Kroatien:So geht Europa

Das Ergebnis der Präsidentenwahl ist ein starkes Signal.

Von Tobias Zick

Europas Südosten, eine gewaltige Problemzone für den Rest des demokratischen und fortschrittlichen Kontinents? So einfach ist es doch nicht, wie das Wahlergebnis in Kroatien beweist. Das Land hat einen Mann zum Präsidenten gewählt, der in seiner Kampagne geradezu penetrant moderat auftrat. "Normalität" statt Nationalismus - genau damit traf der sozialdemokratische Ex-Premier Zoran Milanović einen Nerv.

In ihrem Buhlen um Stimmen vom rechten Rand hat sich die konservative Amtsinhaberin Kolinda Grabar-Kitarović in Unterstützungsaufrufen einer Rechtsrock-Band und einer verurteilten Flugzeugentführerin gesonnt. Je nationalistischer die Rhetorik, desto komfortabler die Mehrheit - für den Erfolg solcher Rezepte bürgen ja zahlreiche Beispiele, von Budapest über London bis Washington. In Zagreb ging das nach hinten los.

Nun ist der Präsident in Kroatien vor allem fürs Repräsentieren zuständig - aber das Resultat vom Sonntag zeigt, dass eine Wiederwahl der rechtskonservativen HDZ im Herbst alles andere als sicher ist. Noch wichtiger ist das Signal nach außen: Das jüngste EU-Mitglied hat jetzt ein Staatsoberhaupt, das sich klar zu einem geeinten, kooperativen Europa bekennt. Das sollte all jene ins Grübeln bringen, die den Balkan grundsätzlich für nicht europatauglich halten.

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