Süddeutsche Zeitung

Krieg - Rostock:Ernährung: Eine-Welt-Landesnetzwerk fordert mehr Hilfe

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Rostock (dpa/mv) - Angesichts der durch den Ukraine-Krieg drohenden weltweiten Ernährungskrise hat das Eine-Welt-Landesnetzwerk MV von Bundes- und Landesregierung mehr Unterstützung für die UN-Welthungerhilfe gefordert. Die Landwirtschaftsexpertin des Netzwerks, Kaike Brand, warnte davor, den Forderungen zu folgen, Brachflächen für den Getreideanbau zu nutzen. "Der Effekt wäre nach einer Studie der Heinrich-Böll-Stiftung nur gering." Brachflächen seien ökologische Vorrangflächen, dienten dem Natur- und Artenschutz und seien Teil von Klimaschutzmaßnahmen. Statt überstürzt globale Nachhaltigkeitsziele zu opfern, mache die finanzielle Unterstützung der UN-Welthungerhilfe wesentlich mehr Sinn, sagte Brand.

Hauptgrund für Hunger seien Konflikte, dazu kämen die ungleiche Verteilung und die Verschwendung von Lebensmitteln. Brand verwies auf weitere Krisen wie den Klimawandel, die das Überleben vieler Menschen gefährden. Um genügend Nahrung für alle Menschen sicherzustellen, müssten lokale Ernährungssysteme erhalten und ausgebaut werden. "Wir müssen dem Globalen Süden akut über das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen helfen, aber langfristig global in eine nachhaltige, zukunftsfähige Landwirtschaft investieren", betonte Brand. So könne auch künftigen Krisen begegnet werden.

Bei aller Sorge um Energiesicherheit und die steigende Inflation dürfe nicht vergessen werden, dass die Welternährungskrise den Globalen Süden mit besonderer Härte treffen werde, sagte die Geschäftsführerin des Eine-Welt-Landesnetzwerks, Andrea Krönert. Dort gehe es für viele ums Überleben. In Deutschland hingegen sei die Nahrungsmittelsicherheit nicht gefährdet und die Menschen müssten nur um einen Teil ihres Wohlstands fürchten.

Laut UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO könnten wegen des Ukraine-Kriegs Lebensmittelpreise weltweit um 20 Prozent steigen. Darüber hinaus werde die Krise voraussichtlich zu einem erheblichen Rückgang der Weizenverfügbarkeit für zahlreiche afrikanische Länder führen, die einen Großteil ihres Weizens aus Russland oder der Ukraine importieren.

© dpa-infocom, dpa:220410-99-866860/3

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220410-99-866860
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Direkt aus dem dpa-Newskanal