Lage in Birma spitzt sich zu:"Wir sind bereit zu sterben"

In Birma scheint die herrschende Militärjunta die seit Tagen andauernden Proteste gewaltsam beenden zu wollen. Die Krankenhäuser wurden darauf vorbereitet, Verletzte aufzunehmen, Hunderte Soldaten bezogen an Klöster und Pagoden Stellung. Die meisten Mönche wollen trotzdem marschieren.

Wie Nachrichtenagenturen unter Berufung auf Augenzeugen berichteten, postierten sich Hunderte bewaffnete Soldaten und Sicherheitskräfte vor geistlichen Zentren in Rangun, um neue Proteste buddhistischer Mönche gegen die Militärjunta zu verhindern.

Lage in Birma spitzt sich zu: Mönche gegen Militärs: buddhistische Geistliche beim Protest in Rangun

Mönche gegen Militärs: buddhistische Geistliche beim Protest in Rangun

(Foto: Foto: AP)

Wie Augenzeugen berichteten, waren weitere Polizisten und Soldaten in der Nacht mit Lastwagen ins Zentrum der Hafenstadt gebracht worden. Die Sicherheitskräfte wurden unter anderem zur Shwedagon-Pagode entsandt, wo die Mönche ihre Protestaktionen gestartet hatten.

Die Pagoden seien nicht geschlossen, wer sie besuchen wolle, werde aber gründlich durchsucht. Auch für bedeutende Klöster in der Hauptstadt galten verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. So sollten die Mönche den Beobachtern zufolge offenbar daran gehindert werden, sich zu versammeln.

Ungeachtet der angespannten Lage zeigten sich die Mönche, die die Proteste anführen, entschlossen, auch am Mittwoch gegen die Junta auf die Straße zu gehen. "Die meisten Mönche wollen marschieren", sagte ein buddhistischer Mönch am Mittwochmorgen in Rangun. "Wir sind auch bereit zu sterben."

Unterdessen wurde der bekannteste Schauspieler des Landes, Zaganar, in der Nacht zum Mittwoch in seinem Haus verhaftet, wie ein Freund des Künstlers der Nachrichtenagentur AFP sagte. Zaganar hatte den Widerstand der Mönche unterstützt und den Demonstranten Essen und Wasser gebracht.

Zaganar hatte gemeinsam mit anderen Schauspielern und Künstlern die Öffentlichkeit aufgerufen, sich den Protesten der Mönche anzuschließen. In einem außerhalb des Landes aufgezeichneten Rundfunkinterview sagte er: "Die Mönche sind da draußen und beten für uns, während wir zu Hause sitzen und fernsehen - ich schäme mich für uns."

Am Dienstagabend verhängte die Militärführung für die Dauer von 60 Tagen eine nächtliche Ausgangssperre für die Metropole, die von neun Uhr abends bis fünf Uhr früh gilt.

Auch am Vortag waren trotz Warnungen der Militärjunta an die Demonstranten wieder etwa Zehntausende friedlich durch Rangun gezogen - rund ein Drittel von ihnen Mönche. Unter anderem riefen sie: "Demokratie, Demokratie."

Einige forderten auch Freiheit für die unter Hausarrest stehende Oppositionsführerin, Aung San Suu Kyi. Die Friedensnobelpreisträgerin soll bereits am Sonntag ins Gefängnis gebracht worden sein

Die Demonstrationen hatten zunächst aufgrund drastischer Preiserhöhungen begonnen. Sie schlug dann in offenen Protest gegen das Regime um.

1988 hatten die Militärmachthaber eine Demokratiebewegung blutig niedergeschlagen, rund 3000 Menschen kamen dabei ums Leben. Vor der UN-Vollversammlung in New York prangerte US-Präsident George W. Bush das Regime an. Er verkündete eine Reihe von Sanktionen gegen die dortige Militärjunta. Bundeskanzlerin Merkel und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon appellierten eindringlich an die Militärführung, gegenüber den Demonstranten auf jede Art von Gewalt zu verzichten.

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