Krieg in der UkraineTrump droht Spanien mit Nato-Ausschluss

Wegen des Krieges in der Ukraine hatte der US-Präsident eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben aller Mitgliedsstaaten gefordert. Spanien hat sich als einziges Land geweigert, das neue Ausgabenziel von fünf Prozent mitzutragen.

Alle Entwicklungen im Liveblog

Dieser Liveblog ist archiviert und wird nicht mehr aktualisiert. Die aktuelle Berichterstattung finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in Nahost.

Wichtige Updates
Ukrainischer Soldatenmangel wegen zunehmender Fahnenflucht
Russische Ölraffinerie in Saratow nach Drohnenangriff in Brand
Expertenbericht: Ukrainische Flugabwehr zunehmend überfordert 
Russland: Ukrainische Seedrohnen vor Ölhafen Tuapse abgefangen 
Ukraine: Korruptionsnetzwerk in Energiebranche aufgedeckt
Katja Guttmann
Katja Guttmann

Ukraine: Südfront um Saporischschja gerät ins Wanken

Nach Rückschlägen in der Ostukraine gerät die ukrainische Armee auch an der Südfront im Gebiet Saporischschja immer stärker unter Druck. An den Frontabschnitten Olexandriwka und Huljajpole würden „seit mehreren Tagen intensive Kämpfe toben“, teilten die Verteidigungskräfte im Süden des Landes per Facebook mit. Mittels des Einsatzes von „allen vorhandenen Waffenarten“ würden die ukrainischen Truppen zurückgedrängt.

Die Armee habe sich daher aus den Orten Nowouspeniwske, Nowe, Ochotnytsche, Uspeniwka und Nowomykolajiwka nordöstlich der Stadt Huljajpole zurückziehen müssen. Schwer umkämpft seien außerdem die Orte Jablukowe, Riwnopillja und Solodke. Der Rückzugsbefehl sei nach der „faktischen Zerstörung aller Unterstände und Befestigungen“ nach intensivem Artilleriebeschuss erfolgt. Dabei seien etwa 2 000 Geschosse auf die ukrainischen Stellungen niedergegangen. Nach ukrainischen Angaben ist damit ein Rückzug um etwa zehn Kilometer erfolgt.

Ziel der russischen Angriffsbemühungen ist es demnach, die Kleinstadt Huljajpole von Osten her zu erobern. Zusätzlich sollen nördlicher liegende Nachschubrouten abgeschnitten werden, die nach Pokrowske im angrenzenden Gebiet Dnipropetrowsk führen. Die nur noch etwas mehr als zehn Kilometer von der Frontlinie entfernte Siedlung wird bereits regelmäßig von russischen Drohnen und Gleitbomben angegriffen.

Zuvor hatten Militärbeobachter über einen russischen Durchbruch an diesem Frontabschnitt berichtet. Die russische Armee hatte die Eroberung mehrerer Orte für sich reklamiert. Die russischen Erfolge werden damit begründet, dass die ukrainischen Linien aufgrund eines gravierenden Soldatenmangels zunehmend ausdünnen und es eine massive russische Drohnenüberlegenheit gibt.
Juri Auel
Juri Auel

Wadephul: Deutschland gibt Ukraine 40 Millionen Euro Winterhilfe

Deutschland stellt der Ukraine angesichts anhaltender russischer Angriffe auf die Infrastruktur des Landes zusätzlich 40 Millionen Euro Winterhilfe zur Verfügung. „Wir helfen, dass Wohnungen warm und erleuchtet bleiben und es Russland mit seinen gezielten Terrorangriffen auf die zivile Gas- und Wärmeversorgung nicht gelingt, die Moral der Verteidigerinnen und Verteidiger ihrer Heimat zu brechen“, teilte Außenminister Johann Wadephul (CDU) zu seiner Teilnahme am Treffen der G7-Außenminister in Kanada mit.

