Süddeutsche Zeitung

Kubicki gegen Parteifreund Döring:"Ich weiß nicht, was er geraucht hat"

In der Debatte um die Vortragshonorare von Peer Steinbrück hat FDP-Politiker Wolfgang Kubicki den SPD-Kanzlerkandidaten in Schutz genommen. Er bezeichnete die Kritik an Steinbrück als "peinlich" und "albern" - und attackierte den eigenen Generalsekretär Patrick Döring. Der hatte zuvor über Steinbrücks Honorare gelästert.

FDP-Generalsekretär Patrick Döring gerät wegen seiner Äußerungen über die Nebenverdienste von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück in den eigenen Reihen in die Kritik. Er habe das Statement Dörings "ziemlich peinlich" gefunden, sagte der Fraktionschef der FDP im schleswig-holsteinischen Landtag, Wolfgang Kubicki, am Donnerstagabend im ZDF.

Döring hatte Steinbrück vor zwei Wochen in einem Interview mit der Bild-Zeitung unter anderem eine "knallharte Gewinnermentalität" attestiert. "Ich weiß nicht, was er geraucht hat, aber für die Vertreter einer liberalen Partei ist es geradezu unerhört, sich darüber zu äußern, dass jemand für seine Tätigkeiten, in die er ja auch seine Persönlichkeit einbringt, Geld bekommt", sagte Kubicki in der Talkshow. Er fände es schön, wenn Döring sich bei Steinbrück "öffentlich entschuldigen" würde.

"Peinlich, Unverschämtheit, albern"

Kubicki befand es zudem als "Unverschämtheit", wenn Unions- und FDP-Abgeordnete Steinbrück unterstellten, er sei ein Produkt der Finanzindustrie. Es sei "albern" anzunehmen, dass jemand, der einen bezahlten Vortrag halte, sich nach der Meinung der Zuhörenden richte. Im Übrigen habe Steinbrück die Vorträge in einer Zeit gehalten, in der er nicht Kanzlerkandidat gewesen sei.

Kubicki und Steinbrück sind alte Bekannte. "Wir haben gemeinsam studiert, gemeinsam das Examen abgelegt, gemeinsam für Schleswig-Holstein politisch gewirkt", hatte Kubicki kürzlich in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt erklärt. Einer Öffnung seiner Partei in Richtung SPD steht Kubicki wohlwollend gegenüber. "Steinbrück ist ein guter Mann", sagte Kubicki Süddeutsche.de. Der SPD-Kanzlerkandidat sei ein Politiker, der den Mut habe, auch Fehleinschätzungen einzugestehen.

Die Kritik der Koalition an Steinbrücks Vortragshonoraren hatte im Bundestag die Debatte um mehr Transparenz bei Abgeordneten-Nebeneinkünften neu entfacht. Eine Einigung über verschärfte Regeln steht jedoch noch aus, da die Fraktionen unterschiedliche Modelle bevorzugen.

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