Süddeutsche Zeitung

Krieg in Syrien:Generalstab: Zwei russische Soldaten sind tot

  • Die Türkei hat im syrisch-türkischen Grenzgebiet einen russischen Kampfjet abgeschossen.
  • Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf einen US-Regierungsvertreter, der Jet sei über syrischem Luftraum getroffen worden.
  • Das Flugzeug habe türkischen Luftraum verletzt und sei mehrfach gewarnt worden, heißt es aus Ankara. Die Russen widersprechen dieser Darstellung.

Von Mike Szymanski, Istanbul, Antonie Rietzschel, Moskau, und Dominik Fürst

Der abgeschossene russische Kampfjet ist nach US-Einschätzung innerhalb des syrischen Luftraums getroffen worden. Die Maschine sei zwar kurzzeitig im türkischen Luftraum gewesen, dort aber nicht getroffen worden, sagte ein Vertreter der US-Regierung, der nicht namentlich genannt werden wollte, zu Reuters. Diese Beurteilung basiere auf Wärmedaten des Jets.

Die türkische Regierung hatte Russland nach Abschuss des Jets heftig kritisiert. "Statt das Feuer in Syrien zu löschen, lassen sie es über Araber, Kurden und Turkmenen regnen", sagte Premier Ahmet Davutoğlu. Die Türkei werde alles unternehmen, was nötig sei, um das Land zu verteidigen.

Ankara spricht von einer Verletzung des türkischen Luftraums

Der Türkei zufolge haben türkische Kampfjets das russische Flugzeug wegen einer Verletzung des Luftraums zum Absturz gebracht. In der offiziellen Pressemitteilung der türkischen Streitkräfte hieß es, die Russen seien zuvor "zehn Mal innerhalb von fünf Minuten" gewarnt worden. Der Generalstab stehe mit Premierminister Davutoğlu und Präsident Recep Tayyip Erdoğan in Kontakt.

Russland widerspricht dieser Darstellung, das russische Flugzeug habe sich stets in syrischem Luftraum befunden, hieß es. Präsident Wladimir Putin sagte, es habe gegen den IS gekämpft. Die Türkei nannte er "Helfershelfer des Terrorismus".

Der private türkische Fernsehsender Habertürk TV zeigte Bilder des Absturzes und des brennenden Wracks. Der Vorfall ereignete sich im syrischen Gouvernement Latakia, das im Norden an die Türkei grenzt.

Zwei tote russische Soldaten

Beim Abschuss des Kampfjets ist nach Angaben aus Moskau mindestens einer der beiden Piloten ums Leben gekommen. Das Schicksal des zweiten Soldaten sei ungewiss, teilte der Generalstab in Moskau am Dienstagabend mit. Ein weiterer russischer Militärangehöriger sei beim Angriff von syrischen Rebellen auf einen russischen Hubschrauber ums Leben gekommen, sagte Sprecher Sergej Rudski der Agentur Interfax zufolge.

Für Russland sind es die ersten toten Soldaten im Syrien-Einsatz seit Beginn der Luftangriffe zur Unterstützung des mit Moskau verbündeten syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Russlands Streitkräfte fliegen seit Ende September Luftangriffe in Syrien. Zuvor hatten türkische Regierungskreise verbreitet, die zwei Piloten des russischen Flugzeugs seien noch am Leben.

Das russische Parlament fordert, den türkischen Botschafter einzubestellen. Darüber hinaus sollten die diplomatischen Beziehungen zwischen Russland und der Türkei heruntergefahren werden, bis die Türkei im Sicherheitsrat der UN für ihren "Angriff gegen Russland" zur Verantwortung gezogen werde.

Die Lage in Syrien

In Syrien tobt ein Bürgerkrieg. Etliche Staaten fliegen zudem Luftangriffe gegen Stellungen der IS-Terrormiliz, darunter auch die USA, Russland und Frankreich, das seine Attacken zuletzt intensiviert hat.

Offiziell unterstützt der Kreml Assad im Kampf gegen den Islamischen Staat. Doch Russland wird immer wieder vorgeworfen, auch andere Ziele aus der Luft zu bombardieren - das hatte bereits vor wenigen Tagen zu Verstimmungen zwischen Russland und der Türkei geführt: Am Freitag erreichten die türkische Regierung in Ankara Berichte, wonach ein turkmenisches Dorf von russischen Kampfflugzeugen angegriffen worden war. Dabei sollen 40 Menschen verletzt worden sein. Das Außenministerium bestellte daraufhin den russischen Botschafter ein.

In einem Statement warnte die Türkei: Sollte Russland solche Operationen nicht unterlassen, könnte das ernsthafte Konsequenzen haben. Die turkmenische Minderheit lebt auch im Nordwesten Syriens, dort, wo das russische Flugzeug abgeschossen wurde.

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