Das Geld soll für humanitäre Maßnahmen verwendet werden und etwa der Reparatur von Heizsystemen und beschädigten Häusern sowie der Lieferung von Stromaggregaten und Sachgütern wie Decken oder Hygienemitteln dienen.

Den Menschen in der Ukraine droht der vierte Kriegswinter mit oft minus 20 Grad. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) sind in dem Land mehr als zwölf Millionen Menschen hilfsbedürftig. Das Hilfswerk unterstütze derzeit knapp 400 000 Menschen mit Bargeldzahlungen, Heizungen, Generatoren und Energiespeichern, teilte es jüngst mit und warnte „Russische Angriffe zielen stärker auf die Energieinfrastruktur ab, was die Versorgung mit Strom, Gas und Wasser behindert“. Besonders gefährdet sind demnach Menschen in den frontnahen Gebieten. 

Deutschland ist einer der wichtigsten Unterstützer der Ukraine, doch wegen Kürzungen im Haushalt des Auswärtigen Amts ging die humanitäre Hilfe an das Land in diesem Jahr zurück: Im vergangenen Jahr lag der deutsche Beitrag dazu noch bei über 400 Millionen Euro, in diesem Jahr hat er sich um mehr als die Hälfte verringert.
Katja Guttmann
Katja Guttmann

Ukrainischer Soldatenmangel wegen zunehmender Fahnenflucht

Im Oktober registrierte die ukrainische Staatsanwaltschaft 20 000 Fälle von Fahnenflucht und unerlaubtem Fernbleiben von der Truppe. Die Dunkelziffer soll um einiges höher liegen. Gleichzeitig werden täglich neue Aufnahmen von Zwangsrekrutierungen im ukrainischen Hinterland in soziale Netzwerke gestellt. Diese scheitern oft am Widerstand der Betroffenen und Solidarisierungen von zufälligen Passanten. Nach älteren Angaben vom Juli kann Kiew monatlich bis zu 30 000 neue Soldaten einziehen.

Die ukrainischen Streitkräfte haben dabei früheren offiziellen Auskünften zufolge gut eine Million Mann unter Waffen. Nur etwas mehr als 200 000 sollen entlang der über 1200 Kilometer langen Frontlinie im Einsatz sein. Auf russischer Seite sind hingegen nach Angaben aus Moskau und Kiew zwischen 600 000 und 700 000 Soldaten in der Ukraine eingesetzt. Wie viele unmittelbar an der Front kämpfen, ist dabei unbekannt. Der Kreml konnte bisher jedoch auch aufgrund hoher Geldzahlungen eine Generalmobilmachung ähnlich wie beim ukrainischen Kriegsgegner vermeiden.
Juri Auel
Juri Auel

Wegen Drohnen: Russland schaltet mobiles Internet „zur Sicherheit“ teilweise ab 

Als erste Region in Russland hat Uljanowsk an der Wolga eine dauerhafte Abschaltung des mobilen Internets zum Schutz vor ukrainischen Drohnenangriffen öffentlich gemacht. Betroffen sind demnach jeweils Gebiete um strategisch wichtige Objekte besonderer Bedeutung – gemeint sind etwa Militärflugplätze, Rüstungsbetriebe und Energieinfrastruktur. „Der Grund ist die Verstärkung der Sicherheit“, teilte die Regionalregierung mit. Sie wies aber nach Berichten von Medien ausdrücklich zurück, dass im gesamten Gebiet Uljanowsk nun bis Ende des russischen Angriffskrieges das mobile Internet abgeschaltet werde.

Schon bisher wird durchaus in ganzen Städten und Regionen das mobile Internet bei Luftalarm abgeschaltet, die Ausfälle können bisweilen mehrere Stunden andauern. Auch in der Hauptstadt Moskau und in anderen Großstädten wie St. Petersburg und Samara teilen Mobilfunkanbieter bei Beschwerden von Mobilfunknutzern mit, dass die Abschaltungen dem Drohnenalarm geschuldet seien. Neu ist aber, dass jetzt - wie im Fall von Uljanowsk - von einer geografisch begrenzten ständigen Abschaltung die Rede ist.

Die Angst vor Drohnenangriffen, mit denen sich die Ukraine gegen Moskaus Angriffskrieg wehrt, ist in Russland inzwischen allgegenwärtig. Dabei gab es immer wieder Treffer, die zu schweren Explosionen und Bränden sowie Zerstörungen führten. Die Sicherheitsmaßnahmen werden immer mehr. So werden etwa bei aus dem Ausland ankommenden Reisenden in Russland die Mobilfunkfunktion bei SIM-Karten sowie das Senden und Empfangen von SMS für 24 Stunden  gesperrt. 
Leopold Zaak
Leopold Zaak

Russische Ölraffinerie in Saratow nach Drohnenangriff in Brand

Die Ukraine hat offenbar erneut die Ölraffinerie im russischen Saratow angegriffen. In den sozialen Medien kursieren Videos und Bilder, die Flammen und eine hohe Rauchsäule über der Raffinerie zeigen. Andrij Kowalenko, der Leiter der ukrainischen Behörde zur Bekämpfung von Desinformation, schrieb bei Telegram, die Raffinerie stehe in Brand. Auch der ukrainische Generalstab bestätigt den Angriff. Die russischen Behörden machen wie üblich keine konkreten Angaben. Roman Busargin, der Gouverneur der gleichnamigen Region, schrieb bei Telegram, es habe Schäden an der zivilen Infrastruktur gegeben. Aus dem Verteidigungsministerium in Moskau heißt es, man habe in der Nacht auf Dienstag 37 Drohnen aus der Ukraine abgefangen, darunter acht über der Region Saratow.

Die Anlage in Saratow war dem Kyiv Independent zufolge bereits acht Mal Ziel von ukrainischen Angriffen. Sie wird vom staatlichen Ölkonzern Rosneft betrieben und ist eine der größten Ölverarbeitungsanlagen in Russland. 
Leopold Zaak
Leopold Zaak

Russland greift mit Drohnen an, Ukraine kann nur etwa die Hälfte abfangen

Russland hat die Ukraine in der Nacht erneut mit Drohnen aus der Luft angegriffen. Dabei haben sich die Probleme gezeigt, die die Ukraine derzeit bei der Flugabwehr hat. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge habe Russland 119 Drohnen abgefeuert, davon seien lediglich 53 abgefangen worden. An mehr als 60 Orten im Land habe es Explosionen gegeben, heißt es von den Behörden. In der Hafenstadt Odessa gibt es dem Gouverneur zufolge Schäden an der Energieinfrastruktur, auch ein Lager der staatlichen Eisenbahn sei getroffen und beschädigt worden. 

In der Regel gelingt es der Ukraine, mit ihren Abwehrsystemen die allermeisten Drohnen abzufangen, zuletzt war die Quote einem Bericht der Konrad-Adenauer-Stiftung zufolge auf 80 Prozent gesunken. Bei ballistischen Raketen liegt die Abfangquote derzeit nur bei etwa 15 Prozent.

Der ukrainische Präsident hat wegen der Probleme bei der Luftabwehr angekündigt, 27 Patriot-Systeme bestellen zu wollen. Das Ganze soll über den neuen sogenannten PURL-Mechanismus (Prioritized Ukraine Requirements List) funktionieren: Europäische Nato-Staaten kaufen Waffensysteme aus US-Produktion und stellen die dann der Ukraine zur Verfügung. Es brauche zusätzliche Hilfe, sagte Wolodimir Selenskij in einem Gespräch mit dem Guardian. "Es ist nie genug. Es ist genug, wenn der Krieg endet. Und es ist genug, wenn Putin versteht, dass er aufhören muss."
Katja Guttmann
Katja Guttmann

Expertenbericht: Ukrainische Flugabwehr zunehmend überfordert 

Im Oktober hat sich die Situation der Ukraine bei der Flugabwehr nach Einschätzung von Experten stark verschlechtert. „Russland gelingt es zunehmend, die ukrainische Luftabwehr zu umgehen und kritische Infrastruktur zu schädigen“, heißt es im vom Europäischen Austausch und der Konrad-Adenauer-Stiftung monatlich herausgegebenen Bericht „Monitor Luftkrieg Ukraine“. Insbesondere der Einsatz ballistischer Raketen habe sich mit 108 Stück mehr als verdoppelt, während gleichzeitig die Abfangquote auf der Basis ukrainischer Angaben bei nur etwa 15 Prozent liege.

„Die Menge der nicht abgefangenen Sprengladung hat sich innerhalb eines Monats verdoppelt und überfordert zunehmend die ukrainische Flugabwehr“, wird in dem Bericht gewarnt. Das sei ein Alarmsignal und daher müsse die ukrainische Flugabwehr stärker unterstützt werden. Dies auch im Hinblick darauf, dass Russland die Bestellungen von Marschflugkörpern und ballistischen Raketen trotz höherer Kosten weiter steigere.

Im vergangenen Monat wurden den Zahlen nach 1077 Drohnen nicht abgefangen. Die Abfangquote sank demnach auf 80 Prozent. Anfang des Jahres seien dabei noch fast hundert Prozent der Drohnen rechtzeitig abgewehrt worden. Insgesamt seien im Oktober über 1200 Flugkörper nicht abgefangen worden. Im Februar habe diese Zahl bei nur 145 gelegen. Allein bei ballistischen Raketen des Typs Iskander seien über 34 Tonnen Sprengstoff nicht rechtzeitig abgewehrt worden. Zusammen mit Drohnen, Marschflugkörpern und Hyperschallraketen gingen fast 97 Tonnen an Sprengladungen auf Ziele im ukrainischen Hinterland nieder.
Katja Guttmann
Katja Guttmann

Russland: Ukrainische Seedrohnen vor Ölhafen Tuapse abgefangen 

Russland hat nach eigenen Angaben in der Nähe des Schwarzmeerhafens Tuapse vier ukrainische Drohnen-Boote zerstört. Eines der unbemannten Boote sei nahe der Küste explodiert, teilte der lokale Krisenstab mit. Die Druckwelle habe die Fensterscheiben im zweiten Stock eines zweistöckigen Gebäudes sowie eine Garage und ein Bootshaus beschädigt. Verletzte habe es nicht gegeben. 

Tuapse ist in Russland ein wichtiger Hafen für den Export von Treibstoff. Nach ukrainischen Drohnenangriffen auf die Infrastruktur am 2. November hatte der Hafen Branchenkreisen und Schiffsdaten zufolge die Treibstoffexporte ausgesetzt. Die örtliche Raffinerie stellte zudem die Verarbeitung von Rohöl ein. Die russische Bahn hat die Beschränkungen für Frachtlieferungen in Richtung Tuapse bis zum 13. November verlängert. Die Ukraine hat den Hafen Tuapse bereits mehrfach attackiert, um die Versorgung der russischen Invasionstruppen und die Einnahmequellen der Moskauer Führung zur Finanzierung ihres Angriffskriegs zu schwächen.
Katja Guttmann
Katja Guttmann

Ukraine: Korruptionsnetzwerk in Energiebranche aufgedeckt

In der Ukraine gehen die Behörden mit einem groß angelegten Einsatz gegen Korruption in der Energiebranche vor. Es sei eine hochrangige kriminelle Vereinigung aufgedeckt worden, teilt die Anti-Korruptionsbehörde auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Die Ermittlungen hätten 15 Monate gedauert und umfassten 1000 Stunden Tonaufnahmen. Den Angaben zufolge bauten die Beschuldigten ein weitverzweigtes Netzwerk auf, um wichtige Staatsunternehmen zu beeinflussen. Dies betreffe insbesondere den staatlichen Atomkraftwerkbetreiber Energoatom. Der Kampf gegen die weitverbreitete Korruption gilt als zentral für den von der Ukraine angestrebten Beitritt zur EU und die Sicherung milliardenschwerer Hilfsgelder westlicher Verbündeter. 
Dimitri Taube

Stromsperren in der Ukraine nach russischem Angriff auf die Energieversorgung

In der Ukraine leiden Millionen Menschen unter Stromsperren nach dem jüngsten schweren Luftangriff Russlands auf die Energieversorgung. Der Versorger Ukrenergo kündigte stundenlange planmäßige Abschaltungen auch für diesen Montag an. In der Millionenstadt Charkiw gelang es morgens, die U-Bahn nach zweitägigem Stillstand wieder in Betrieb zu nehmen.

„Derzeit sind in den meisten Regionen Reparaturteams, Energieversorger und kommunale Dienste rund um die Uhr im Einsatz – alle sind beteiligt“, sagte Präsident Wolodimir Selenskij in seiner Videobotschaft am Sonntagabend. „Die Wiederherstellung dauert an, und obwohl die Situation schwierig ist, sind dennoch Tausende Menschen damit beschäftigt, das System zu stabilisieren und die Schäden zu beheben.“

Russland hatte die Ukraine in der Nacht auf Samstag erneut mit Hunderten Drohnen und Dutzenden Raketen attackiert. In einer neuen Taktik wird nicht wie in den vorigen Wintern nur auf die Stromerzeugung, also Kraftwerke, gezielt. Auch Umspannwerke, Leitungen und andere Teile des Netzes werden zerstört. Damit will Moskau nach Einschätzung vieler Ukrainer das Leben in den Städten unmöglich machen und eine neue Fluchtwelle auslösen. Besonders betroffen von Stromausfällen am Wochenende waren Berichten zufolge die Gebiete Charkiw und Poltawa. In der Nacht auf Montag verzeichnete die ukrainische Luftwaffe wieder zahlreiche Drohnenangriffe.
Dimitri Taube

Raketenalarm in Russland, Strom und Heizung fallen aus – Ukraine meldet neue russische Luftangriffe

In Russland haben mehrere Regionen wegen ukrainischer Drohnen- und Raketenangriffe Luftalarm ausgelöst und Strom- und Heizungsausfälle gemeldet. Nach einem solchen Angriff seien in Belgorod die Systeme der Energie- und Wärmeversorgung beschädigt, teilte der Gebietsgouverneur Wjatscheslaw Gladkow auf Telegram mit. Die Instandsetzungsarbeiten liefen. Belgorod grenzt im Westen an die Ukraine. Der Gouverneur berichtete auch von Schäden an Gebäuden und Autos.

Im benachbarten Gebiet Woronesch, das im Osten an Belgorod grenzt, meldete Gouverneur Alexander Gussew ebenfalls Raketen- und Drohnenalarm. Die Flugabwehr habe einige Drohnen unschädlich gemacht. In einem kommunalen Betrieb sei ein Feuer schnell gelöscht worden. Nach unbestätigten Berichten in sozialen Netzwerken wurde das Heizkraftwerk der Stadt getroffen. In Teilen von Woronesch könne es zu zeitweiligen Stromabschaltungen und Schwankungen in der Wärmeversorgung kommen, sagte Gussew. Zudem gebe es Schäden an Gebäuden auf dem Gelände einer Baufirma. Es seien mehrere Autos beschädigt worden. Er forderte die Menschen auf, Schutz in Bunkern zu suchen. In der Stadt Taganrog im Gebiet Rostow gab es ebenfalls Berichte in sozialen Netzwerken über Explosionsgeräusche und Stromausfälle.

