Süddeutsche Zeitung

Kriegsverbrechen:"Ich bitte um Vergebung"

Die Bundesregierung entschuldigt sich bei Weißrussland für die Morde von Wehrmacht und SS. Ihnen fielen im Land 2,5 Millionen Menschen zum Opfer.

Der für Weißrussland zuständige Koordinator der Bundesregierung, Gernot Erler, hat in Minsk offiziell um Entschuldigung für die deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg gebeten. Der SPD-Politiker sagte am Montag in der Hauptstadt: "Im Namen der Bundesregierung und auch persönlich bitte ich um Vergebung für die von Deutschen in Belarus begangenen Verbrechen und verneige mich vor den Opfern." In Weißrussland hätten die deutschen Besatzer etwa 2,5 Millionen Menschen und damit "mehr als ein Viertel" der Bevölkerung des Landes ermordet.

Deutsche Soldaten zerstörten bis zu 9000 Städte und Dörfer

Erler sprach bei einer Gedenkveranstaltung des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks (IBB) für die Kriegsopfer. Er erinnerte daran, dass die deutschen Soldaten "bis zu 9000 Städte und Dörfer" in Weißrussland zerstört hätten. Die deutschen Verbrechen in diesem Land dürften nicht vergessen werden. Vor Journalisten sagte Erler, nach seiner Kenntnis habe bislang kein Mitglied der Bundesregierung Weißrussland um Vergebung für die Kriegsverbrechen gebeten oder sich auf eine ähnliche Weise entschuldigt. Der Vorsitzende des Deutsch-Russischen Forums und ehemalige brandenburgische Ministerpräsident, Matthias Platzeck (SPD), bezeichnete in Minsk Erlers Geste als einen "sehr wichtigen und sehr schönen Moment".

Erler will in Minsk neben anderen mit Außenminister Wladimir Makej, Vertretern der demokratischen Opposition und Angehörigen von politischen Häftlingen sprechen. Er ist der ranghöchste deutsche Politiker, der seit 2010 in Minsk Gespräche mit der weißrussischen Regierung führt. Die EU-Staaten werfen der Regierung in Minsk Menschenrechtsverletzungen vor und meiden daher Begegnungen auf Minister-Ebene. Erler ist Koordinator für die gesellschaftspolitische Zusammenarbeit mit Russland, Weißrussland, der Ukraine und der Republik Moldau sowie zentralasiatischen Ländern.

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SZ vom 05.05.2015 / epd, kna
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