Kulturamt Radebeul:CDU und AfD wählen neurechten Denker zum Kulturchef

Joerg Bernig / Foto 2002 -  -

Archivbild von 2002

(Foto: Bruni Meya/dpa)

Das Kulturamt der sächsischen Stadt Radebeul wird in Zukunft vom Lyriker Jörg Bernig geleitet. Der verbreitet neben seinem literarischen Werk rechte Positionen.

Von Maximilian Helmes

Im Sächsischen Radebeul hat der Stadtrat bei seiner Sitzung am Mittwochabend den Schriftsteller Jörg Bernig zum Leiter des Kulturamtes der Stadt gewählt. Bernig kam mit den gemeinsamen Stimmen von CDU und AfD zu diesem Amt. Zuerst berichtet hatte die Sächsische Zeitung. Doch er gilt als umstritten, da er neben seinem literarischen Schaffen als Erzähler und Lyriker auch politisch rechte Positionen in der Öffentlichkeit vertritt. Dabei äußert sich Bernig vor allem migrations- und islamkritisch.

Die Wahl Bernigs zum Leiter des Kulturamts stößt auf Unverständnis bei der Opposition. Der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Stadrat, Daniel Borowitzki, schreibt in seinem Blog neben der politische Ausrichtung, die "mindestens problematisch" sei, von einem Mangel an fachlicher Eignung und nennt dafür Beispiele. Er wirft der CDU-Fraktion, die Bernig als Kandidaten aufgestellte hat, vor, "aus rein ideologischen Gründen" gehandelt zu haben.

Bernig veröffentlicht unregelmäßig in neurechten Formaten. Darunter das nach eigener Definition neoreaktionäre Tumult-Magazin und die vom neurechten Aktivisten Götz Kubitschek verantwortete Zeitschrift Sezession, deren herausgebende Organisation vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall geführt wird. Desweiteren gehört Bernig zu den Erstunterzeichnern der "Erklärung 2018", einem gemeinsamen Aufruf rechtkonservativer Autoren, Publizisten, Künstlern und Wissenschaftlern, die sich gegen eine "Beschädigung Deutschlands" durch die Zuwanderungspolitik während der Zeit der Flüchtlingskrise 2015/16 stark machen.

Bereits im Dezember 2015 wandte sich Bernig in einem Essay öffentlich gegen die Zuwanderungspolitik der Bundesregierung. Darin sprach er von der Einladung "zum massenhaften un- oder kaum kontrollierten Grenzübertritt" mit dem Ziel die deutsche Kultur zu verändern. Nach diesem Muster argumentiert auch die rechtsextreme Verschwörungstheorie der sogenannten Umvolkung. Jörg Bernig gilt daher als ein Denker der neurechten Szene.

Bernig ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland, dem deutschen Ableger der gleichnamigen internationalen Schriftsteller-Vereinigung. Außerdem ist er in die sächsische Akademie der Künste berufen worden. Für seine lyrischen Werke erhielt Bernig den Eichendorff Literaturpreis und den Kamenzer Lessing-Förderpreis.

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