Das Bild eines britischen Premierministers, der Schulter an Schulter mit einem US-Präsidenten ein arabisches Land attackiert, ist nicht neu. Aber derweil Tony Blair wie ein braver Pudel George W. Bush in den Irak folgte, ist es im Fall von Libyen umgekehrt: Hier trieb David Cameron wie ein giftig kläffender Terrier einen zögernden Barack Obama vor sich her.
David Cameron: Beim Einsatz gegen Libyen gibt er den giftig kläffenden Terrier.
(Foto: REUTERS)Die Wandlung des britischen Premiers vom innenpolitischen Isolationisten zum impulsiven Interventionisten ist vor allem wegen des Tempos bemerkenswert, mit dem sie sich vollzog. Schließlich ist es gerade vier Wochen her, seit Cameron verächtlich anmerkte, dass er "kein naiver Neocon" sei, der glaube, man könne Demokratie aus 40.000 Fuß Höhe auf ein Land herabregnen lassen.
Genau dies ist die Flughöhe, in der nun britische Tornado-Kampfflieger über Libyen operieren, und letzten Endes besteht ihr Auftrag darin, den Libyern zu Demokratie zu verhelfen.
"Kein naiver Neocon"
Trotz seiner ursprünglichen Vorbehalte war Cameron der erste führende westliche Politiker, der eine Flugverbotszone für Libyen forderte. Man weiß nicht, ob es Selbstverleugnung war oder Selbstvertrauen, die ihn an dem Vorschlag festhalten ließen, obwohl er einhellig abgelehnt wurde. Vor allem US-Verteidigungsminister Robert Gates verhehlte nicht, dass er den Briten für einen Grünschnabel hielt, der sich lieber zuerst bei Fachleuten erkundigen sollte, bevor er sich mit seinem "losen Gerede" blamiere.
Doch was hat den Wandel ausgelöst? Da ist zum einen die öffentliche Meinung, die in Großbritannien - anders als in Deutschland - grundsätzlich eher dazu neigt, den Underdog, in diesem Falle die romantisch als Rebellen verklärten Gegner von Muammar al-Gaddafi, zu unterstützen. Diesen Reflex konnte auch der umstrittene Irak-Krieg nicht auslöschen: In einer Umfrage hielten 69 Prozent der befragten Briten die Einrichtung einer Flugverbotszone für richtig.