Offensive gegen IS:Türkei schickt Panzer über die syrische Grenze

Offensive gegen IS: Ein türkischer Panzer nahe der syrischen Grenze.

Ein türkischer Panzer nahe der syrischen Grenze.

(Foto: AFP)
  • Dutzende türkische Panzer sind Medienberichten zufolge auf syrisches Gebiet vorgedrungen.
  • Ziel der Offensive ist Dscharablus, eine der letzten größeren Bastionen des IS an der Grenze zur Türkei.
  • Erdoğan bestätigt den Start der Offensive. Er will der Bedrohung durch Terroristen ein Ende setzen, wie er in Ankara sagt.

Wenige Stunden vor dem Besuch von US-Vizepräsident Joe Biden in Ankara hat die türkische Armee eine Offensive gegen die von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gehaltene syrische Grenzstadt Dscharablus begonnen. Nach intensivem Artilleriebeschuss hätten türkische Kampfjets gemeinsam mit der US-geführten Koalition Ziele in der Region bombardiert, berichteten türkische Nachrichtensender am Morgen. Zudem sind Dutzende türkische Panzer auf syrisches Gebiet vorgedrungen, melden das Staatsfernsehen TRT und die Nachrichtenagentur AFP. Mehrere weitere Militärfahrzeuge passierten demnach ebenfalls die Grenze. Damit startet die Türkei nun auch eine Bodenoffensive.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hat den Beginn der Militäroffensive bestätigt. Der Einsatz der Armee sei "gegen Bedrohungen gerichtet", die für die Türkei von Terrororganisationen wie dem IS oder der syrischen Kurdenmiliz YPG ausgingen. "Hinter diese Angriffe muss jetzt ein Schlusspunkt gesetzt werden", sagte Erdoğan in einer Rede in Ankara.

Ziel der Operation sei es, den IS aus Dscharablus zu vertreiben und für Sicherheit an der türkisch-syrischen Grenze zu sorgen, hieß es zuvor schon in den Berichten unter Berufung auf die Regierung. Nach dem Terroranschlag in Gaziantep mit mehr als 50 Toten am Wochenende hatte Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu gefordert, die Grenze zu Syrien müsse vollständig vom IS "gesäubert" werden. Ministerpräsident Binali Yıldırım kündigte an, dass sich die Türkei "aktiver" in eine Lösung des Syrien-Konfliktes einbringen werde.

Am Dienstag waren mehrere Mörsergranaten auf den türkischen Grenzort Karkamis abgefeuert worden, der direkt gegenüber der syrischen Stadt Dscharablus liegt. Auch in der weiter westlich gelegenen Grenzstadt Kilis waren erstmals seit Monaten wieder Raketen eingeschlagen. Menschen wurden in beiden Fällen nicht verletzt. Allerdings verließen viele der 3000 Bewohner von Karkamis den Ort, nachdem die Behörden davor gewarnt hatten, auf die Straße zu gehen. Die türkische Armee hatte auf die Mörserangriffe mit einem Beschuss von IS-Stellungen in Dscharablus reagiert.

Eine der letzten größeren Bastionen des IS

Dscharablus ist eine der letzten größeren Bastionen des IS an der Grenze zur Türkei. Der Ort liegt rund 35 Kilometer nördlich der Stadt Manbidsch, die erst kürzlich von einem Bündnis unter Führung der syrischen Kurden-Miliz YPG zurückerobert worden war.

Die Kurdenmiliz ist ein wichtiger Verbündeter der USA im Kampf gegen den IS in Syrien. Die Türkei möchte dagegen, dass Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) die vom IS gehaltenen Gebiete im türkisch-syrischen Grenzgebiet einnehmen. Ankara sieht die YPG ebenso wie die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK als terroristisch an und will unter allen Umständen vermeiden, dass an seiner Südgrenze ein zusammenhängendes Herrschaftsgebiet der Kurden entsteht. Anfang der Woche hatte die Türkei Stellungen der Kurdenmiliz in der Nähe der Stadt Manbidsch beschossen.

Das Vorgehen gegen die Kurden dürfte eines der Hauptthemen in den Gesprächen zwischen dem US-Vizepräsident und Vertretern der Türkei sein. Biden wird zunächst mit Yıldırım, am Nachmittag dann mit Staatspräsident Erdoğan zusammenkommen. Zuvor will er dem Parlament in Ankara einen Besuch abstatten, das beim gescheiterten Staatsstreich Mitte Juli von Putschisten bombardiert und schwer beschädigt worden war.

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