Krieg in Gaza:UN warnen vor Zunahme des Antisemitismus

Lesezeit: 3 Min.

"Der Konflikt im Nahen Osten darf kein Vorwand für Vorurteile werden, die den sozialen Frieden und die Harmonie überall beeinflussen könnten": UN-Generalsekretär Ban Ki Moon äußert sich nach einer Reihe israelkritischer Demonstrationen. (Foto: AFP)

+++ UN-Generalsekretär Ban verurteilt die Zunahme antisemitischer Übergriffe im Zusammenhang mit dem Gaza-Konflikt +++ Israel erklärt siebenstündige Waffenruhe im Gazastreifen +++

  • UN-Generalsekretär Ban kritisiert den Anstieg antisemitischer Übergriffe infolge des Gaza-Konflikts.
  • Israel erklärt humanitäre Waffenruhe für Montag in Teilen des Gazastreifens. Gegenschläge der Palästinenser in diesem Zeitraum werde Tel Aviv sofort beantworten.
  • Israel hat die meisten Bodentruppen aus Gaza abgezogen.
  • Palästinenserdelegation stellt Bedingungen für Waffenruhe.

UN-Generalsekretär Ban verurteilt antisemitische Übergriffe in Europa

Die Vereinten Nationen haben den "jüngsten Anstieg antisemitischer Übergriffe" infolge des Gaza-Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern beklagt. Besonders in Europa sei eine Zunahme solcher Angriffe im Zusammenhang mit Protesten gegen die Gewalt in Nahost zu beobachten, hieß es in einer am Sonntagabend veröffentlichten Erklärung von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Der Nahostkonflikt dürfe "kein Vorwand für Vorurteile werden, die den sozialen Frieden" gefährden könnten. Gerade in Frankreich waren in den vergangenen Tagen mehrfach propalästinensische Demonstrationen in Krawalle und offene Gewalt umgeschlagen. Auch in Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden und anderen Ländern kam es zu Protesten mit vereinzelten antisemitischen Ausfällen.

Israel stimmt siebenstündiger Waffenruhe zu

Israel hat für diesen Montag eine siebenstündige humanitäre Waffenruhe angekündigt. Die Feuerpause solle für den gesamten Gazastreifen mit Ausnahme des Gebiets östlich von Rafah gelten, berichtet die Zeitung Times of Israel unter Berufung auf das israelische Verteidigungsministerium. Dort seien weiterhin israelische Bodentruppen und es gebe weiter Kämpfe. Die Feuerpause beginnt um 9:00 Uhr (MESZ) und soll um 16:00 Uhr enden. Sie soll vor allem die Bergung von Toten und die Versorgung von Verletzten ermöglichen. Der zuständige israelische Generalmajor Yoav Mordechai warnte gleichzeitig, die Armee werde auf einen Bruch der Waffenruhe sofort reagieren. Während der Feuerpause sollen außerdem humanitäre Hilfsgüter in das Gebiet am Mittelmeer gebracht werden können. Außerdem sollen geflüchtete Palästinenser die Möglichkeit haben, in ihre Häuser zurückzukehren, hieß es in der Jerusalem Post.

Israel begrenzt Boden-Einsatz im Gazastreifen auf Kommando-Aktionen

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

"Wir ziehen Truppenteile zurück, andere verändern ihre Position innerhalb des Gebiets, diese Operationen dauern derzeit an", sagte Armeesprecher Peter Lerner der Nachrichtenagentur AFP. Er bestätigte damit erstmals offiziell die Einleitung eines Teilabzugs. Zugleich kündigte Lerner an, dass "schnelle Einsatzkommandos vor Ort bleiben werden, die bei Bedarf gegen die Hamas vorgehen können". Innerhalb von 24 Stunden solle diese Umgruppierung abgeschlossen sein.

Der entführt geglaubte israelische Soldat Hadar Goldin (hier auf einem undatierten Familienfoto) ist tot. (Foto: REUTERS)

Laut Medienberichten hat Israel bereits die meisten Bodentruppen wieder aus dem Gazastreifen abgezogen. Die verbleibenden Truppen sollten noch einen Tunnel zerstören, berichtete die israelische Zeitung Haaretz am Sonntag. Damit zeichnete sich fast vier Wochen nach Beginn des Gaza-Kriegs ein mögliches Ende der Bodenoffensive in dem Palästinensergebiet ab. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Samstagabend angekündigt, die Armee werde sich nach der Zerstörung der Tunnel im Grenzgebiet neu positionieren.

Palästinenser nennen in Kairo Bedingungen für Waffenstillstand

Die palästinensische Delegation, die sich für mögliche Verhandlungen über einen Waffenstillstand im Gazastreifen in Kairo aufhält, hat den ägyptischen Vermittlern am Sonntag ihre Bedingungen vorgelegt. Zuvor habe sich die Gruppe, zu der sowohl Mitglieder der Autonomiebehörde von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas als auch der islamistischen Hamas gehören, auf die Forderungen an Israel geeinigt, sagte ein palästinensischer Vertreter in Kairo. Diese sollten nun von den ägyptischen Vermittlern an Israel weitergeleitet werden.

Zu dem Forderungskatalog gehörten neben einer Waffenruhe selbst der Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen, das Ende der Besatzung des Gebiets, die Freilassung palästinensischer Gefangener sowie die Öffnung der Grenzübergänge, sagte Maher al-Taher von der Demokratischen Front zur Befreiung Palästinas.

Vermisster israelischer Soldat ist tot

Der entführt geglaubte israelische Leutnant Hadar Goldin ist nach Angaben des Militärs tot. Wie die israelischen Streitkräfte am frühen Sonntagmorgen mitteilten, wurde Goldin am Freitag beim Kampf im Gazastreifen getötet. Die Familie des Soldaten sei unterrichtet worden. Nach Angaben der britischen BBC habe die Armee den Tod Goldins durch eine DNA-Untersuchung festgestellt - einen Körper habe man nicht gefunden.

Israel hatte zunächst militante Palästinenser verdächtigt, den Soldaten verschleppt zu haben. Der bewaffnete Arm der Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, bestritt am Samstagmorgen, den Soldaten in seine Gewalt gebracht zu haben. Mit einem massiven Armee-Einsatz war nach dem Soldaten gesucht worden. Ganze Truppenformationen durchkämmten im südlichen Gazastreifen nahe der Stadt Rafah Häuser und verdächtige Orte, unterstützt von massivem Artilleriefeuer. Dabei wurden in der Folge mehr als hundert Palästinenser getötet.

Krieg in Gaza
:UN-Schule unter Raketenbeschuss

Zum dritten Mal kurz hintereinander wird im Gazastreifen eine von den Vereinten Nationen verwaltete Schule getroffen. Unter den Opfern sind viele Kinder und Jugendliche. UN-Generalsekretär Ban verurteilte den Beschuss als "kriminellen Akt".

Von Oliver Klasen

Mindestens zehn Tote nach Luftangriff auf eine UN-Schule

Bei einem Luftangriff im Gazastreifen ist wieder eine Schule getroffen worden. Das berichteten Augenzeugen und palästinensische Rettungskräfte am Sonntag. Mindestens zehn Menschen seien dabei getötet und 30 verletzt worden.

Linktipp:

© SZ.de/dpa/Reuters/AFP/ipfa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: