Süddeutsche Zeitung

Landtagswahl in Baden-Württemberg:Hoffentlich ist es bald vorbei

Die Spitzenkandidaten von Grünen und CDU treffen zum einzigen Fernsehduell aufeinander. Für Kretschmann ist es nicht optimal gelaufen.

TV-Kritik von Claudia Henzler, Stuttgart

Es war der Wahlkampftermin in dieser Pandemie, von dem sich Grüne und CDU die größte Außenwirkung versprachen: Das Fernsehduell zwischen Ministerpräsident Winfried Kretschmann und seiner Herausforderin Susanne Eisenmann im SWR am Montagabend - endlich konnten die Spitzenkandidaten der beiden Parteien einmal mehr Zuschauer erreichen als bei den bisherigen Diskussionsrunden, die von Zeitungen im Internet gestreamt wurden.

Für Kretschmann ist es nicht optimal gelaufen. Normalerweise kann er Politik extrem gut und sehr geduldig erklären, diesmal konnte er diese Stärke nicht ausspielen, blieb oft auf der Stichwortebene, setzte Dinge voraus, die er in den vergangenen Tagen bei den unzähligen vorausgegangenen Gesprächsrunden und in Interviews schon einmal ausführlich erläutert hat. Er schien nervös und angespannt, hatte seine Augenbrauen beim Reden fast die ganze Zeit nach oben gezogen, wirkte oft, als würde er sich verteidigen.

Eisenmann hatte sich erkennbar vorgenommen, drei Dinge zu tun: Möglichst durchgehend zu lächeln, langsamer zu sprechen als sonst, was ihr zumindest in der ersten Hälfte gelang, - und Kretschmann immer wieder anzugreifen und als zögerlich darzustellen. Eine Politik der ruhigen Hand sei gut, sagte sie, "nur die Hand sollte dabei nicht einschlafen." Sie warf Kretschmann unter anderem vor, zu spät eine Schnellteststrategie vorgelegt zu haben. Außerdem erweckte Eisenmann, die Kretschmanns Kabinett als Kultusministerin und CDU-Koordinatorin angehört, den Eindruck, dass Grüne und Schwarze in der Landesregierung momentan wenig miteinander sprechen, was in der Corona-Pandemie keine sehr beruhigende Botschaft ist.

Kretschmann reagierte mehrmals mit einem "Ich bin erstaunt, Frau Kollegin", wenn ihm Eisenmanns Erinnerungslücken an gemeinsam beschlossene Projekte der Landesregierung zu groß erschienen. Bei der Corona-Politik versicherte er, dass man inhaltlich gar nicht so weit auseinanderliege und dass sich die Debatten über Maßnahmen gegen Corona in Baden-Württemberg nicht wesentlich von denen in anderen Bundesländern unterschieden. "Die Angst muss jetzt niemand haben, dass wir aus Wahlkampfgründen irgendetwas machen würden, was nicht verantwortbar wäre", sagte er. Trotzdem bleibt nach dem Fernsehduell das Gefühl: Gut, wenn der 14. März endlich vorbei ist.

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