Krieg im Irak:UN: Hunderte Zivilisten bei Sturm auf Mossul getötet

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Zwei Humvees der irakischen Armee fahren durch das umkämpfte Mossul. (Foto: dpa)
  • Bei Kämpfen in Mossul sollen viele hundert Zivilisten getötet worden sein.
  • Die Vereinten Nationen werfen dem "IS" vor, die Bewohner als lebende Schutzschilde zu benutzen.
  • Irakische Soldaten versuchen, die eingeschlossenen Zivilisten zu befreien.

Während der Offensive irakischer Truppen gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in der Altstadt Mossuls sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen Hunderte Zivilisten getötet oder verletzt worden. Es gäbe Berichte, wonach Tausende bis Zehntausende Einwohner als lebende Schutzschilde missbraucht würden, sagte die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe im Irak, Lise Grande. Hunderte Unbeteiligte, darunter Kinder, seien erschossen worden.

Irakische Truppen hatten vergangene Woche mit der Offensive auf die dicht besiedelte Altstadt Mossuls begonnen. Das Zentrum ist das letzte Gebiet der Stadt, das noch fest in den Händen des IS ist.

Der UN zufolge sind noch immer 100 000 bis 150 000 Zivilisten in dem umkämpften Viertel gefangen. Ihre Lage sei unvorstellbar. Die irakische Armee hat inzwischen Korridore geschaffen und so mehreren Hundert Menschen die Flucht ermöglicht. Sie wurden von Soldaten mit Lebensmitteln und Wasser versorgt.

Der Irak hatte im vergangenen Herbst mit der Offensive auf die wichtigste Stadt des Landes unter Kontrolle des IS begonnen. Nach der Befreiung des Ostteils Mossuls begannen die Streitkräfte im Februar mit dem Sturm auf West-Mossul. Die irakische Führung hatte erklärt, sie hoffe, den IS bis zum Ende des Opferfestes nach dem Fastenmonat Ramadan in der kommenden Woche endgültig aus Mossul vertrieben zu haben. In den engen Straßen kämpfen sich die Soldaten Haus um Haus voran. Der Einsatz schweren Kampfgeräts ist kaum möglich.

Bei der Explosion einer Mine in der umkämpften Stadt in dieser Woche war eine Schweizer Kriegsreporterin schwer verletzt worden. Wie die französische Sendergruppe Sendergruppe France Télévisions mitteilte, ist die Journalistin inzwischen an ihren Verletzungen in einem Militärkrankenhaus bei Paris gestorben. Bei derselben Explosion kamen auch ihr Kollege, der französische Videojournalist Stéphan Villeneuve, und der irakische Dolmetscher der beiden, Bachtijar Haddad, ums Leben.

© SZ.de/AP/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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