Aus der Ukraine kamen unterdessen Berichte über neue russische Luftangriffe. Von 69 Drohnen seien 34 abgewehrt worden, teilte die ukrainische Flugabwehr mit. Die Ukraine beklagte zudem schwere Schäden nach dem massiven Angriff am Vortrag. Mit 45 Raketen und 458 Drohnen war es einer der schwersten russischen Luftangriffe auf die Energieinfrastruktur seit 2022. Viele Menschen sind weiter von Strom-, Heizungs- und Warmwasserausfällen betroffen. In den Regionen Poltawa, Sumy und Charkiw saßen viele im Dunkeln und in der Kälte. Die Behörden sprachen von einer schwierigen Lage, weil viele der gerade erst reparierten Anlagen bei den neuen Attacken schwer beschädigt worden seien.

Das ukrainische Staatsunternehmen Centrenergo teilte mit, dass alle seine Heizkraftwerke den Betrieb eingestellt hätten und keine Energie mehr produzierten. Das Unternehmen hat laut Medien einen Anteil an der Energieproduktion von acht Prozent.
Philipp Saul
Philipp Saul

IAEA: Zweite Stromleitung für AKW Saporischschja repariert

Die russischen Besatzer des Atomkraftwerks Saporischschja im Südosten der Ukraine haben die seit Mai defekte zweite Stromleitung repariert. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigte die Inbetriebnahme der 330-Kilowatt-Leitung, die für die Stromversorgung des Kraftwerks gebraucht wird. IAEA-Chef Rafael Grossi sprach bei X von einem „wichtigen Schritt für die nukleare Sicherheit“.

Mit der Reparatur der 750-Kilowatt-Leitung vor einem Monat „ist dies ein guter Tag für die nukleare Sicherheit“, sagte Grossi. Im Oktober endete mit der ersten Reparatur der zehnte Blackout seit Beginn der Besetzung des Kraftwerks 2022. Für die Reparaturarbeiten war unter Vermittlung der IAEA, die Beobachter in dem AKW hat, eine örtliche Waffenruhe vereinbart worden.

Das mit sechs Blöcken und einer Nennleistung von 6000 Megawatt größte Atomkraftwerk Europas ist seit März 2022 – unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskriegs – von Moskauer Truppen besetzt. Die Reaktoren sind aus Sicherheitsgründen heruntergefahren, müssen aber noch weiter gekühlt werden. Die Kühlsysteme werden durch die nun wieder intakten Stromleitungen versorgt. Bei Stromausfällen gewährleisten Dieselgeneratoren die Kühlung.
Julian Gerstner
Julian Gerstner

Ukrainischer Offizier wegen Einladung zu tödlicher Soldaten-Feier in Haft

Trotz eines Verbots des ukrainischen Generalstabs soll ein Kommandeur 100 Soldaten zu einer Feier versammelt und sie so zur Zielscheibe für einen tödlichen russischen Angriff gemacht haben. Bei dem Schlag mit Raketen und Drohnen in der Region Dnipropetrowsk seien am Samstag vor einer Woche zwölf Soldaten und sieben Zivilisten getötet worden, teilte die Generalstaatsanwaltschaft in Kiew mit. Zudem seien 36 Soldaten verletzt worden. Ein Gericht in der Industriestadt Dnipro erließ Haftbefehl gegen den Mann, wie das Staatliche Ermittlungsbüro mitteilte.

Der Mann werde dafür nun strafrechtlich zur Verantwortung gezogen, teilte auch das staatliche Ermittlungsbüro mit. Über das Ausmaß des Vorfalls war bisher so öffentlich nichts berichtet worden. In der Regel nennen die Behörden auch keine Zahlen getöteter eigener Soldaten. Es ist nicht der erste Verstoß dieser Art gegen das Kriegsrecht, das solche Versammlungen verbietet.

