Reise:Die letzten Kuna

Reise: Diesen Sommer ist beim Kroatienurlaub noch Kopfrechnen angesagt: Wie viel sind gleich noch mal 269 Kuna?

Diesen Sommer ist beim Kroatienurlaub noch Kopfrechnen angesagt: Wie viel sind gleich noch mal 269 Kuna?

(Foto: Marko Beric/PantherMedia)

Warum Kroatien-Urlauber bald nostalgisch werden könnten.

Von Hans Gasser

Das Andere, Neue, Ungewohnte übt oft einen besonderen Reiz aus, und wenn man sich an die eigene Kindheit und Jugend erinnert, sofern diese länger als 20 Jahre her ist, so gehörte zum Urlaub, der zumeist irgendwo am Mittelmeer verbracht wurde, eine aufregende Abwechslung: Nicht nur, dass es anders roch, man Ćevapčići statt Fleischpflanzerl aß und es in den Geschäften vollkommen andere Produkte gab als zu Hause - man zahlte auch mit anderem Geld.

Das mussten die Eltern in Wechselstuben an der Grenze holen, und wenn sie mit einem dicken Bündel fremder Scheine wieder herauskamen, so war es das Zeichen: Jetzt konnte der Urlaub beginnen, man war zahlungsfähig. Und weil es für eine Mark dann auch noch 1000 Lire gab, konnte man sich richtig reich fühlen, sobald man dem Eisverkäufer 500 Lire für das erste Gelato in die Hand drückte.

Tempi passati. Seit 2002 haben die meisten Urlaubsländer im Süden ihre Währung auf den Euro umgestellt, was nicht nur vieles teurer, sondern auch manches leichter machte. Aber es ging dadurch auch ein Stück Urlaubsgefühl verloren.

Bald wird auch noch eines der letzten Lieblingsurlaubsländer im Süden seine eigene Währung abschaffen: In Kroatien wird von 1. Januar 2023 an nicht mehr mit Kuna, sondern mit Euro gezahlt. Der Name Kuna bedeutet Marder, was daran erinnert, dass man im Mittelalter seine Steuern und Schulden mit Marderfellen bezahlen konnte. Erstmals erwähnt wurde dieses etwas unhandliche Geld im Jahr 1018 auf der schönen Badeinsel Cres. Die Kuna gibt es aber noch nicht so lange. Von 1941 bis 1945 zahlte man im faschistischen Ustascha-Staat damit, in Jugoslawien gab es den Dinar, erst seit 1994 führte der junge kroatische Staat die heutige Währung ein.

Knapp 28 Jahre wurde sie nur alt, und dieser Sommer wird der letzte sein, in dem man seinen Espresso, den Schafskäse aus Pag und die Rechnung des Campingplatzes noch mit den bunten Scheinen bezahlen kann. Wer die etwas genauer ansieht, wird eine verblüffende Ähnlichkeit zur längst verblichenen Deutschen Mark feststellen. Man hat sich beim Design damals sehr stark an der starken deutschen Währung orientiert, bis heute werden die Scheine von der deutschen Firma Giesecke & Devrient mit Sitz in München gedruckt.

Nostalgie hin oder her - viele Kroatien-Urlauber werden zugeben, dass sie auch bisher schon das meiste in Euro gezahlt haben, weil es bequem ist und der Euro von den Kroaten bereitwillig angenommen wird. Den Gebühren und dem schlechten Wechselkurs, den man bei vielen Bankautomaten im Land bezahlen muss, wird wohl auch kaum jemand hinterhertrauern. Mal ganz zu schweigen vom spontanen Kopfrechnen, wenn etwas 269 Kuna kostet (derzeitiger Kurs: 1 Kuna = 0,13 Euro). Und Wechselkursschnäppchen wie früher mit der schwachen Drachme oder der Lira kann man mit der Kuna ohnehin nicht machen, weil sie sehr stark an den Euro angelehnt ist.

Für Nostalgiker, zu denen auch viele Kroaten gehören, gibt es außer den übrig gebliebenen und im Marmeladenglas aufbewahrten Rest-Kuna immerhin einen kleinen Trost: Der Marder, das Symbol auf vielen Kuna-Münzen, wird auch das kroatische Ein-Euro-Stück zieren.

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