Kurioses TV-Interview:Australischer Handelsminister singt für den Klimaschutz

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Achtung, hoher Fremdschäm-Faktor: Mitten in einem TV-Interview stimmt der australische Handelsminister Craig Emerson ein Liedchen an. Der 15-Sekunden-Auftritt geht um die Welt, die Opposition nennt ihn "Zirkusclown". Emerson rechtfertigt sich. Es ging ihm um die Umwelt.

Friederike Hunke

Der australische Handelsminister Craig Emerson ist zwar nicht gerade ein Pavarotti, aber er hat es trotzdem mit einer musikalischen Einlage in die internationalen Medien geschafft. In einem TV-Interview begann er plötzlich zu singen: 15 Sekunden lang trällerte Emerson einen eigens gedichteten Text zur Melodie des australischen Hits Horror Movie von 1975: "No Whyalla wipe-out, there on my TV, shocking me right out of my brain."

Seitdem streitet Australien über den Musikus. Die Opposition schmäht den Politiker der sozialdemokratischen Labor Party als "kindisch" und nennt ihn einen "Zirkusclown". Bei Twitter reichen die Kommentare von "Was für ein Idiot" und "jetzt hat Craig Emerson den Verstand verloren" zu "Manchmal gefällt mir australische Politik" und "Das war eines der lustigsten Dinge, die ich seit einer Ewigkeit gesehen habe."

Hintergrund der Posse ist ein umstrittenes Gesetz zur Einführung einer CO2-Steuer ( carbon tax) in Australien, dass die Labor-Regierung durchsetzen will. Oppositionsführer Tony Abbott von der Liberal Party hatte die Maßnahme zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes scharf kritisiert und argumentiert, eine Industriestadt wie das südaustralische Whyalla würde durch die Steuer "von der Landkarte gewischt".

Mit seiner musikalischen Einlage wollte Emerson nach eigener Aussage den Vorwurf ins Lächerliche ziehen. Abbott vergleiche die Einführung der Steuer mit einem Horrorfilm und versetze die Bürger so in Schrecken, sagte Emerson dem Australischen Nachrichtenportal ABC News.

Ganz spontan gab der Minister die musikalische Einlage allerdings nicht zum Besten: Emerson arbeitete mehrere Tage lang an dem zweizeiligen Text. Außerdem holte er sich von einem Mitglied der Band Skyhooks, die das Original-Stück geschrieben hatte, die Erlaubnis, die Melodie in seiner Parodie zu verwenden.

Um seine Aussage unters Volk zu bringen, war dem ehemaligen Lebensgefährten von Premierministerin Julia Gillard offenbar keine Mühe zu groß. Er führte sein "Lied" sogar mehrmals auf, bis der Sender ABC News die beste Aufnahme im Kasten hatte.

Die Opposition findet die Einlage eher albern als amüsant: "Die CO2-Steuer sollte von Erwachsenen eingeführt werden, zu erwachsenen Bedingungen", betonte Abbott. Auf Twitter beschweren sich einige Australier, dass Emerson ihr Land lächerlich mache: "Ich frage mich, was die Amerikaner über all das denken", klagt @supajourno.

@bencubby schreibt dagegen, man solle die Dinge in der richtigen Perspektive betrachten. Emerson sei schließlich derjenige, der einmal eine Katze aus Pappe in eine Fragestunde mitgebracht und ihr einen Teller Milch serviert habe. Dem Sydney Morning Herald zufolge wollte er so die Erhöhung der Mehrwertsteuer kritisieren, unter der die Katzen zu leiden hätten. Schließlich, so Emerson, würden wegen der Steuer auch die Milchpreise steigen.

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