Süddeutsche Zeitung

Krieg in Libyen:Blutige Gefechte um Misrata

Bei einem Angriff Gaddafi-treuer Truppen auf die Stadt Misrata trifft eine Granate ein Krankenhaus, es gibt zahlreiche Verletzte. Derweil gelingt es den Rebellen offenbar, die Soldaten aus Brega zurückzudrängen. In Syrien wird unterdessen ein neuer Regierungschef ernannt.

Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi haben am Sonntag die Angriffe auf die von ihnen belagerten Städte Misurata und Al-Sintan fortgesetzt. Bewohner beschrieben die Lage als dramatisch. Bei Angriffen auf Misrata sei mindestens eine Person getötet worden, berichtete ein Anwohner der Nachrichtenagentur Reuters. In der etwa 210 Kilometer östlich von Tripolis gelegenen Stadt trafen Granaten ein Krankenhaus. Mehrere Freiwillige wurden verletzt, berichtete die Oppositionsgruppe "Feb17voices" über den Kurzmitteilungsdienst Twitter.

Einem Arzt zufolge kamen in Misrata in der vergangenen Woche rund 160 Menschen ums Leben, bei einem Großteil der Opfer habe es sich um Zivilisten gehandelt. Seit Beginn der Kämpfe vor sechs Wochen seien in der Stadt schätzungsweise insgesamt 600 bis 1000 Menschen getötet worden, sagte der Arzt.

In der drittgrößten Stadt des Landes herrsche ein Mangel an medizinischem Bedarf, hieß es weiter. Ein Angriff der Truppen Gaddafis habe zudem die größten Lager für Getreide und Zucker in Flammen aufgehen lassen.

In Al-Sintan, 120 Kilometer südwestlich der Hauptstadt, habe der Artillerie-Beschuss durch Gaddafi-Truppen Häuser, Wasserwerke und E-Werke zerstört, sagte ein Sprecher der Regimegegner in der Stadt dem arabischen Fernsehsender al-Dschasira.

In der Öl-Hafenstadt Brega scheint es den Rebellen derweil am Morgen gelungen zu sein, die Regierungssoldaten weiter zurückzudrängen. Die Rebellen erklärten nach Angaben der Nachrichtenagentir AFP, sie hätten die Stadt zurückerobert. Sie besetzten nun den weitläufigen Campus der Universität am östlichen Zugang von Brega. Die Regierungstruppen zogen sich nach Westen zurück. In der Stadt sei allerdings weiterhin Artilleriefeuer zu hören, berichtete ein AFP-Reporter.

In der Nacht zum Samstag waren bei Brega bei einem irrtümlichen Angriff von Nato-Flugzeugen 13 Rebellen getötet worden. Die Aufständischen nannten den Vorfall bedauerlich, sprachen sich aber für die Fortsetzung der Angriffe aus

Bericht: USA und Ägypten bilden Rebellen aus

Unterdessen berichtet der Sender al-Dschasira, dass die Aufständische weitere Unterstützung aus dem Ausland bekämen. Angeblich, so heißt es in dem Bericht, bilden amerikanische und ägyptische Spezialeinheiten libysche Rebellen aus.

Die Gegner des libyschen Diktators würden an einem geheimen Ort im Osten des Landes militärisch trainiert, sagte ein Informant dem Sender. Die Rebellen hätten bereits am Donnerstag im Schutze der Nacht eine Ladung von Katjuscha-Raketen aus Ägypten bekommen. Woher die Waffen genau stammten, sagte der Informant nicht. Sie seien jedoch auf dem neuesten Stand der Waffentechnik. Deshalb benötigten die Rebellen auch ausländische Ausbilder. Eine unabhängige Bestätigung für die Angaben gab es nicht.

Tote im Jemen, neuer Regierungschef in Syrien

Auch der Jemen ist weiter in Aufruhr: Wie erst jetzt bekannt wurde, soll die jemenitische Armee am Freitag auf Demonstranten geschossen haben. Zwei Menschen seien getötet, neun verletzt worden, sagte ein Vertreter der schiitischen Aufständischen.

In Syrien hat Präsident Baschar al-Assad einen neuen Regierungschef ernannt. Oppositionelle sprachen allerdings von einer rein kosmetischen Maßnahme. Der bisherige Landwirtschaftsminister Adel Safar erhielt den Auftrag, ein neues Kabinett zu bilden, teilte das staatliche syrische Fernsehen mit. Die Regierung seines Vorgängers Nadschi Otri war am vergangenen Dienstag geschlossen zurückgetreten. Bei der blutigen Unterdrückung der Demonstrationen für politische Freiheiten haben die Sicherheitskräfte des Regimes bislang an die 80 Menschen getötet.

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