Süddeutsche Zeitung

Polizeiliche Kriminalitätsstatistik:Zehntausende Kinder wurden 2018 Opfer von Gewalt

  • An diesem Donnerstag sind die neuesten Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) zu kindlichen Gewaltopfern in Berlin vorgestellt worden.
  • Demnach wurden im vergangenen Jahr 136 Kinder getötet.
  • 14 606 Kinder wurden im vergangenen Jahr sexuell missbraucht, gut jedes Zehnte davon war jünger als sechs Jahre.

Von Henrike Roßbach, Berlin

Es ist eine Statistik, die sofort furchtbare Assoziationen weckt: die Polizeiliche Kriminalstatistik zu kindlichen Gewaltopfern, also Jungen und Mädchen unter 14 Jahren. An diesem Donnerstag sind die neuesten Zahlen in Berlin vorgestellt worden. Demnach sind im vergangenen Jahr hierzulande 136 Kinder getötet worden; 80 Prozent von ihnen waren jünger als sechs Jahre. Im Vorjahr waren es mit 142 Fällen noch mehr Todesopfer gewesen. Die häufigste Todesursache war fahrlässige Körperverletzung.

In der Statistik verzeichnet sind aber auch 29 ermordete Kinder und 34, die durch Totschlag ums Leben gebracht wurden. Hinzu kamen noch 98 Tötungsversuche; 21 mehr als ein Jahr zuvor.

Die Zahl der misshandelten Kinder ist von 4247 im Vorjahr leicht gesunken auf nun 4180. Gut vier von zehn Opfern waren jünger als sechs Jahre. Höher sind die Zahlen zum sexuellen Missbrauch: 14 606 Kinder wurden im vergangenen Jahr sexuell missbraucht, gut jedes Zehnte davon war jünger als sechs Jahre. Darunter waren 196 Fälle von Vergewaltigung und sexueller Nötigung. Missbrauchsversuche sind dabei mitgezählt, fallen aber zahlenmäßig weit weniger stark ins Gewicht als das, was Ermittler "vollendeten" Missbrauch nennen. Gestiegen sind zudem die Fallzahlen zu Herstellung, Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie: von 6512 auf 7449 Fälle.

Der Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, sagte am Donnerstag, die Statistik spreche zur sexuellen Gewalt gegen Mädchen und Jungen "eine erschütternd deutliche Sprache". Er forderte eine konsequentere Bekämpfung von sexueller Gewalt gegen Minderjährige und bessere Ermittlungsmöglichkeiten, etwa eine "EU-rechtskonforme Vorratsdatenspeicherung", um über die IP-Adressen von Computern zu den Tätern zu gelangen.

Die meisten Delikte gegen Kinder passierten zwar hinter verschlossenen Türen, sagte der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch. Es seien aber alle gefragt, wachsam zu sein. "Wer wegschaut, macht sich mitschuldig."

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