Landeshälfte ist fast überall die AfD stärkste Kraft, in den westlichen Wahlkreisen dominiert die SPD. Die Grünen gewinnen den Wahlkreis Potsdam I.

Grafiken: Michael Hörz

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