Prozess gegen KZ-Mitarbeiterin:Warum so spät?

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Irmgard F. im Gericht in Itzehoe 2022, wo sie verurteilt wurde zu zwei Jahren auf Bewährung. (Foto: Christian Charisius/AFP)

Irmgard F. war Sekretärin im Konzentrationslager Stutthof. Die heute 99-Jährige wurde wegen Beihilfe zum Mord verurteilt, ging in Revision, nun verhandelt der Bundesgerichtshof ihren Fall. Der Prozess wirft grundsätzliche Fragen auf – und könnte der letzte seiner Art sein.

Von Wolfgang Janisch, Karlsruhe

Für die schwachen, kranken, ausgemergelten Menschen war es der letzte Weg, den sie in ihrem Leben gehen mussten, und Irmgard F. konnte den Weg von ihrem Bürofenster aus sehen. Er begann am Lagertor oder am Sammelplatz, und er endete in der Gaskammer und am Krematorium, aus dessen Schornstein ständig Rauch aufstieg. Unmöglich, nicht zu wissen, was da vorging, undenkbar, das Morden übersehen zu haben, schon gar für die Sekretärin des Lagerkommandanten, über deren Schreibtisch die Bestellung von Gasschutzmaterial gegangen sein muss oder die Befehle zur Abholung von Zyklon B.

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