Krieg in Nahost:Tote bei Angriff auf UN-Schule

+++ Israel setzt Einsatz im Gazastreifen fort, 15 Menschen sollen bei Angriff auf UN-Schule getötet worden sein +++ US-Fluggesellschaften fliegen Ben Gurion wieder an +++ UN-Menschenrechtsrat will mögliche Kriegsverbrechen prüfen +++

  • Israel setzt seine Angriffe im Gazastreifen fort. Bei einem Angriff auf eine UN-Schule sollen 15 Menschen ums Leben gekommen sein.
  • Die US-Luftfahrtbehörde hebt das Flugverbot für Tel Aviv wieder auf.
  • UN will Untersuchung auf mögliche Kriegsverbrechen einleiten.
  • Nach palästinensischen Angaben haben Israels Streitkräfte am Donnerstagmorgen weiter Ziele im Gazastreifen beschossen.

Tote bei Angriff auf UN-Schule

Bei einem israelischen Granatenangriff auf eine Schule im nördlichen Gazastreifen sollen nach palästinensischen Angaben mindestens 15 Menschen getötet worden sein. Bei der Schule handelt es sich um eine Einrichtung des UN-Hilfswerks für Palästinenser (UNRWA). Ein Sprecher der Organisation bestätigte den Angriff. In dem Gebäude hatten Flüchtlinge Schutz gesucht. Eine israelische Armeesprecherin sagte, man prüfe den Bericht.

Unterdessen stieg die Zahl der Toten auf palästinensischer Seite auf mehr als 730 Menschen. Allein in der Nacht zum Donnerstag kamen bei einem israelischen Panzerangriff 16 Menschen ums Leben, davon sechs Mitglieder einer Familie, erklärten palästinensische Behörden. Etwa 4600 Menschen wurden bisher verletzt. Auf israelischer Seite sind in dem Konflikt bislang 32 Soldaten und drei Zivilisten getötet worden.

Mehr als 141 000 palästinensische Flüchtlinge haben nach UN-Angaben bisher Schutz in mehr als 80 Schulen des Palästinenserhilfswerks UNRWA gesucht. Nach Informationen des UN-Amts für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) hat die israelische Armee einen drei Kilometer breiten Streifen - 44 Prozent des Gazastreifens - zum Kampfgebiet erklärt, das von Zivilisten nicht betreten werden dürfe.

US-Luftfahrbehörde hebt Landeverbot für Tel Aviv auf

Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat das Landeverbot für den israelischen Flughafen Ben Gurion wieder aufgehoben. Der Flughafen dürfe seit 5:45 Uhr (MESZ) an diesem Donnerstag wieder angeflogen werden, teilte die Behörde auf ihrer Webseite mit. Die FAA warnte aber vor einer "sehr wechselhaften Situation" und anhaltenden Kämpfen im nahegelegenen Gazastreifen.

Die Sperre war am Dienstag aus Sicherheitsgründen verhängt worden, nachdem eine Rakete aus dem Gazastreifen nahe dem Flughafen zwischen Jerusalem und Tel Aviv eingeschlagen war. Der einflussreiche US-Republikaner Ted Cruz hatte zuvor Präsident Barack Obama vorgeworfen, mit dem Flugverbot einen "Wirtschaftsboykott Israels" zu starten. Auch Israel hatte heftige Kritik geübt.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zeigte sich mit der Entscheidung der US-Behörde zufrieden: "Ich bin froh, dass der Druck, den wir ausgeübt haben, und die von uns vorgelegten Beweise für die Sicherheit der Luftfahrt in Israel dazu geführt haben, dass die Flüge wiederaufgenommen werden." Die Offensive werde fortgesetzt, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten, sagte Netanjahu bei einem Treffen mit dem britischen Außenminister Philip Hammond.

Der britische Billigflieger Easyjet teilte jedoch mit, er habe seine Flüge von und nach Tel Aviv auch am Donnerstag ausgesetzt. Betroffen seien Flüge von den Flughäfen Berlin-Schönefeld, Basel, Genf, Manchester, Mailand-Malpensa sowie den beiden Londoner Airports Luton und Gatwick nach Tel Aviv und auf der jeweiligen Retour-Strecke.

UN-Menschenrechtsrat will mögliche Kriegsverbrechen prüfen

Der UN-Menschenrechtsrat will angesichts der Kämpfe eine Überprüfung wegen möglicher Kriegsverbrechen einleiten. Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, bezweifle, dass Israel alles tue, um zivile Opfer zu vermeiden (hier im Interview mit BBC). Jede Warnung vor einem Angriff müsse den Menschen, darunter Alten und Kranken, auch die Zeit zur Flucht geben. Sie verurteilte wahllose Angriffe militanter Palästinenser auf israelische Ortschaften. "Israelische Kinder und ihre Eltern sowie andere Zivilisten haben auch das Recht, ohne die ständige Angst zu leben, dass aus Gaza abgefeuerte Raketen auf ihren Häusern landen und sie töten oder verletzen könnten", sagte sie. Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman kommentierte Pillays Kommentar mit den Worten, der UN-Menschenrechtsrat sei "schon lange zu dem Rat für die Rechte der Terroristen geworden".

Ringen um eine Feuerpause

Zu einer möglichen Waffenruhe gab es am Mittwochabend widersprüchliche Signale. Hamas-Exilchef Chaled Maschaal machte die Zustimmung seiner Organisation zu einer Vereinbarung mit Israel erneut von einem Ende der Blockade des Gazastreifens abhängig. "Wir sind bereit, unser Leben zu opfern, um die Belagerung (von Gaza) zu beenden", erklärte er. Zuvor hatten palästinensische Offizielle noch angekündigt, eine Waffenruhe sei "binnen Stunden" möglich. Der israelische Regierungssprecher Mark Regev hatte wenig später jedoch bereits dementiert, dass eine Feuerpause unmittelbar bevorstehe.

Das israelische Militär hatte vor etwa zwei Wochen eine Offensive gegen Ziele im Gazastreifen begonnen, um unter anderem den anhaltenden Raketenbeschuss durch radikale Palästinenser zu stoppen. Wie die israelischen Streitkräfte in der Nacht mitteilten, wurden am Mittwoch mehr als 95 Raketen auf Israel abgefeuert. Im Gegenzug hätte man am gleichen Tag mehr als 100 Ziele im Gazastreifen angegriffen.

Linktipp: die Ereignisse vom Vortag.

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