Krieg in Libyen:Al-Qaida ruft zum Kampf gegen Gaddafi auf

Gaddafi muss weg - das erklären die westlichen Staatenlenker Obama, Sarkozy und Cameron gemeinsam, während die Nato erste Bedingungen für ein Ende des Militäreinsatzes in Libyen formuliert. Das Terrornetzwerk al-Qaida appelliert derweil an die Araber, gegen Gaddafi zu kämpfen - um eine Invasion des Westens zu verhindern.

Während anderswo in Libyen Bomben fallen und Artilleriegeschütze donnern, machte Muammar al-Gaddafi einmal mehr Eigenwerbung: Bekleidet mit einem Blazer, schwarzem T-Shirt, Sonnenbrille und Hut fuhr Gaddafi in einem offenen Geländewagen stehend durch die Straßen der Hauptstadt Tripolis, verfolgt von Dutzenden Anhängern. Das Staatsfernsehen zeigte den Auftritt des bizarren Despoten, angeblich entstanden die Aufnahmen am Donnerstag. Gaddafi reckte die Faust in die Höhe, eine Rede hielt er diesmal nicht. Anders bei früheren Auftritten und Interviews. Da redete er sich in Rage, beschimpfte er die Aufständischen mal als Drogenabhängige, mal als Handlanger des Westens, mal als islamistische Terroristen.

Versucht, Volksnähe zu demonstrieren: Libyens Machthaber Gaddafi bei seinem jüngsten Auftritt

Versucht, Volksnähe zu demonstrieren: Libyens Machthaber Gaddafi bei seinem jüngsten Auftritt

(Foto: Reuters)

Eine aktuelle Wortmeldung von al-Qaida dürfte Gaddafi als Bestätigung empfinden: Die Nummer zwei des Terrornetzwerks, Aiman al-Sawahiri, rief zum Kampf gegen die Truppen Gaddafis auf. Eine Islamisten-Seite im Internet veröffentlichte eine Video-Botschaft des Stellvertreters von Osama bin Laden, berichtet nun der US-Sender ABC. Die arabischen Armeen müssten in Libyen eingreifen und helfen, Gaddafi zu vertreiben, bevor "die Hilfe des Westens ... sich in eine Invasion verwandelt", zitierte der Sender aus der über einstündigen Videobotschaft.

In der Aufnahme ist al-Sawahiri in einem weißen Gewand und mit weißem Turban zu sehen. Neben ihm ist der Lauf eines Sturmgewehres zu erkennen. Der gebürtige Ägypter begrüßt in der Botschaft den Sturz von Präsident Hosni Mubarak. Das Fortbestehen der nordafrikanischen Nation hänge von der Zerstörung Israels und der Einführung des islamischen Rechts ab, sagte al-Sawahiri. Nach Angaben des Senders war es die erste Videobotschaft des Terroristenführers seit mehr als eineinhalb Jahren. Zwischenzeitlich seien lediglich Tonaufnahmen von ihm veröffentlicht worden.

Derweil erklärten die USA, Großbritannien und Frankreich, im Libyen-Konflikt nicht locker zu lassen, ehe Machthaber Gaddafi die Führung abgegeben hat. Das machten US-Präsident Barack Obama, der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy sowie der britische Premierminister David Cameron in einem gemeinsamen Zeitungsbeitrag deutlich. Der Artikel erschien in der britischen Times, den französischen Le Figaro und in der Washington Post.

"So lange Gaddafi an der Macht ist, müssen die Nato und ihre Koalitionspartner ihre Operationen weiterführen, so dass Zivilisten geschützt bleiben und Druck auf das Regime aufgebaut wird", schreiben Obama, Sarkozy und Cameron. Die Welt würde sich eines "skrupellosen Verrats" schuldig machen, würde Gaddafi an der Macht bleiben, heißt es in dem Gastbeitrag. Auch eine Waffenruhe mit einem Ausstiegsszenario für Gaddafi, das Familienmitglieder in Libyen an der Macht belasse, sei nicht akzeptabel. "Es ist undenkbar, dass jemand, der sein eigenes Volks massakrieren wollte, eine Rolle in einer künftigen Regierung spielt."

Nato will "hohes Einsatztempo" beibehalten

Zuvor hatte bereits die Nato Geschlossenheit demonstriert. Bei dem Treffen der Außenminister in Berlin nannte die Allianz erstmals Bedingungen für ein Ende des Militäreinsatzes. Alle Angriffe und Angriffsdrohungen gegen Zivilisten müssten aufhören. Außerdem müssten sich alle Streitkräfte einschließlich Heckenschützen, Söldnern und anderen paramilitärischen Milizen nachprüfbar zurückziehen. Ferner müsse das Regime für humanitäre Hilfsleistungen an alle Bedürftigen im Lande ungehinderten Zugang gewähren. Andernfalls werde das "hohe Einsatztempo" aufrechterhalten, warnte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen. "Wir werden nicht untätig zusehen, wie ein diskreditiertes Regime sein eigenes Volk mit Granaten, Panzern und Scharfschützen angreift."

Kampfflugzeuge der Nato griffen auch am Donnerstag wieder Ziele in Libyen an. "Wir können bestätigen, dass Flugzeuge heute Nachmittag eine Batterie von SA-2 Flugabwehrraketen 40 Kilometer südlich von Tripolis getroffen haben", sagte eine Nato-Sprecherin in Berlin. Berichte des libyschen Staatsfernsehens, wonach auch mehrere Angriffe auf die Hauptstadt Tripolis geflogen wurden, wies sie zurück.

Auch die Kämpfe am Boden gingen weiter: Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira meldete unter Berufung auf die Aufständischen, die Regierungstruppen hätten ein Gebiet in der Nähe des Hafens der seit Wochen belagerten westlichen Stadt Misurata angegriffen. 23 Menschen seien getötet worden, darunter drei Ägypter.

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