Lafontaines Bruder erhebt Vorwürfe:Zwillinge im Zwist

Hans Lafontaine, Zwillingsbruder von Oskar Lafontaine, erhebt Spitzel-Vorwürfe gegen einen Parteifreund seines Bruders. In Wahlkampfzeiten kann die Linke das überhaupt nicht brauchen.

Daniel Brössler

Wenn von Bruderstreit die Rede ist, denken Politiker der Linkspartei zunächst einmal an den ewigen Zwist ihrer konkurrierenden Gruppen und Strömungen.

Lafontaines Bruder erhebt Vorwürfe: Oskar Lafontaine, Partei- und Fraktionschef der Linken: Sein Bruder Hans könnte ihm mit seinen Spitzel-Vorwürfen schaden.

Oskar Lafontaine, Partei- und Fraktionschef der Linken: Sein Bruder Hans könnte ihm mit seinen Spitzel-Vorwürfen schaden.

(Foto: Foto: ddp)

Dieser Tage aber müssen sie die Vokabel wörtlich nehmen.

Irritiert nimmt die Partei einen Konflikt zur Kenntnis, in dem zwei Brüder namens Lafontaine eine Rolle spielen. Der eine heißt Oskar und will wieder Ministerpräsident im Saarland werden. Der andere heißt Hans und will Gerechtigkeit. So jedenfalls sieht er es.

Hans Lafontaine, Rechtsanwalt in Saarbrücken und Mitglied der von seinem Zwillingsbruder Oskar geführten Partei, behauptet, von einem Bundestagsabgeordneten der Linken für den saarländischen Verfassungsschutz ausgespäht worden zu sein.

Wirklich sicher an der verworrenen Angelegenheit ist nur, dass sie Oskar Lafontaine ungelegen kommt. Am 30. August wird im Saarland ein neuer Landtag gewählt, der Linken-Chef erhofft sich ein gutes Ergebnis mit Signalwirkung für die Bundestagswahl einen Monat danach. Misstöne stören den Wahlkampf.

Zwischen ihn und seinen Bruder passe "mehr als ein Blatt Papier", hatte Hans Lafontaine einmal eingeräumt. Er ist der um fünf Minuten Ältere der zweieiigen Zwillinge und war Oskar in gewisser Hinsicht später auch politisch voraus.

Sechs Jahre vor Oskar trat Hans in die SPD ein, die ihm dann wieder lange vor dem Bruder nicht mehr links genug war. Die Wege der Zwillinge kreuzten sich freilich nur selten. Öffentlich trat Hans Lafontaine kaum in Erscheinung.

Das änderte sich erst mit seinen Vorwürfen gegen den saarländischen Bundestagsabgeordneten Hans-Kurt Hill. In den Jahren 2005 und 2006 hatte Hans Lafontaine im Wahlkreis-Büro des Abgeordneten gearbeitet. Weil er sich in dieser Zeit ausgeforscht fühlte, erstritt er vor Gericht Unterlagen des saarländischen Verfassungsschutzes, in denen er handschriftliche Notizen seines damaligen Arbeitgebers zu erkennen glaubte.

Durch ein Gutachten einer französischen Graphologin fühlte er sich bestätigt - und schaltete die Fraktionsspitze im Bundestag ein, seinen Bruder also und Gregor Gysi. Gysi holte zwei Gegengutachten ein, die Hill entlasten. Geklärt ist die Sache dennoch nicht: Hans Lafontaine bleibt bei seinem Vorwurf, Hill wehrt sich vehement.

"Die Vorwürfe, die Herr Hans Lafontaine nunmehr öffentlich erhoben hat, entbehren jeder tatsächlichen Grundlage", erklärt er und fügt drohend hinzu: "Meine Anwälte haben mir empfohlen eine Strafanzeige wegen übler Nachrede und Verleumdung gegen Personen des politischen Lebens zu erstatten."

Zu einem Rückzieher hat das Hans Lafontaine bisher nicht veranlasst.

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