Krieg in Libyen:Bomben auf Tripolis

Bei einem bei mutmaßlichem Nato-Luftangriff sind mindestens zwei Menschen in der libyschen Hauptstadt getötet worden. Erst kurz zuvor hatte das Militärbündnis sein Bedauern über einen irrtümlichen Beschuss libyscher Rebellen zum Ausdruck gebracht.

Mindestens zwei Menschen sind vermutlich bei einem Nato-Luftangriff in der libyschen Hauptstadt getötet worden. Wie der Korrespondent des britischen Senders BBC aus Tripolis berichtete, sei ein dreigeschossiges Haus in einem Wohngebiet zerstört worden. Die Schäden deuteten auf einen Luftangriff hin.

Tripolis air strikes

Libyer suchen in den Trümmern ihrer Häuser nach Verletzten und Toten.

(Foto: dpa)

Rettungskräfte und Anwohner hätten am frühen Morgen in den Trümmern nach weiteren Opfern gesucht. Der Angriff auf das eher ärmliche Wohngebiet sei nach Angaben der libyschen Behörden kurz nach Mitternacht erfolgt. Eine Bestätigung der Nato für einen solchen Einsatz lag zunächst nicht vor.

Am Samstagabend hatte das Militärbündnis sein Bedauern über einen irrtümlichen Beschuss libyscher Rebellen zum Ausdruck gebracht. Wie die Nato mitteilte, hatten Streitkräfte einen Konvoi von Militärfahrzeugen in einem Gebiet gesichtet, wo Truppen des libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi jüngst operierten. Daraufhin hätten die NATO-Kampfflugzeuge einen Luftangriff in der Absicht geflogen, die Zivilbevölkerung zu schützen. Später sei bestätigt worden, dass es sich bei dem Konvoi um eine Patrouille der Opposition gehandelt habe. Die Nato machte keine Angaben darüber, ob es Opfer gegeben habe.

Ein Arzt aus der nahe gelegenen Stadt Adschdabija sagte aber, rund um die Zeit des Angriffes seien die Leichen von vier Rebellenkämpfern in sein Krankenhaus gebracht worden. Es konnte aber nicht bestätigt werden, ob die Männer bei dem Bombardement getötet worden waren oder bei anderen Kämpfen ums Leben gekommen waren. Ein Sprecher der Rebellen, Abdel Rahman Abu Sin, erklärte, er habe Verständnis dafür, dass die beiden Seiten durch die sich stetig verschiebenden Fronten nicht immer leicht zu unterscheiden seien.

Die Nato hat bei ihren Luftangriffen bereits mehrmals versehentlich Rebellen beschossen. Immer wieder war in den Reihen der Gaddafi-Gegner auch Kritik laut geworden, dass die Luftangriffe des Militärbündnisses ihnen keinen entscheidenden Vorteil bei den Kämpfen eingebracht hätten. Am Samstag hatte die Nato abermals mindestens zwei Ziele in der Hauptstadt Tripolis angegriffen. Welche Ziele getroffen wurden und ob es dabei Tote oder Verletzte gab, war zunächst nicht bekannt.

Der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hat der Nato indes ein falsches Vorgehen bei ihrem Libyen-Einsatz vorgeworfen. Der Einsatz sei kurzsichtig geplant worden, sagte er dem Nachrichtenmagazin Spiegel. Mit Blick auf Berichte über Munitionsknappheit der Verbündeten in Libyen ergänzte er: "Natürlich muss man, wenn man etwas anfängt, auch immer wissen, wie lange man das durchhalten kann."

Die Stationierung einer Friedenstruppe in Libyen nach dem Krieg und eine deutsche Beteiligung daran bezeichnete der Minister als höchst unwahrscheinlich. "Eine internationale Friedenstruppe ist doch eine hypothetische Sache, die nur nötig ist, wenn Libyen zerfällt und man Streitparteien trennen muss", sagte er. "In einem sich hoffentlich demokratisch entwickelnden Land wäre das weder nötig noch wünschenswert." Er hoffe, dass es zu einem solchen Einsatz gar nicht komme, "weil Libyen hoffentlich vereint bleibt und sich in Richtung Demokratie entwickelt".

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