Längster Auslandseinsatz:Bundeswehr verlässt Bosnien

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Der bisher längste Auslandseinsatz der Bundeswehr geht zu Ende. Nach dem Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina haben mehr als 60.000 Bundeswehrsoldaten zur Befriedung des Balkanlandes beigetragen. Das Land ist militärisch unter Kontrolle, aber politisch instabil.

Der längste Einsatz in der Geschichte der Bundeswehr ist abgeschlossen. Nach mehr als 17 Jahren endet das Engagement der Truppe in Bosnien-Herzegowina. Die letzten drei Soldaten ziehen bis zum Wochenende ab, wie die Bundeswehr mitteilte.

Seit 1996 waren etwa 63.500 deutsche Soldaten im Auftrag der EU zur Friedenssicherung eingesetzt. 18 deutsche Soldaten verloren während des Einsatzes ihr Leben.

Der Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina zwischen Serben, Kroaten und muslimischen Bosniaken (1992-1995) war der folgenschwerste militärische Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Mehr als 100.000 namentlich identifizierte Tote, Hunderttausende Verletzte, Hunderttausende Vertriebene, verwüstete Landstriche, Milliarden-Schäden. Zur Sicherung des Ende 1995 erzwungenen Friedens wurde die internationale Schutztruppe Ifor eingesetzt, die später in Sfor umbenannt wurde. Neun Jahre später übernahm die EU die Friedenssicherung (Eufor). Weil sich die Sicherheitslage verbesserte, konnten immer mehr deutsche Soldaten nach Hause zurückkehren.

Zuletzt hatte der Bundestag das Mandat Anfang Dezember 2011 verlängert. Es lässt den Einsatz von bis zu 800 Soldaten zu. Bereits zuvor war die deutsche Beteiligung drastisch reduziert worden. Die letzte größere Einheit der Bundeswehr mit mehr als 100 Soldaten verließ endgültig das Land. Die drei verbliebenen Soldaten waren im EUFOR-Hauptquartier im Camp Butmir bei Sarajevo eingesetzt. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit lag in den vergangenen Monaten auf dem Aufbau bosnischer Sicherheitskräfte.

"Chance auf eine gute Zukunft"

CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe zollte den Soldaten Respekt und Anerkennung. Zugleich dankte er ihnen "für ihr unermüdliches Engagement für Frieden" in dem Land. Sie hätten dazu beigetragen, "dass Bosnien-Herzegowina nach den Gräueln des Bürgerkriegs wieder die Chance auf eine gute Zukunft hat".

In der Tat wurden die schweren Waffen der Kriegsparteien vernichtet, die Truppen demobilisiert, heimische Sicherheitskräfte nach modernen demokratischen Prinzipien ausgebildet, wichtige Infrastrukturprojekte wie Straßen instand gesetzt. Die so aufgebaute Sicherheit diente am Ende der Bundesregierung als Argument, die deutschen Soldaten wieder in die Heimat zu holen.

Doch während die militärische Mission erfüllt ist, gerieten die politischen Friedensbemühungen zu einem Fiasko, obwohl Milliarden Euro dafür aufgebracht wurden und ein Heer von Diplomaten und Experten aus der EU und den USA eingesetzt wurde.

Schon seit vielen Jahren gilt das Balkanland wegen des fortdauernden Streits zwischen den drei Völkern als unregierbar. Die beiden fast autonomen Landeshälften der Serben auf der einen und der Muslime und Kroaten auf der anderen Seite arbeiten gegeneinander. Mehr noch: Die Serben, die ein Drittel der Bevölkerung stellen und die Hälfte des Landes kontrollieren, wollen sich abspalten und ihrer Mutterrepublik Serbien anschließen.

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