Krieg im Gazastreifen:US-Regierung verteidigt Flugverbot nach Tel Aviv

File aerial photo shows Lufthansa planes parked on the tarmac of the closed Frankfurt's airport

Lufthansa-Flugzeuge in Frankfurt: Die Flüge nach Tel Aviv sind vorerst gestrichen.

(Foto: Johannes Eisele/Reuters)

+++ US-Außenminister Kerry: Befristetes Flugverbot dient einzig dem Schutz von Bürgern und Fluglinien +++ Auch die Lufthansa-Gruppe, Air Berlin und Air France stoppen ihre Flüge nach Tel Aviv +++ EU gesteht Israel Recht auf Selbstverteidigung zu +++ Bei einem israelischen Bombenangriff stirbt eine siebenköpfige deutsche Familie +++

  • Die Lufthansa und Air Berlin stellen ihre Flüge nach Tel Aviv ein. Die amerikanische Luftfahrtbehörde untersagt US-Fluggesellschaften für 24 Stunden Flüge nach Tel Aviv.
  • Der israelische Verkehrsminister kritisiert die Flugverbote als "unbegründet" - US-Außenminister Kerry verteidigt die Maßnahme.
  • EU-Außenminister billigen Israel Recht zu, sich gegen Raketenangriffe zu verteidigen.
  • Die israelische Bodenoffensive im Gazastreifen hält an. Bei einem israelischen Bombenangriff kommt eine deutsche Familie ums Leben.
  • Israels Militär meldet Presseberichten zufolge einen Soldaten als vermisst.

Kerry verteidigt US-Flugverbot nach Tel Aviv

Die US-Regierung verteidigte das befristete Flugverbot nach Tel Aviv. Die Maßnahme diene einzig dazu, amerikanische Bürger und Airlines zu schützen, sagte US-Außenminister John Kerry nach Angaben seines Ministeriums am Dienstag in einem Gespräch dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.

Der israelische Verkehrsminister Israel Katz hatte zuvor erklärt, es gebe "keine Gründe" für Flugabsagen. Er rief die US-Fluggesellschaften laut einer Erklärung des Ministeriums an, um ihnen zu erklären, dass "Start und Landung" keine Sicherheitsprobleme für die Maschinen und ihre Insassen darstellten.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA hatte Flüge amerikanischer Fluggesellschaften nach Tel Aviv für 24 Stunden verboten.

Lufthansa folgt der US-Konkurrenz - auch Air France zieht mit

Auch Reisende aus Deutschland in Richtung Israel müssen umplanen: Die Lufthansa stellt ihre Flüge von und nach Tel Aviv für die nächsten 36 Stunden ein. Zu diesem Schritt habe man sich wegen der unsicheren Lage am Flughafen Ben Gurion entschlossen, teilte der Konzern mit. Die Entscheidung gelte für alle Flüge von Lufthansa, Germanwings, Austrian Airlines und Swiss. Normalerweise fliegen die Linien des Konzerns aus Frankfurt, Berlin, München, Zürich und Wien zwischen sieben und zehn Mal täglich nach Tel Aviv. Auch Air France, KLM uns SAS sagten vorerst alle Flüge in die israelische Stadt ab.

Außerdem streicht die Fluggesellschaft Air Berlin vorerst ihre Flüge nach Tel Aviv. Betroffen sind den Angaben zufolge sechs Flüge; einer davon sollte am Dienstagabend von Berlin-Tegel aus starten. Am Mittwoch bis in die Nacht zum Donnerstag sind fünf Flüge von Berlin nach Tel Aviv und zurück sowie von Wien nach Tel Aviv und zurück gestrichen worden. Die Lage werde fortlaufend bewertet, hieß es.

EU-Außenminister gestehen Israel Recht auf Verteidigung zu

Die Europäische Union hat die Konfliktparteien im Nahen Osten zur Zurückhaltung und vor allem Israel zur Verhältnismäßigkeit ermahnt. Beide Seiten müssten umgehend die Waffen niederlegen, hieß es am in Brüssel nach einem Treffen der EU-Außenminister. Dabei gestand Brüssel Israel das Recht zu, sich gegen die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen zu verteidigen. Israels Militäroffensive müsse indes "verhältnismäßig" sein und sich an internationales humanitäres Recht halten. Die Raketenangriffe auf Israel kritisierte die EU in ihrer Erklärung als "kriminell und nicht zu rechtfertigen".

Familie mit deutscher Staatsangehörigkeit in Gaza getötet

Bei den israelischen Angriffen im Gazastreifen ist auch eine siebenköpfige Familie mit deutscher Staatsangehörigkeit getötet worden. Das Auswärtige Amt bestätigte dementsprechende Angaben von palästinensischer Seite. Es handelt sich um einen 53-Jährigen aus Beit Lahia im nördlichen Teil des Palästinensergebiets sowie seine 47-jährige Frau und ihre fünf Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren. Die Familie sei am Montagabend bei einem Luftangriff auf ein Gebäude in der Stadt Gaza getötet worden, erklärten die Rettungsbehörden. Der Ingenieur habe 20 Jahre lang in Deutschland gelebt und in der Zeit auch die Staatsangehörigkeit für sich und seine Angehörigen erworben, sagte ein Familienmitglied in Gaza.

Israelischer Soldat im Gazastreifen vermisst

Die israelische Offensive im Gazastreifen dauert an. Presseberichten zufolge wird ein israelischer Soldat vermisst. Die Times of Israel und die Haaretz zitieren das israelische Militär damit, dass er einer von sieben Soldaten sei, deren gepanzertes Fahrzeug am Sonntag angegriffen wurde. Von sechs Soldaten seien die Leichen geborgen worden, seine jedoch nicht. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass er den Angriff überlebt habe.

Die radikalislamische Hamas hatte am Sonntag mitgeteilt, sie habe einen israelischen Soldaten gefangen genommen. Der Times of Israel zufolge ist es gängige Praxis der Hamas, Leichen von israelischen Soldaten zu entwenden, um diese gegen lebende Gefangene einzutauschen.

USA helfen Gaza mit 47 Millionen Dollar

Die USA geben 47 Millionen Dollar (34,7 Millionen Euro) für humanitäre Hilfe im Gazastreifen. Das hat Außenminister John Kerry in einer schriftlichen Erklärung angekündigt. 15 Millionen Dollar gehen demnach an die UN-Organisation UNRWA zur Hilfe für Palästinenserflüchtlinge, der Rest an die US-Hilfsorganisation USAID. Kerry befindet sich derzeit in Kairo und tritt dort für eine Waffenruhe zwischen Israel und den radikalen Hamas im Gazastreifen ein.

Obama kritisiert Israel

US-Präsident Barack Obama hat vorsichtige Kritik am Vorgehen Israels im Gazakonflikt zum Ausdruck gebracht. "Wir sind ernsthaft besorgt über die steigende Zahl getöteter palästinensischer Zivilisten und den Verlust von israelischen Menschenleben", sagte Obama. Israel habe zwar ein Recht auf Selbstverteidigung, aber der Infrastruktur der Palästinenserorganisation Hamas auch schon "bedeutenden Schaden" zugefügt. Die internationale Gemeinschaft müsse die Gewalt in Gaza stoppen, sagte er. Sein Sprecher Josh Earnest erinnerte Israel an "die eigenen Ansprüche" beim Schutz von Zivilisten.

Obama habe Außenminister John Kerry angewiesen, bei seinem derzeitigen Besuch in der Region auf ein sofortiges Ende der Feindseligkeiten und eine Rückkehr zur im November 2012 vereinbarten Waffenruhe hinzuwirken.

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