Krieg in Libyen:USA jagen Gaddafis Soldaten mit Drohnen

Sie hatten sich aus dem Krieg gegen Libyen zurückgezogen, nun greifen die Amerikaner wieder ein: Mit unbemannten und schwer bewaffneten Flugzeugen jagen die USA seit Jahren Al-Qaida-Terroristen in Afghanistan. In Libyen sollen die Drohnen Gaddafis Truppen jetzt davon abhalten, weiter das eigene Volk anzugreifen.

Kleine, unbemannte Flugzeuge sind schon lange eine wichtige Waffe der USA für die Jagd auf Terroristen. Seit Jahren nutzt das US-Militär Drohnen, um Al-Qaida-Kämpfer im unzugänglichen Bergland zwischen Afghanistan und Pakistan anzugreifen. Nun soll die Wunderwaffe helfen, den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi zu besiegen. Präsident Barack Obama habe den Einsatz von Drohnen genehmigt, sagte US-Verteidigungsminister Robert Gates.

Die USA hatten mit Frankreich und Großbritannien das Militärbündnis geschmiedet, das am 19. März mit Luftangriffen gegen Gaddafis Truppen begann. Bereits Ende März übergab Washington jedoch das Kommando an die Nato und zog seine Kampfflugzeuge von dem Einsatz ab. Nun, da immer deutlicher wird, dass die Briten und Franzosen daran scheitern könnten, den libyschen Diktator entscheidend zu schwächen, melden sich die Amerikaner mit ihren hochmodernen Drohnen zurück.

Gates bemühte sich zwar, die Bedeutung des Drohnen-Einsatzes herunterzuspielen. Die unbemannten Flugzeuge seien ein "bescheidener Beitrag" der USA zu den Bemühungen des Nato-geführten Bündnisses, die Zivilbevölkerung vor Gaddafis Truppen zu schützen. Es handele sich lediglich um "eine sehr begrenzte zusätzliche Rolle bei unserem Beitrag". Doch klar ist: Durch den Einsatz der Drohnen haben die Nato-Kommandeure nun bessere Möglichkeiten, um gegen Gaddafis Truppen vorzugehen.

Über mögliche Angriffsziele in Libyen wurde zunächst nichts bekannt. Der stellvertretende US-Generalstabschef James Cartwright erklärte aber, dass die ferngesteuerten und bewaffneten Flugzeuge vor allem in besiedelten Gebieten sinnvoll eingesetzt werden könnten, um Opfer in der Zivilbevölkerung möglichst zu vermeiden. "Sie haben die Möglichkeit, tiefer zu fliegen, deshalb können sie eine bessere Sicht auf bestimmte Ziele bekommen." Das sei hilfreich, weil Gaddafis Truppen begonnen hätten, sich "einzugraben". Bis zu zwei Drohnen könnten gleichzeitig im Einsatz sein. Laut Cartwright gab es bereits erste Angriffsflüge, die jedoch wegen schlechten Wetters abgebrochen worden seien.

"Bösartige Angriffe"

Da die Drohnen-Piloten weit entfernt vom Kampfgeschehen das Flugzeug per Joystick steuern, kann die Nato nun Missionen ausführen, die andernfalls zu riskant wären. Über eine Satellitenleitung lenken sie nicht nur die Drohne, sie bekommen auch Live-Bilder vom Zielgebiet geliefert. Neben einer Tageslichtkamera haben die Maschinen Infrarotsensoren für die Nacht und Laserzielsysteme an Bord. So kann der für den Waffeneinsatz zuständige Offizier die Situation im Zielgebiet eingehend beurteilen, bevor er die Raketen abfeuert.

US-Außenministerin Hillary Clinton bekräftigte auch die Entschlossenheit der USA, gegen Gaddafi vorzugehen. Sie warf dem libyschen Regime "bösartige Angriffe" vor - wie etwa in der seit fast acht Wochen belagerten Stadt Misrata. "Es gibt sogar Berichte, dass die Truppen Gaddafis möglicherweise Streubomben gegen das eigene Volk eingesetzt haben", sagte Clinton nach einem Treffen mit dem niederländischen Außenminister Uri Rosenthal in Washington. "Angesichts solcher Unmenschlichkeit bleibt die internationale Gemeinschaft in ihrer Entschlossenheit vereint", so Clinton.

Die Kämpfe um Misrata gehen unterdessen weiter. Der arabische Sender Al-Dschasira berichtet von heftigem Granatbeschuss der drittgrößten libyschen Stadt durch Gaddafis Truppen. Angeblich beschießen Scharfschützen Zivilisten.

Einen Erfolg feierten die Rebellen am Donnerstag an der libysch-tunesischen Grenze: Aufständische nahmen den Übergang Wassin ein. Die tunesische Nachrichtenagentur TAP meldete, dass dabei 13 Soldaten des Gaddafi-Regimes, darunter zwei Generäle, zur Flucht nach Tunesien gezwungen wurden.

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