Kunst:Fragwürdige Expansion

Die Kooperation mit Arabien ist für Museen lukrativ - aber heikel.

Von Catrin Lorch

Seit den Künstlern Walid Raad und Ashok Sukumaran die Einreise in die Vereinigten Arabischen Emirate verwehrt wurde, ist die Kunstwelt in Aufruhr. Die beiden sind Mitglieder einer Initiative, welche die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen der Museumsinsel vor Abu Dhabi kritisiert. Mehr als 60 Museumsdirektoren und Kuratoren haben deshalb ein Protestschreiben unterzeichnet, darunter Prominente vom Museum of Modern Art oder der Londoner Tate. Es richtet sich nicht nur an die Verantwortlichen am Golf, sondern auch an die Kollegen im Louvre und im Guggenheim-Museum.

Denn unbeirrt propagieren diese Institutionen ihre arabischen Filialen als Chancen für einen dynamischen kulturellen Austausch. Seit einiger Zeit schon rufen deshalb Künstler zum Boykott auf. Für sie liegt auf der Hand, was die expansionsfreudigen Großmuseen aus Paris und New York gerne verdrängen: Der kulturelle Austausch ist eine Farce, wenn Museumsgebäude mit klangvollen westlichen Namen von Arbeitssklaven hochgezogen werden und Künstler, die an diesen Zuständen Kritik üben, abgeschoben oder ausgeladen werden.

Westliche Museen und Universitäten haben ihre Sammlungen und ihr Renommee bedenkenlos - und zu hohen Preisen - in die Golfstaaten exportiert. Jetzt steht auf dem Spiel, was ihren Marktwert überhaupt erst hochgetrieben hat: ihr internationales Prestige.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: