Krieg in Libyen:Gaddafis Frauen sollen geflohen sein

Haben sich nach dem Ölminister auch die Ehefrau und die Tochter des libyschen Machthabers nach Tunesien abgesetzt? Dies melden tunesische Sicherheitskräfte. Und Tunesien droht Libyen wegen anhaltender Grenzverletzungen.

Wo sind Safia und Aischa al-Gaddafi? Die Ehefrau und Tochter des libyschen Machthabers haben sich nach Angaben tunesischer Sicherheitskräfte nach Tunesien abgesetzt. Gemeinsam mit einer libyschen Delegation sollen sie die Grenze zum Nachbarland überquert haben.

File picture shows Aisha Gaddafi, daughter of Libya's leader Muammar Gaddafi, gesturing during a pro-government rally at heavily fortified Bab al-Aziziya compound in Tripoli

Hat sie sich mit ihrer Mutter nach Tunesien abgesetzt? Aischa Gaddafi, die einzige Tochter des libyschen Machthabers.

(Foto: REUTERS)

Die libysche Regierung in Tripolis ließ die Ausreise der Gaddafi-Frauen umgehend dementieren. Beide seien in Tripolis und an einem sicheren Ort untergebracht, sagte der stellvertretende Außenminister Chaled Kaim am Abend. Auch für die Abwesenheit des libyschen Ölministers fand Kaim eine Erklärung: Schukri Ghanem habe Libyen lediglich aus geschäftlichen Gründen verlassen. Die Meldung, dass sich der Gaddafi-Vertraute nach Tunesien abgesetzt habe, sorgte vor wenigen Tagen für Wirbel.

Mit der Mär von der Geschäftsreise versucht das Regime zu vertuschen, dass sich in Ghanem nach Außenminister Mussa Kussa, Innenminister Abdel-Fatah Junes und Justizminister Mustafa Abdul Dschalil nun das vierte ranghohe Kabinettsmitglied von Gaddafi abgewandt hat. Ein früherer Vertreter Libyens bei der Arabischen Liga hatte Ghanems Flucht ins Ausland bestätigt.

Spannungen an der tunesisch-libyschen Grenze

Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind zunehmend belastet. In den vergangenen 24 Stunden ist es zu anhaltende Auseinandersetzungen im Grenzgebiet gekommen. Nach Augenzeugenberichten schlugen Dutzende Granaten aus Libyen in der Nähe des tunesischen Grenzortes Dehiba ein.

Dabei kam niemand zu schaden, doch Tunesien will diese Grenzverletzungen nicht mehr länger hinnehmen. Die Regierung in Tunis drohte der Regierung in Tripolis mit "harten Gegenmaßnahmen". So werde man sich wegen der schweren Grenzverletzungen an den UN-Sicherheitsrat wenden, hieß es in einer Erklärung des tunesischen Außenministeriums.

In der libyschen Hauptstadt Tripolis versammelten sich in den frühen Morgenstunden hunderte Gaddafi-Anhänger um ihre Unterstützung für das Regime zu demonstrieren. Die Jubelnden - vor allem Jugendliche und Sicherheitskräfte - schossen in den Himmel und entzündeten Feuerwerkskörper.

UN stockt Spenden für Zivilisten in Libyen auf

Unterdessen stockten die Vereinten Nationen ihren Spendenaufruf für die Menschen in Libyen noch einmal auf. Statt der im März verkündeten 160 Millionen Dollar wollen die UN nun 233 Millionen Dollar von ihren Mitgliedsstaaten einsammeln. Mit dem Geld soll den mehr als zwei Millionen Zivilisten geholfen werden, die von den Kämpfen betroffen sind.

Der sogenannte "Flash Appeal" ist ein unverbindlicher Aufruf an die 192 Mitglieder. Weil jeder Staat nach eigenem Ermessen gibt, bleiben die Aufrufe oft unterfinanziert. Bisher sind 175 Millionen Dollar zugesagt.

Nach Angaben von UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos waren die Helfer im März von 400.000 Flüchtlingen und 600.000 weiteren Menschen in Not ausgegangen. Tatsächlich seien jetzt aber mehr als 800.000 Menschen auf der Flucht, weitere 1,6 Millionen brauchten Hilfe.

"Die Kämpfe, der Zusammenbruch der staatlichen Infrastruktur und die Geld- und Benzinknappheit sind große Probleme für das Volk Libyens", sagte Amos. Besonders schlimm sei es in Misrata: "Die Stadt ist bei unseren Sorgen ganz vorn. Viele Menschen haben schon kaum noch Wasser und Lebensmittel."

Im libyschen Bürgerkrieg herrscht militärisch eine Patt-Situation. Die Nato greift Gaddafis Einheiten aus der Luft an und hat wiederholt sein Gelände in Tripolis bombardiert.

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