Krise in Ägypten:US-Diplomat Burns besucht führenden Muslimbruder im Gefängnis

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Wie können die Muslimbrüder in den politischen Übergangsprozess in Ägypten eingebunden werden? Der stellvertretende US-Außenminister William Burns hat gemeinsam mit anderen Diplomaten versucht, die Nummer zwei der Islamisten für einen Kompromiss zu gewinnen.

Der stellvertretende US-Außenminister William Burns soll bei einem Gefängnisbesuch in Kairo versucht haben, Chairat al-Schater - hinter dem abgesetzten Präsidenten Mohammed Mursi die Nummer zwei der Muslimbruderschaft - für eine Kompromisslösung zu gewinnen. Nach Informationen arabischer Medien nahmen auch die Außenminister von Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie ein EU-Vertreter an dem Gespräch mit Chairat al-Schater teil.

Über das Ergebnis wurde nichts bekannt. Die staatlichen ägyptischen Medien bestätigten am Montag lediglich ein Treffen einer "regionalen und internationalen Delegation" mit al-Schater im Hochsicherheitstrakt des Tora-Gefängnisses.

Der Besuch wird als Signal der Militärs gewertet, die Lage nicht erneut eskalieren zu lassen. Al-Schater ist ein Geschäftsmann und gilt als Stratege der Islamisten. Im vergangenen Jahr war er die erste Wahl der Muslimbrüder für die Präsidentschaftskandidatur. Weil er aber schon mehrfach verurteilt war, wurde Mursi aufgestellt.

Al-Schater und Badie sollen vor Gericht

Die USA und die EU wollen die Muslimbrüder dazu bringen, sich an dem Fahrplan der Armee für die Übergangszeit zu beteiligen. Die Islamisten bestehen bisher auf der Wiedereinsetzung von Mursi, der am 3. Juli nach Massenprotesten von der Armee abgesetzt worden war. Einige Vertreter aus den Reihen der Muslimbrüder sollen jedoch kompromissbereit sein. Zu den Berichten über das Treffen mit al-Schater hieß es von ihrer Seite allerdings: "Wir betonen, dass Dr. Mohammed Mursi der legitime gewählte Präsident ist, er alleine vertritt das ägyptische Volk, wer mit den Ägyptern sprechen will, muss deshalb mit ihm sprechen."

Inmitten der internationalen Bemühungen um einen Kompromiss im ägyptischen Dauerkonflikt soll al-Schater und einem weiteren führenden Muslimbrüder, Mohammed Badie, der Prozess gemacht werden. Ihnen werde unter anderem Anstiftung zum Mord vorgeworfen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Mena. Der Prozess soll am 25. August beginnen.

Auch Mursi selbst, der an einem unbekannten Ort in Haft sitzt, droht ein Prozess. Ihm werden Verschwörung und die Tötung von Soldaten vorgeworfen, ein Prozesstermin ist noch nicht bekannt.

© dpa/Reuters/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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