Krieg in Afghanistan:Republikaner: Obama soll Truppen aufstocken

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US-Präsident Obama sieht sich in der Causa Afghanistan wachsendem innenpolitischen Druck ausgesetzt - auch dank seines Wahl-Rivalen McCain.

US-Präsident Barack Obama gerät in der Afghanistan-Debatte unter immer stärkeren Druck. Oppositionelle Republikaner drängen ihn zu einer raschen Entscheidung über zusätzliche Truppen. Bei den US-Demokraten muss Obama hingegen mit Widerstand rechnen, sollte er weitere Truppen an den Hindukusch schicken.

Obama dürfe sich nicht länger Zeit lassen, sondern müsse so schnell wie möglich über die Forderung von General Stanley McChrystal nach 40.000 zusätzlichen US-Soldaten entscheiden. "Es ist sehr klar, dass die Zeit nicht auf unserer Seite ist", sagte der republikanische Senator John McCain nach einem Treffen von Kongressabgeordneten mit Obama im Weißen Haus.

McCain kritisierte auch die von Obama möglicherweise erwogene Option, sich statt der von McChrystal geforderten breiten Offensive gegen Aufständische in Afghanistan auf den gezielten Kampf gegen das Terrornetzwerk al-Qaida zu konzentrieren. "Wir alle wissen doch: wenn die Taliban zurückkehren, kehrt auch al-Qaida zurück."

Obama sagte nach Angaben der New York Times, er wolle sich mit seiner Entscheidung in der Frage der Truppenstärke noch Zeit lassen. Er sei dabei noch unentschieden. Er widersprach McCain und sagte, er wolle die Zahl der Soldaten nicht wesentlich reduzieren und die Afghanistan-Mission nicht zu einer reinen Verfolgung von Terroristen machen.

Bei dem Treffen im Weißen Haus konnten die Differenzen zwischen den Parteien bezüglich der Afghanistan-Strategie nicht überbrückt werden. Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, sagte zwar, alle Teilnehmer hätten Obama grundsätzlich zugesagt, seine Entscheidung zu unterstützen.

Pelosi zögerlich

Zögerlicher äußerte sich die demokratische Präsidentin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi: Ob die Demokraten Obamas Entscheidung am Ende tragen würden, hänge davon ab, was der Präsident vorlege. Viele Demokraten lehnen ein Aufstocken der Truppen in Afghanistan ab.

Nach Angaben eines ranghohen Regierungssprechers versicherte Obama den Abgeordneten, bei seiner Entscheidung "konsequent und überlegt" vorzugehen. Der Präsident habe jedoch auch deutlich gemacht, dass seine Entscheidung "nicht alle in diesem Raum oder im Land glücklich machen" werde.

Obama will die Beratungen mit der Militärspitze fortsetzen. An den Gesprächen im Hochsicherheitstrakt des Weißen Hauses nehmen Vize-Präsident Joe Biden, Außenministerin Hillary Clinton und Verteidigungsminister Robert Gates teil. Derzeit sind etwa 68.000 US-Soldaten in Afghanistan stationiert.

Angesichts der anhaltenden Gewalt in dem Land sehen viele US-Bürger den Einsatz mittlerweile skeptisch. Erst am Wochenende waren beim blutigsten Angriff der Taliban seit mehr als einem Jahr acht US-Soldaten und zehn afghanische Sicherheitskräfte getötet worden.

Pakistan forderte derweil die USA auf, eine "langfristige Vision" zur Stabilisierung der Region vorzustellen. "Wir müssen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen", sagte Außenminister Shah Mehmood Quereshi bei einem Treffen mit seiner US-Kollegin Clinton in Washington. Nicht nur Pakistan und Afghanistan, sondern die gesamte Region brauche ein langfristiges Engagement. Die USA müssten "im Rennen bleiben", bis Afghanistan "friedlich und stabil" sei.

Die Gesamtausgaben der USA für den Krieg in Afghanistan seit dem 11. September 2001 könnten schon bald die Schwelle von 300 Milliarden Dollar überschreiten. Der US-Senat stimmte einem neuen Ausgabengesetz für das Militär zu. Neben 498 Milliarden Dollar für das Verteidigungsministerium sind darin auch 128 Milliarden Dollar für die Militäroperationen im Irak und Afghanistan enthalten. Den Schätzungen zufolge liegen die seit 2001 bewilligten Gesamtausgaben für die Kriege in den beiden Ländern bei rund einer Billion Dollar.

© sueddeutsche.de/AFP/AP/dpa/jhh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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