Kroatien:Kein Triumph

Die konservative HDZ hat einen ziemlich kleinen Sieg errungen.

Von Tobias Zick

Kroatiens Premier hat nach seiner Wiederwahl am Sonntag richtigerweise auf Triumphgetöse verzichtet. Andrej Plenković, der gelernte und erfahrene Diplomat, wies stattdessen auf die "Verpflichtung" hin, die sein Sieg bedeute. In der Tat fand der Urnengang unter heiklen Bedingungen statt: Bis heute haftet der konservativen Regierungspartei HDZ der Ruch an, sie habe den Wahltermin, der eigentlich im Herbst anstand, vorziehen lassen, um die niedrigen Corona-Infektionszahlen im Land als Wahlkampfargument für sich zu nutzen.

Das Manöver hätte schiefgehen können; die Ansteckungen steigen seit Kurzem an. Seine Mehrheit an Stimmen hat Plenković unter einer Minderheit der Wahlberechtigten erzielt - weniger als 47 Prozent gingen an die Urne, viele blieben wohl aus Angst vor Corona daheim.

Rechnerisch böte sich nun ein Bündnis mit der rechtsnationalen "Heimatbewegung" an - doch dass es für einen Rechtsruck keine echte Mehrheit in der Bevölkerung gibt, musste die HDZ bereits im Januar erfahren, als sie nach einem nationalpopulistischen Wahlkampf die Präsidentschaftswahl an die Sozialdemokraten verlor. Eine Zusammenarbeit mit den kleineren, liberaleren Parteien und den Vertretern der ethnischen Minderheiten ist besser für Kroatien, für Europa - und langfristig auch für die HDZ selbst.

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