Den Ermittlungen zufolge soll der Offizier die Soldaten zu der Zeremonie am 1. November versammelt haben, um ihnen eine Auszeichnung zu verleihen. Während der Feier hätten die russischen Truppen mit zwei ballistischen Raketen und drei Drohnen angegriffen, hieß es. Ein ukrainischer Journalist hatte zuvor berichtet, dass sein Bruder bei der Zeremonie getötet worden sei. 
Dimitri Taube

Auto mit Journalisten in der Ukraine mit Drohne angegriffen

Ein Auto mit einem Journalisten aus Österreich und einer Kollegin aus Spanien ist nahe der Front in der Ostukraine von einer Drohne angegriffen worden. Im Auto saß unter anderem der Korrespondent des Österreichischen Rundfunks (ORF), Christian Wehrschütz. „Der Angriff ging offensichtlich glimpflich aus“, berichtete der ORF. Wehrschütz filmte mit der Handykamera und postete das Video später auf Instagram.

Der Zwischenfall ereignete sich nach Angaben des ORF an diesem Samstag in der Region Donezk. Der Korrespondent und die spanische Kollegin seien mit der Hilfsorganisation Proliska auf dem Weg in die Stadt Kostjantyniwka gewesen.

In dem Video ist zu sehen, wie die Insassen das Fahrzeug fluchtartig verlassen, dann ist eine Detonation zu hören. Danach sind eine abgerissene Stoßstange und brennende Trümmerteile sowie Rauch zu sehen.
Dimitri Taube

45 Raketen und 458 Drohnen: Ukraine meldet massive russische Luftangriffe

Die Ukraine hat erneut massive russische Luftangriffe gemeldet. Das ukrainische Militär zählte in der Nacht insgesamt 45 Raketen und 458 Drohnen. Fast 80 dieser Flugobjekte habe die Flugabwehr nicht vernichten können, es habe Treffer gegeben. Bei einem Drohnenangriff in der Industriestadt Dnipro wurden Behörden zufolge mindestens drei Menschen getötet und zwölf weitere verletzt. Unter den Verletzten seien auch zwei Kinder. Nach Angaben des ukrainischen Zivilschutzes krachte eine Drohne in ein neungeschossiges Wohnhaus, in dem Wohnungen auf mehreren Etagen zerstört wurden. Die Leiche einer Frau fanden Einsatzkräfte in einer Wohnung, zwei weitere Menschen in den Trümmern. Laut Stadtverwaltung wurde noch ein Hausbewohner vermisst. In einem Video des Zivilschutzes war ein großes Loch in dem Haus zu sehen. Menschen wurden an der zerstörten Fassade aus den Wohnungen gerettet. Ein Feuer sei gelöscht worden, hieß es. Mehrere Menschen, darunter ein 13-jähriges Mädchen, mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Die russischen Angriffe galten einmal mehr auch der Energie- und Bahninfrastruktur in der Ukraine. Vielerorts fielen Strom, Warmwasser und Heizung aus. Nach Bahnangaben kommt es wegen Schäden im Gebiet Poltawa, das in der Zentralukraine liegt, zu erheblichen Zugverspätungen. Demnach gab es an einigen Haltepunkten Stromausfälle und Schäden am Kontaktnetz.

Auch im Kiewer Gebiet meldeten die Behörden Stromausfälle nach russischen Raketen- und Drohnenangriffen gegen die Energieinfrastruktur. Laut der Gebietsverwaltung wurde eine Frau verletzt. Mehrere Häuser seien beschädigt worden. Russland versuche mit seinem Terror gegen die Energieinfrastruktur, den Menschen Licht und Wärme zu nehmen, hieß es in einer Mitteilung der Verwaltung bei Telegram.

Derweil meldete Russland am Morgen ukrainische Luftangriffe in Grenzregionen. Die russischen Streitkräfte fingen nach Angaben des Verteidigungsministeriums 83 ukrainische Drohnen ab. Die meisten seien über den Gebieten zerstört worden, die direkt an die Ukraine grenzen.
Bei einem russischen Angriff auf Dnipro wurde ein Wohnhaus getroffen.
Bei einem russischen Angriff auf Dnipro wurde ein Wohnhaus getroffen. Foto: Mykola Synelnykow/Reuters
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