US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel sind sich in ihrer Einschätzung der Lage in Syrien einig: Nach Angaben des Weißen Hauses verurteilten beide bei einem Telefonat die Gewalt in Aleppo als "barbarisch". Sie betonten, dass Damaskus und Moskau "eine besondere Verantwortung tragen, die Kämpfe in Syrien zu beenden". Der syrische Machthaber Baschar al-Assad wird von Russland seit vergangenem Jahr aktiv militärisch unterstützt.
Der Osten der umkämpften Stadt Aleppo, um die syrische Regierungstruppen und Rebellen wegen ihrer wirtschaftlichen und symbolischen Bedeutung ringen, sei von Hunderttausenden Zivilisten bewohnt. Die Hälfte davon seien Kinder. Beobachter gehen davon aus, dass in Aleppo derzeit 250 000 bis 300 000 Zivilisten leben, darunter 100 000 Minderjährige. Die Stadt hat seit dem Zusammenbruch einer Waffenruhe Mitte September schwerste Luftangriffe mit Hunderten Toten hinnehmen müssen.
Die Hilfsorganisation Save the Children beklagte, dass Kinder in Aleppo wegen der schweren Angriffe mit sogenannten Bunkerbrechern nirgends mehr sicher seien. Save the Children betreibt in der Stadt mehrere Schulen, die unterirdisch gebaut sind und damit eigentlich angriffssicher sein sollten.
US-Außenminister John Kerry bekräftigte seine Warnung, dass ein Abbruch der Gespräche zwischen den USA und Russland bevorstehe: Washington stehe "kurz vor dem Aussetzen" der Verhandlungen. Angesichts der anhaltenden Bombardierung sei es "irrational", einfach herumzusitzen und zu versuchen, die Dinge ernst zu nehmen. Russland weigert sich bislang, die Angriffe auf die Metropole zu stoppen.
Auch der UN-Sicherheitsrat ist uneins, was das Vorgehen in dem Bürgerkriegsland betrifft: "Wir sind zu keinen Schlussfolgerungen gekommen", sagte der neuseeländische UN-Botschafter und derzeitige Ratsvorsitzende Gerard van Bohemen in New York. Zuvor hatte der UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien gesagt, Aleppo durchleide derzeit eine "humanitäre Katastrophe, wie sie in Syrien noch nicht erlebt worden ist".