Kreml will Ansehen verbessern:Russische Imagekorrektur

Nach Gas-Streit und Georgien-Krieg ist das Image Russlands angeschlagen: Wie der Kreml versucht, seinen schlechten Ruf in der Welt loszuwerden.

Oliver Bilger

Russlands Ruf ist nicht gerade der Beste in der Welt. Die Attribute neosowjetisch oder autoritär fallen manchmal, in Medien dominieren Negativ-Schlagzeilen. Beispiele lassen sich auch leicht finden, es genügt dazu ein Blick ins vergangene Jahr.

Russland Georgien PR Image

Will für ein besseres Russlandbild sorgen: Der Kreml in Moskau

(Foto: Foto: dpa)

Da ist etwa der neue Prozess gegen den Ex-Oligarchen Michail Chodorkowskij und die Frage nach der politischen Motivation der Anklage gegen den früheren Yukos-Chef. Da war der Gas-Streit mit der Ukraine, der auch zum Disput mit der Europäischen Union führte. Vor allem aber gab es den Kurz-Krieg zwischen Russland und Georgien im vergangenen August. Die meisten westlichen Medien sahen in Russland den eindeutigen Aggressor. Auch wenn sich das Bild mittlerweile geändert hat, bleibt das PR-Desaster für Russland unvergessen.

Die russische Regierung will den schlechten Ruf des Landes loswerden und hat dafür jetzt eine Kommission berufen, die das Image im Ausland verbessern soll. Das Gremium soll positive PR betreiben.

Es ist nicht der erste Versuch, das Russlandbild in der Welt zu verändern: Im Jahr 2005 etwa gründete die Regierung den englischsprachigen Fernsehsender Russia Today, der Klischees abbauen und dem Ausland russische Sichtweisen vermitteln soll. Bisher war das Außenministerium in Moskau für das Image des Landes verantwortlich. Die neue Kommission ist hingegen der Präsidialverwaltung unterstellt, ein Zeichen, dass der Imagebildung mehr Bedeutung zugemessen wird. Unter anderem wird auch Außenminister Sergej Lawrow dem Gremium angehören.

Zum Vorsitzenden der Kommission wurde Sergej Naryschkin ernannt, der Chef der Präsidialverwaltung. Naryschkin ist Fachmann, wenn es um den Ruf seines Landes geht. Der Kreml-Stabschef korrigiert derzeit auch das historische Bild Russlands: Er leitet eine weitere Kommission, die sogenannten Geschichtsfälschungen den Kampf angesagt hat. Kritiker sagen, die Regierung betreibe dabei ideologisierte Geschichtsschreibung.

Hauptaufgabe des neuen Gremiums soll es indes sein, die Fehler auszubessern, die im ersten Amtsjahr von Präsident Dmitrij Medwedjew begangen wurden, schreibt die Tageszeitung Nesawissimaja Gasjeta. Dabei gehe es dem Kreml vor allem um die Auswirkungen des Krieges im vergangenen August.

"Der Krieg gegen Georgien war ein PR-Gau für Russland", sagt Professor Hans-Henning Schröder. Seitdem sei das Land um so mehr um die Verbesserung seines Images bemüht, erklärt der Wissenschaftler von der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen.

Unmittelbar nach dem Krieg wandten sich Premier Wladimir Putin und Medwedjew deshalb offensiv an Medien im Westen. Beim Gas-Streit mit der Ukraine habe Russland schon eine bessere Figur gemacht, findet Schröder, das sei ein "Forschtritt" gewesen. Überhaupt habe sich das Russlandbild im Ausland in den vergangenen Monaten zum Positiven gewandelt. Die Gründung der neuen Kommission sei nun eine "Institutionalisierung dieser Politik".

Außerdem sollen ausländische Berater auch weiterhin das Russlandbild mitgestalten. So hatte sich die Regierung in Moskau etwa für den G-8-Gipfel in Sankt Petersburg im Jahr 2006 die Unterstützung einer amerikanischen PR-Agentur geholt.

Die Gründung der Kommission fand bereits im Mai statt, wurde aber erst jetzt bekannt. Nähere Informationen über die Tätigkeit gibt es bislang nicht. Die russische Regierung dürfte auch kein großes Interesse daran haben, die eigentliche Arbeit des Gremiums öffentlich zu machen, sichtbar soll letztlich das Ergebnis sein - das verbesserte Image Russlands.

Allerdings wurde auch Kritik an der Arbeit der Kommission laut. Fjodor Lukjanow, Chefredakteur der Moskauer Zeitschrift Russia in Global Affairs, sagte dem Wall Street Journal, die Kommission werde keinen Erfolg haben: "Image ist nichts, was von einer bürokratischen Maschinerie erschaffen werden kann." Der Kreml will es zumindest versuchen.

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