Kriegstechnik:Befehlshaber der Bundeswehr in Afghanistan fordert bewaffnete Drohnen

Der Einsatz von Kampfdrohnen durch die USA steht in der Kritik. Doch auch die Bundeswehr in Afghanistan hätte gerne bewaffnete Drohnen. Mit ihnen könne man nicht nur "in Echtzeit sehen", was passiert, sondern auch "zeitgerecht reagieren", so Generalmajor Vollmer.

Der Einsatz von Kampfdrohnen ist völkerrechtlich umstritten. Denn dabei werden häufig unbeteiligte Zivilisten verletzt oder sogar getötet. Vor allem die USA stehen mit ihrem massiven Drohneneinsatz in Pakistan in der Kritik. Amnesty International veröffentlichte am Dienstag einen Bericht und machte damit den US-Drohnenkrieg erneut zum Thema.

Die Menschenrechtsorganisation wirft Washington vor, mit dem Einsatz der unbemannten Flugkörper Völkerrecht gebrochen - und womöglich sogar Kriegsverbrechen begangen zu haben. Dort sieht man jedoch offenbar keine bessere Alternative. Die Drohnenangriffe seien "präzise, rechtmäßig und effektiv", so rechtfertigte das Weiße Haus sein Vorgehen.

Nun meldet sich auch der Befehlshaber der deutschen Truppen in Nordafghanistan zu Wort - und spricht sich für den Einsatz bewaffneter Drohnen bei der deutschen Armee aus. Nur mit Kampfdrohnen hätte die Truppe die Möglichkeit, Soldaten im Angriffsfall ohne Verzögerung aus der Luft beizustehen, sagte Generalmajor Jörg Vollmer der Nachrichtenagentur dpa im Feldlager in Masar-i-Scharif.

Bislang setzt die Bundeswehr drei geleaste Aufklärungsdrohnen vom Typ Heron aus israelischer Produktion ein, die nicht bewaffnet sind. Die Heron gebe den Soldaten zwar die Möglichkeit, "in Echtzeit zu sehen, was dort passiert", sagte Vollmer. Im Notfall müssten aber immer Kampfhubschrauber oder Flugzeuge angefordert werden, um Soldaten im Gefecht zu unterstützen.

De Maiziére für unbewaffnete Drohnen

"Mit der unbewaffneten Drohne stehen Sie in dem Dilemma, dass dann, wenn etwas passiert, wenn die Soldaten beschossen werden, Sie zunächst mal am Bildschirm sitzen und das mit ansehen müssen. Sie können nicht reagieren", kritisierte Vollmer. Anders sei dies mit der bewaffneten Drohne. Mit einer solchen "können wir zeitgerecht reagieren".

Der amtierende Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hatte sich vor der Bundestagswahl für die Beschaffung von bewaffneten unbemannten Flugzeugen ausgesprochen. Eine Entscheidung soll die nächste Bundesregierung treffen.

Der Heron-Leasingvertrag läuft im Oktober 2014 aus, das Verteidigungsministerium strebt aber nach eigenen Angaben eine Verlängerung bis April 2015 an. Damit könnte die Bundeswehr diesen Drohnentyp bis zum Auslaufen des Nato-Kampfeinsatzes in Afghanistan Ende 2014 nutzen.

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