Bundesinnenminister Horst Seehofer und sein allzu männliches Führungsteam im Ministerium sorgt für mächtig Aufregung. Doch wie sieht es eigentlich in den anderen Ministerien aus? Noch stehen nicht alle Staatssekretäre und -sekretärinnen der neuen Regierung fest. Doch eines zeichnet sich in aller Deutlichkeit ab: In den Ministerien dominieren die Männer. Die CSU gibt in den Ministerien wenig auf weibliche Führung. In der CDU sticht allein Kanzlerin Angela Merkel in Sachen Frauenförderung heraus. Am meisten Frauen kommen in der SPD zum Zug - doch auch sie enttäuscht die Erwartungen.
SPD: Ärger über Olaf Scholz und Heiko Maas
Die Sozialdemokraten ziehen die Frauenquote im Kabinett nach oben. Justizministerin Katarina Barley hat ihre Staatssekretäre paritätisch besetzt. Zwei Frauen stehen zwei Männern gegenüber. Familienministerin Franziska Giffey unterstehen zwei Frauen und ein Mann. Arbeitsminister Hubertus Heil verfügt über zwei Staatssekretäre und drei Staatssekretärinnen. Umweltministerin Svenja Schulze unterstehen zwei Männer und eine Frau.

Bundesinnenministerium:Seehofers Mannschaft im Shitstorm
Der neue Bundesinnenminister besetzt die obersten Posten seines Hauses ausschließlich mit Männern. Das entlarvende Foto lässt das Ministerium verschwinden.
Die Quote ordentlich nach unten ziehen die beiden mächtigsten SPD-Minister. Bei Außenminister Heiko Maas gibt es nur eine Parlamentarische Staatssekretärin, die hier traditionell "Staatsministerin" heißt - und vier Staatssekretäre. Ebenso das Finanzministerium von Olaf Scholz. Der Vizekanzler kommt auf vier Staatssekretäre und zwei Staatssekretärinnen.
Während die SPD also genauso viele Ministerinnen wie Minister in die Regierung schickt, dominieren in der zweiten Reihe eindeutig die Männer. Inklusive der Ministerinnen und Minister kommt die SPD auf 14 Frauen und 18 Männer. Nicht nur das ist ein Grund für Unzufriedenheit unter den Frauen in der Partei. Denn da ist ja noch die Unterscheidung in beamtete und Parlamentarische Staatssekretäre. Erstere werden auf Lebenszeit ernannt, letztere sind gewöhnlich vom jeweiligen Minister abhängig. Elke Ferner, Vorsitzende der SPD-Frauen, rechnete unlängst in der Welt am Sonntag vor: zehn beamteten Staatssekretären stünden nur drei Staatssekretärinnen gegenüber. "Da ist noch Luft nach oben", war ihr Kommentar.
CDU: Die Kanzlerin reißt es raus
Immerhin, der mächtigste Posten im Kabinett ist von einer Frau besetzt: Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie hat außerdem zwei Bundesminister und drei Ministerinnen ins Kabinett geholt. Schaut man allerdings auf die Frauenquote in der zweiten Reihe, sieht die Sache ganz anders aus. Die zieht nur Angela Merkel nach oben. Ihr unterstehen der Chef des Kanzleramts, Helge Braun, ein Staatsminister und drei -ministerinnen.
Für Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen arbeiten hingegen vier Staatssekretäre, kein generisches Maskulinum, sondern tatsächlich: Männer. Im Landwirtschaftsministerium von Julia Klöckner sind es drei Männer, im Gesundheitsministerium von Jens Spahn stehen zwei Staatssekretäre einer -sekretärin gegenüber. Für Bildungsministerin Anja Karliczek arbeiten drei Männer und eine Frau.
Die beamteten Staatssekretäre von Wirtschaftsminister Peter Altmaier stehen noch nicht endgültig fest. Einer davon soll allerdings der frühere Berliner Finanzsenator Ulrich Nußbaum werden. Als Parlamentarische Staatssekretäre berief Altmaier ebenfalls drei Männer. Macht also bisher 17 Staatssekretäre - und nur fünf Staatssekretärinnen.
CSU: Männer, Männer, Männer
Nicht viel von Frauen in Führungspositionen hält offenbar die CSU. Sie hat bereits ein reines Männerteam in ihre drei Bundesministerien nach Berlin geschickt: Innenminister Horst Seehofer, Verkehrsminister Andreas Scheuer und Entwicklungsminister Gerd Müller. Wer großzügig ist, zählt Dorothee Bär dazu, die als Staatsministerin für Digitales im Kanzleramt angesiedelt ist.
Da passt die viel kritisierte Führungsmannschaft des Innenministeriums - acht Männer, null Frauen - gut ins Bild. Und das ausgerechnet in dem Ministerium, das bis 2025 eine paritätische Besetzung von Führungspositionen im öffentlichen Dienst umsetzen muss. Ganz ähnlich sieht es im Bundesverkehrsministerium aus. Andreas Scheuer unterstehen vier Staatssekretäre. Frauen: Fehlanzeige. Entwicklungsminister Gerd Müller setzt immerhin auf eine Frau und zwei Männer. Die Bilanz der CSU lautet also: Drei Minister, zwölf Staatssekretäre, eine Staatsministerin, eine Staatssekretärin.